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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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Die Diction selbst, obgleich sie schon unmittelbarer mit dem eigenthümlichen Wesen der Poesie zusammenhängt, ist ihr mit der Rhetorik gemein. Die Dichtungsarten sind eigentlich die Poesie selbst.

Marcus. Auch mit einer bündigen Theorie derselben bliebe noch vieles zu thun übrig, oder eigentlich alles. Es fehlt nicht an Lehren und Theorien, daß und wie die Poesie eine Kunst seyn und werden solle. Wird sie es aber dadurch wirklich? -- Dieß könnte nur auf dem praktischen Wege geschehn, wenn mehre Dichter sich vereinigten eine Schule der Poesie zu stiften, wo der Meister den Lehrling wie in andern Künsten tüchtig angriffe und wacker plagte, aber auch im Schweiß seines Angesichts ihm eine solide Grundlage als Erbschaft hinterließe, auf die der Nachfolger dadurch von Anfang an im Vortheil nun immer größer und kühner fortbauen dürfte, um sich endlich auf der stolzesten Höhe frey und mit Leichkeit zu bewegen.

Andrea. Das Reich der Poesie ist unsichtbar. Wenn ihr nur nicht auf die äußre Form seht, so könnt ihr eine Schule der Poesie in ihrer Geschichte finden, größer als in irgend einer andern Kunst. Die Meister aller Zeiten und Nationen haben uns vorgearbeitet, uns ein ungeheures Capital hinterlassen. Dieß in der Kürze zu zeigen, war der Zweck meiner Vo[rl]esung.

Antonio. Auch unter uns und ganz in der Nähe fehlt es nicht an Beyspielen, daß ein Meister, vielleicht ohne es zu wissen und zu wollen, den Nachfolgern gewaltig vorarbeitet. Wenn Voßens eigne Gedichte längst aus der Reihe der Dinge verschwunden

Die Diction selbst, obgleich sie schon unmittelbarer mit dem eigenthuͤmlichen Wesen der Poesie zusammenhaͤngt, ist ihr mit der Rhetorik gemein. Die Dichtungsarten sind eigentlich die Poesie selbst.

Marcus. Auch mit einer buͤndigen Theorie derselben bliebe noch vieles zu thun uͤbrig, oder eigentlich alles. Es fehlt nicht an Lehren und Theorien, daß und wie die Poesie eine Kunst seyn und werden solle. Wird sie es aber dadurch wirklich? — Dieß koͤnnte nur auf dem praktischen Wege geschehn, wenn mehre Dichter sich vereinigten eine Schule der Poesie zu stiften, wo der Meister den Lehrling wie in andern Kuͤnsten tuͤchtig angriffe und wacker plagte, aber auch im Schweiß seines Angesichts ihm eine solide Grundlage als Erbschaft hinterließe, auf die der Nachfolger dadurch von Anfang an im Vortheil nun immer groͤßer und kuͤhner fortbauen duͤrfte, um sich endlich auf der stolzesten Hoͤhe frey und mit Leichkeit zu bewegen.

Andrea. Das Reich der Poesie ist unsichtbar. Wenn ihr nur nicht auf die aͤußre Form seht, so koͤnnt ihr eine Schule der Poesie in ihrer Geschichte finden, groͤßer als in irgend einer andern Kunst. Die Meister aller Zeiten und Nationen haben uns vorgearbeitet, uns ein ungeheures Capital hinterlassen. Dieß in der Kuͤrze zu zeigen, war der Zweck meiner Vo[rl]esung.

Antonio. Auch unter uns und ganz in der Naͤhe fehlt es nicht an Beyspielen, daß ein Meister, vielleicht ohne es zu wissen und zu wollen, den Nachfolgern gewaltig vorarbeitet. Wenn Voßens eigne Gedichte laͤngst aus der Reihe der Dinge verschwunden

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[91/0099] Die Diction selbst, obgleich sie schon unmittelbarer mit dem eigenthuͤmlichen Wesen der Poesie zusammenhaͤngt, ist ihr mit der Rhetorik gemein. Die Dichtungsarten sind eigentlich die Poesie selbst. Marcus. Auch mit einer buͤndigen Theorie derselben bliebe noch vieles zu thun uͤbrig, oder eigentlich alles. Es fehlt nicht an Lehren und Theorien, daß und wie die Poesie eine Kunst seyn und werden solle. Wird sie es aber dadurch wirklich? — Dieß koͤnnte nur auf dem praktischen Wege geschehn, wenn mehre Dichter sich vereinigten eine Schule der Poesie zu stiften, wo der Meister den Lehrling wie in andern Kuͤnsten tuͤchtig angriffe und wacker plagte, aber auch im Schweiß seines Angesichts ihm eine solide Grundlage als Erbschaft hinterließe, auf die der Nachfolger dadurch von Anfang an im Vortheil nun immer groͤßer und kuͤhner fortbauen duͤrfte, um sich endlich auf der stolzesten Hoͤhe frey und mit Leichkeit zu bewegen. Andrea. Das Reich der Poesie ist unsichtbar. Wenn ihr nur nicht auf die aͤußre Form seht, so koͤnnt ihr eine Schule der Poesie in ihrer Geschichte finden, groͤßer als in irgend einer andern Kunst. Die Meister aller Zeiten und Nationen haben uns vorgearbeitet, uns ein ungeheures Capital hinterlassen. Dieß in der Kuͤrze zu zeigen, war der Zweck meiner Vorlesung. Antonio. Auch unter uns und ganz in der Naͤhe fehlt es nicht an Beyspielen, daß ein Meister, vielleicht ohne es zu wissen und zu wollen, den Nachfolgern gewaltig vorarbeitet. Wenn Voßens eigne Gedichte laͤngst aus der Reihe der Dinge verschwunden

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/99>, abgerufen am 09.11.2024.