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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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zur Kunst gewordnen Poesie auf den abentheuerlichen Stoff der Ritterbücher an, und so entstand das Romanzo der Jtaliäner, ursprünglich schon zu geselligen Vorlesungen bestimmt, und die alterthümlichen Wundergeschichten durch einen Anhauch von geselligem Witz und geistiger Würze zur Groteske laut oder leise verwandelnd. Doch ist dieses Groteske selbst im Ariosto, der das Romanzo wie Boyardo mit Novellen, und nach dem Geist seiner Zeit mit schönen Blüthen aus den Alten schmückte, und in der Stanze eine hohe Anmuth erreichte, nur einzeln, nicht im Ganzen, das kaum diesen Namen verdient. Durch diesen Vorzug und durch seinen hellen Verstand steht er über seinem Vorgänger; die Fülle klarer Bilder und die glückliche Mischung von Scherz und Ernst macht ihn zum Meister und Urbilde in leichter Erzählung und sinnlichen Fantasien. Der Versuch, das Romanzo durch einen würdigen Gegenstand und durch classische Sprache zur antiken Würde der Epopöe zu erheben, das man sich als ein großes Kunstwerk aller Kunstwerke für die Nation, und nach seinem allegorischen Sinn noch besonders für die Gelehrten dachte, blieb, so oft er auch wiederhohlt wurde, nur ein Versuch, der den rechten Punkt nicht treffen konnte. Auf einem andern ganz neuen, aber nur einmal anwendbaren Wege gelang es dem Guarini, im Pastorfido, dem größten ja einzigen Kunstwerke der Jtaliäner nach jenen Großen, den romantischen Geist und die classische Bildung zur schönsten Harmonie zu verschmelzen, wodurch

zur Kunst gewordnen Poesie auf den abentheuerlichen Stoff der Ritterbuͤcher an, und so entstand das Romanzo der Jtaliaͤner, urspruͤnglich schon zu geselligen Vorlesungen bestimmt, und die alterthuͤmlichen Wundergeschichten durch einen Anhauch von geselligem Witz und geistiger Wuͤrze zur Groteske laut oder leise verwandelnd. Doch ist dieses Groteske selbst im Ariosto, der das Romanzo wie Boyardo mit Novellen, und nach dem Geist seiner Zeit mit schoͤnen Bluͤthen aus den Alten schmuͤckte, und in der Stanze eine hohe Anmuth erreichte, nur einzeln, nicht im Ganzen, das kaum diesen Namen verdient. Durch diesen Vorzug und durch seinen hellen Verstand steht er uͤber seinem Vorgaͤnger; die Fuͤlle klarer Bilder und die gluͤckliche Mischung von Scherz und Ernst macht ihn zum Meister und Urbilde in leichter Erzaͤhlung und sinnlichen Fantasien. Der Versuch, das Romanzo durch einen wuͤrdigen Gegenstand und durch classische Sprache zur antiken Wuͤrde der Epopoͤe zu erheben, das man sich als ein großes Kunstwerk aller Kunstwerke fuͤr die Nation, und nach seinem allegorischen Sinn noch besonders fuͤr die Gelehrten dachte, blieb, so oft er auch wiederhohlt wurde, nur ein Versuch, der den rechten Punkt nicht treffen konnte. Auf einem andern ganz neuen, aber nur einmal anwendbaren Wege gelang es dem Guarini, im Pastorfido, dem groͤßten ja einzigen Kunstwerke der Jtaliaͤner nach jenen Großen, den romantischen Geist und die classische Bildung zur schoͤnsten Harmonie zu verschmelzen, wodurch

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[79/0087] zur Kunst gewordnen Poesie auf den abentheuerlichen Stoff der Ritterbuͤcher an, und so entstand das Romanzo der Jtaliaͤner, urspruͤnglich schon zu geselligen Vorlesungen bestimmt, und die alterthuͤmlichen Wundergeschichten durch einen Anhauch von geselligem Witz und geistiger Wuͤrze zur Groteske laut oder leise verwandelnd. Doch ist dieses Groteske selbst im Ariosto, der das Romanzo wie Boyardo mit Novellen, und nach dem Geist seiner Zeit mit schoͤnen Bluͤthen aus den Alten schmuͤckte, und in der Stanze eine hohe Anmuth erreichte, nur einzeln, nicht im Ganzen, das kaum diesen Namen verdient. Durch diesen Vorzug und durch seinen hellen Verstand steht er uͤber seinem Vorgaͤnger; die Fuͤlle klarer Bilder und die gluͤckliche Mischung von Scherz und Ernst macht ihn zum Meister und Urbilde in leichter Erzaͤhlung und sinnlichen Fantasien. Der Versuch, das Romanzo durch einen wuͤrdigen Gegenstand und durch classische Sprache zur antiken Wuͤrde der Epopoͤe zu erheben, das man sich als ein großes Kunstwerk aller Kunstwerke fuͤr die Nation, und nach seinem allegorischen Sinn noch besonders fuͤr die Gelehrten dachte, blieb, so oft er auch wiederhohlt wurde, nur ein Versuch, der den rechten Punkt nicht treffen konnte. Auf einem andern ganz neuen, aber nur einmal anwendbaren Wege gelang es dem Guarini, im Pastorfido, dem groͤßten ja einzigen Kunstwerke der Jtaliaͤner nach jenen Großen, den romantischen Geist und die classische Bildung zur schoͤnsten Harmonie zu verschmelzen, wodurch

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/87>, abgerufen am 09.11.2024.