Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.immer eine gewisse Würde behalten, sind voll von dergleichen. Z. B. S. 45 dexaria, Pardon geben würde. S. 118 Sabes poco, du verstehst nicht ein Haar; Th. II. S. 15 ni grado, ni gracias, das dank' ihm der Henker; S. 5 heißt ein auf die Zunge gelegtes Jnterdikt, Zungensperre; wo Don Quixote sagt, Th. I. S. 332 er wolle eine muy triste figura in seinen Schild mahlen lassen, läßt ihn Herr S. sagen: "ein wahres Ecce-homo Bild," welches erstlich herauskommt als hätte sich der Ritter wissentlich zum besten, und dann im Munde eines Katholiken ein wahrer Frevel seyn würde. Jn einer ernsten und pathetischen Rede, worin Don Quixote die Beschwerden des Ritterstandes schildert, S. 190 lautet es: "nicht unter trockenem Dache, sonder unter Got"tes freyem Himmel, wo uns im Sommer das Hirn "im Kopfe verbrennt, und im Winter die Eiszapfen "an den Knebeln frieren;" statt: nicht unter schirmendem Dach sondern unter freyem Himmel, den unleidlichen Strahlen der Sonne im Sommer, und den starren Frösten des Winters zum Ziele bloßgestellt. Herr S. wird vielleicht einwenden, in derselben Rede komme ja doch piojoso vor; aber eben dieß piojoso, welches er vielleicht durch Ungeziefer zu verfeinern geglaubt hat, macht zwischen die übrige Erhabenheit so isolirt und demüthig hingestellt, eine unvergleichliche Wirkung. Ueberhaupt kommt alles auf die Weise, die Stellung und Verbindung an: viele von den hier getadelten Ausdrücken mögen allerdings von vortrefflichen Dichtern gebraucht worden seyn; allein man immer eine gewisse Wuͤrde behalten, sind voll von dergleichen. Z. B. S. 45 dexaria, Pardon geben wuͤrde. S. 118 Sabes poco, du verstehst nicht ein Haar; Th. II. S. 15 ni grado, ni gracias, das dank' ihm der Henker; S. 5 heißt ein auf die Zunge gelegtes Jnterdikt, Zungensperre; wo Don Quixote sagt, Th. I. S. 332 er wolle eine muy triste figura in seinen Schild mahlen lassen, laͤßt ihn Herr S. sagen: “ein wahres Ecce-homo Bild,” welches erstlich herauskommt als haͤtte sich der Ritter wissentlich zum besten, und dann im Munde eines Katholiken ein wahrer Frevel seyn wuͤrde. Jn einer ernsten und pathetischen Rede, worin Don Quixote die Beschwerden des Ritterstandes schildert, S. 190 lautet es: “nicht unter trockenem Dache, sonder unter Got“tes freyem Himmel, wo uns im Sommer das Hirn “im Kopfe verbrennt, und im Winter die Eiszapfen “an den Knebeln frieren;” statt: nicht unter schirmendem Dach sondern unter freyem Himmel, den unleidlichen Strahlen der Sonne im Sommer, und den starren Froͤsten des Winters zum Ziele bloßgestellt. Herr S. wird vielleicht einwenden, in derselben Rede komme ja doch piojoso vor; aber eben dieß piojoso, welches er vielleicht durch Ungeziefer zu verfeinern geglaubt hat, macht zwischen die uͤbrige Erhabenheit so isolirt und demuͤthig hingestellt, eine unvergleichliche Wirkung. Ueberhaupt kommt alles auf die Weise, die Stellung und Verbindung an: viele von den hier getadelten Ausdruͤcken moͤgen allerdings von vortrefflichen Dichtern gebraucht worden seyn; allein man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0326" n="314"/> immer eine gewisse Wuͤrde behalten, sind voll von dergleichen. Z. B. S. 45 dexaria, <hi rendition="#g">Pardon</hi> geben wuͤrde. S. 118 Sabes poco, du verstehst <hi rendition="#g">nicht ein Haar</hi>; Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 15 ni grado, ni gracias, das dank' ihm der <hi rendition="#g">Henker</hi>; S. 5 heißt ein auf die Zunge gelegtes Jnterdikt, <hi rendition="#g">Zungensperre</hi>; wo Don Quixote sagt, Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 332 er wolle eine muy triste figura in seinen Schild mahlen lassen, laͤßt ihn Herr S. sagen: “ein wahres Ecce-homo Bild,” welches erstlich herauskommt als haͤtte sich der Ritter wissentlich zum besten, und dann im Munde eines Katholiken ein wahrer Frevel seyn wuͤrde. Jn einer ernsten und pathetischen Rede, worin Don Quixote die Beschwerden des Ritterstandes schildert, S. 190 lautet es: “nicht unter trockenem Dache, sonder unter Got“tes freyem Himmel, wo uns im Sommer das Hirn “im Kopfe verbrennt, und im Winter die Eiszapfen “an den Knebeln frieren;” statt: nicht unter schirmendem Dach sondern unter freyem Himmel, den unleidlichen Strahlen der Sonne im Sommer, und den starren Froͤsten des Winters zum Ziele bloßgestellt. Herr S. wird vielleicht einwenden, in derselben Rede komme ja doch piojoso vor; aber eben dieß piojoso, welches er vielleicht durch <hi rendition="#g">Ungeziefer</hi> zu verfeinern geglaubt hat, macht zwischen die uͤbrige Erhabenheit so isolirt und demuͤthig hingestellt, eine unvergleichliche Wirkung. Ueberhaupt kommt alles auf die Weise, die Stellung und Verbindung an: viele von den hier getadelten Ausdruͤcken moͤgen allerdings von vortrefflichen Dichtern gebraucht worden seyn; allein man </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [314/0326]
immer eine gewisse Wuͤrde behalten, sind voll von dergleichen. Z. B. S. 45 dexaria, Pardon geben wuͤrde. S. 118 Sabes poco, du verstehst nicht ein Haar; Th. II. S. 15 ni grado, ni gracias, das dank' ihm der Henker; S. 5 heißt ein auf die Zunge gelegtes Jnterdikt, Zungensperre; wo Don Quixote sagt, Th. I. S. 332 er wolle eine muy triste figura in seinen Schild mahlen lassen, laͤßt ihn Herr S. sagen: “ein wahres Ecce-homo Bild,” welches erstlich herauskommt als haͤtte sich der Ritter wissentlich zum besten, und dann im Munde eines Katholiken ein wahrer Frevel seyn wuͤrde. Jn einer ernsten und pathetischen Rede, worin Don Quixote die Beschwerden des Ritterstandes schildert, S. 190 lautet es: “nicht unter trockenem Dache, sonder unter Got“tes freyem Himmel, wo uns im Sommer das Hirn “im Kopfe verbrennt, und im Winter die Eiszapfen “an den Knebeln frieren;” statt: nicht unter schirmendem Dach sondern unter freyem Himmel, den unleidlichen Strahlen der Sonne im Sommer, und den starren Froͤsten des Winters zum Ziele bloßgestellt. Herr S. wird vielleicht einwenden, in derselben Rede komme ja doch piojoso vor; aber eben dieß piojoso, welches er vielleicht durch Ungeziefer zu verfeinern geglaubt hat, macht zwischen die uͤbrige Erhabenheit so isolirt und demuͤthig hingestellt, eine unvergleichliche Wirkung. Ueberhaupt kommt alles auf die Weise, die Stellung und Verbindung an: viele von den hier getadelten Ausdruͤcken moͤgen allerdings von vortrefflichen Dichtern gebraucht worden seyn; allein man
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