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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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Jetzt liebliche Quellen und kristallhelle Bäche, bald in sanften bald in stürmenden Fällen; herrliche Thäler und fruchtbare Hügel mit den stillen freundlichen Wohnungen in der Veste der Gebirge, und Wiesen und Triften und hochgelegene Sennenhütten über den waldigen Abhängen.

Dann spiegelnde Seen und rauschende Ströme, in Felsen gebildet und in sanftgehobenen Hügeln. Friedliche Haine und schauerliche Waldungen, mit dem ewigen Wohlgeruche duftender Blumen und Kräuter, und endlich jene erhabenen Felsengebirge mit den lichtgekrönten Häuptern, die im Glanze des Abends wie himmlische Erscheinungen aus den Wolken dir winken.

Wie ist dir so wohl in dieser Feier der Natur. Du stehst auf den sonnigen Gipfeln der Alpen und athmest Milde des Frühlings, und wohin du blickest im weiten Kreise des Auges, naht die Göttin dir sichtbar in herrlich strahlender Bildung. Von den Höhen herab über die Thäler und Gewässer siehst du ihr Schweben. Licht ist ihre Bahn, und ewiger Wechsel des Schönen ihr himmlischer Wandel. So breitest du deine Hände über die Rosengewölke des Tages, und segnest dein Geschlecht, und in stillen Umarmungen der dir befreundeten Wesen sprichst du, ich bin ewig.

Aber es wandle in diesem Himmel froh und innigtheilnehmend die Freundschaft mit dir, daß du dein schönes Gefühl begreifest im entgegnenden Drucke der Hand, und dein leisester Ruf zurücktöne in der bewegten

Jetzt liebliche Quellen und kristallhelle Baͤche, bald in sanften bald in stuͤrmenden Faͤllen; herrliche Thaͤler und fruchtbare Huͤgel mit den stillen freundlichen Wohnungen in der Veste der Gebirge, und Wiesen und Triften und hochgelegene Sennenhuͤtten uͤber den waldigen Abhaͤngen.

Dann spiegelnde Seen und rauschende Stroͤme, in Felsen gebildet und in sanftgehobenen Huͤgeln. Friedliche Haine und schauerliche Waldungen, mit dem ewigen Wohlgeruche duftender Blumen und Kraͤuter, und endlich jene erhabenen Felsengebirge mit den lichtgekroͤnten Haͤuptern, die im Glanze des Abends wie himmlische Erscheinungen aus den Wolken dir winken.

Wie ist dir so wohl in dieser Feier der Natur. Du stehst auf den sonnigen Gipfeln der Alpen und athmest Milde des Fruͤhlings, und wohin du blickest im weiten Kreise des Auges, naht die Goͤttin dir sichtbar in herrlich strahlender Bildung. Von den Hoͤhen herab uͤber die Thaͤler und Gewaͤsser siehst du ihr Schweben. Licht ist ihre Bahn, und ewiger Wechsel des Schoͤnen ihr himmlischer Wandel. So breitest du deine Haͤnde uͤber die Rosengewoͤlke des Tages, und segnest dein Geschlecht, und in stillen Umarmungen der dir befreundeten Wesen sprichst du, ich bin ewig.

Aber es wandle in diesem Himmel froh und innigtheilnehmend die Freundschaft mit dir, daß du dein schoͤnes Gefuͤhl begreifest im entgegnenden Drucke der Hand, und dein leisester Ruf zuruͤcktoͤne in der bewegten

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[35/0043] Jetzt liebliche Quellen und kristallhelle Baͤche, bald in sanften bald in stuͤrmenden Faͤllen; herrliche Thaͤler und fruchtbare Huͤgel mit den stillen freundlichen Wohnungen in der Veste der Gebirge, und Wiesen und Triften und hochgelegene Sennenhuͤtten uͤber den waldigen Abhaͤngen. Dann spiegelnde Seen und rauschende Stroͤme, in Felsen gebildet und in sanftgehobenen Huͤgeln. Friedliche Haine und schauerliche Waldungen, mit dem ewigen Wohlgeruche duftender Blumen und Kraͤuter, und endlich jene erhabenen Felsengebirge mit den lichtgekroͤnten Haͤuptern, die im Glanze des Abends wie himmlische Erscheinungen aus den Wolken dir winken. Wie ist dir so wohl in dieser Feier der Natur. Du stehst auf den sonnigen Gipfeln der Alpen und athmest Milde des Fruͤhlings, und wohin du blickest im weiten Kreise des Auges, naht die Goͤttin dir sichtbar in herrlich strahlender Bildung. Von den Hoͤhen herab uͤber die Thaͤler und Gewaͤsser siehst du ihr Schweben. Licht ist ihre Bahn, und ewiger Wechsel des Schoͤnen ihr himmlischer Wandel. So breitest du deine Haͤnde uͤber die Rosengewoͤlke des Tages, und segnest dein Geschlecht, und in stillen Umarmungen der dir befreundeten Wesen sprichst du, ich bin ewig. Aber es wandle in diesem Himmel froh und innigtheilnehmend die Freundschaft mit dir, daß du dein schoͤnes Gefuͤhl begreifest im entgegnenden Drucke der Hand, und dein leisester Ruf zuruͤcktoͤne in der bewegten

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/43>, abgerufen am 29.04.2024.