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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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Brust des Freundes. Dann erscheinet dir in Klarheit die hohe Bedeutung der Natur, und du fühlst es mit Entzücken, daß sie nur Liebe der Wesen ist, die ihre Herrlichkeiten anschaun.

So wird dir Zuversicht in des Tages schöner Beleuchtung und im Sternenlichte der Nacht, wo des einsamen Nachdenkens banger Zweifel oft die Wahrheit umwölkte, die dein verklärtes Auge nun sieht. Fühle sie tief in dieser heiligen Rührung; und es sinken dir nicht die Himmel im Umkreise der Sonnen, und verhallt nicht ihrer Sphären harmonischer Wohllaut; denn im Tausche unsrer Geister wird Leben die Schöpfung, und umglänzt die Harmonie uns mit Licht und ewiger Liebe.

Auf den letzten Gebürgen von Schwaben öffnet sich deinem Blicke das erhabene Schauspiel. Du siehst das Land deiner stillen Wünsche vor dir im magischen Dunkel der Gebirge; und die Ahndungen deiner Seele werden lichter und bedeutender, und du schaust hin in die Ferne mit hohem sehnendem Verlangen.

Aber lächelnd schwebt schon die Erfüllung dir zur Seite; denn näher dem Auge winkt dir der Spiegel des Boden-Sees mit seinen dämmernden Ufern. Du enträthselst die Gestalten in der zauberischen Beleuchtung, und wandelst entzückt über die lichte Ebne, bis dein Blick sich verliert. Es ist die Allmacht des Schönen die dein Auge fesselt, daß du ewig weilen möchtest in diesem Zauber, und du huldigst der Natur in

Brust des Freundes. Dann erscheinet dir in Klarheit die hohe Bedeutung der Natur, und du fuͤhlst es mit Entzuͤcken, daß sie nur Liebe der Wesen ist, die ihre Herrlichkeiten anschaun.

So wird dir Zuversicht in des Tages schoͤner Beleuchtung und im Sternenlichte der Nacht, wo des einsamen Nachdenkens banger Zweifel oft die Wahrheit umwoͤlkte, die dein verklaͤrtes Auge nun sieht. Fuͤhle sie tief in dieser heiligen Ruͤhrung; und es sinken dir nicht die Himmel im Umkreise der Sonnen, und verhallt nicht ihrer Sphaͤren harmonischer Wohllaut; denn im Tausche unsrer Geister wird Leben die Schoͤpfung, und umglaͤnzt die Harmonie uns mit Licht und ewiger Liebe.

Auf den letzten Gebuͤrgen von Schwaben oͤffnet sich deinem Blicke das erhabene Schauspiel. Du siehst das Land deiner stillen Wuͤnsche vor dir im magischen Dunkel der Gebirge; und die Ahndungen deiner Seele werden lichter und bedeutender, und du schaust hin in die Ferne mit hohem sehnendem Verlangen.

Aber laͤchelnd schwebt schon die Erfuͤllung dir zur Seite; denn naͤher dem Auge winkt dir der Spiegel des Boden-Sees mit seinen daͤmmernden Ufern. Du entraͤthselst die Gestalten in der zauberischen Beleuchtung, und wandelst entzuͤckt uͤber die lichte Ebne, bis dein Blick sich verliert. Es ist die Allmacht des Schoͤnen die dein Auge fesselt, daß du ewig weilen moͤchtest in diesem Zauber, und du huldigst der Natur in

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[36/0044] Brust des Freundes. Dann erscheinet dir in Klarheit die hohe Bedeutung der Natur, und du fuͤhlst es mit Entzuͤcken, daß sie nur Liebe der Wesen ist, die ihre Herrlichkeiten anschaun. So wird dir Zuversicht in des Tages schoͤner Beleuchtung und im Sternenlichte der Nacht, wo des einsamen Nachdenkens banger Zweifel oft die Wahrheit umwoͤlkte, die dein verklaͤrtes Auge nun sieht. Fuͤhle sie tief in dieser heiligen Ruͤhrung; und es sinken dir nicht die Himmel im Umkreise der Sonnen, und verhallt nicht ihrer Sphaͤren harmonischer Wohllaut; denn im Tausche unsrer Geister wird Leben die Schoͤpfung, und umglaͤnzt die Harmonie uns mit Licht und ewiger Liebe. Auf den letzten Gebuͤrgen von Schwaben oͤffnet sich deinem Blicke das erhabene Schauspiel. Du siehst das Land deiner stillen Wuͤnsche vor dir im magischen Dunkel der Gebirge; und die Ahndungen deiner Seele werden lichter und bedeutender, und du schaust hin in die Ferne mit hohem sehnendem Verlangen. Aber laͤchelnd schwebt schon die Erfuͤllung dir zur Seite; denn naͤher dem Auge winkt dir der Spiegel des Boden-Sees mit seinen daͤmmernden Ufern. Du entraͤthselst die Gestalten in der zauberischen Beleuchtung, und wandelst entzuͤckt uͤber die lichte Ebne, bis dein Blick sich verliert. Es ist die Allmacht des Schoͤnen die dein Auge fesselt, daß du ewig weilen moͤchtest in diesem Zauber, und du huldigst der Natur in

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/44>, abgerufen am 29.04.2024.