Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Canut,
Sein Geist, den nichts umschränkt, will allen Ruhm
umfassen,
Uns, die wir schlechter sind, will er nichts übrig
lassen.
Was bleibt mir, soll mich nicht zu leben ganz gereun,
Zur Ehre für ein Weg, als der, sein Feind zu seyn?
Jst Stärke, Muth, Verstand an denen denn ver-
lohren,
Die kein partheyisch Glück zu Königen gebohren?
Hab ich zur Ewigkeit nicht soviel Recht als er?
Vom Schicksal kömmt der Thron, von uns die Ehre
her.
Er bleibe, was er ist, ein König von sechs Reichen.
An Macht geb ich ihm nach, an Ruhm will ich nicht
weichen.
Estrithe.
Wie qvälest du mich nicht mit deiner Ruhmbegier?
Bist du noch stets sein Feind, sprich, warum bist du
hier?
Hier liebt man den Canut, hier ist ihm alles eigen.
Soll hier dein schwacher Haß sich dir zum Unglück
zeigen?
Ulfo.
Das Unglück, daß er bringt, sey wichtig oder klein!
Kein Unglück ist so groß, als lebend todt zu seyn.
Wenn unsre Thaten uns nicht aus dem dunkeln heben,
Was für ein Unterscheid ist leben und nicht leben?
Zur Ehre hab ich schon den ersten Schritt gethan.
Die Welt sieht meinen Sieg schon mit Bewundrung
an.
Man
Canut,
Sein Geiſt, den nichts umſchraͤnkt, will allen Ruhm
umfaſſen,
Uns, die wir ſchlechter ſind, will er nichts uͤbrig
laſſen.
Was bleibt mir, ſoll mich nicht zu leben ganz gereun,
Zur Ehre fuͤr ein Weg, als der, ſein Feind zu ſeyn?
Jſt Staͤrke, Muth, Verſtand an denen denn ver-
lohren,
Die kein partheyiſch Gluͤck zu Koͤnigen gebohren?
Hab ich zur Ewigkeit nicht ſoviel Recht als er?
Vom Schickſal koͤmmt der Thron, von uns die Ehre
her.
Er bleibe, was er iſt, ein Koͤnig von ſechs Reichen.
An Macht geb ich ihm nach, an Ruhm will ich nicht
weichen.
Eſtrithe.
Wie qvaͤleſt du mich nicht mit deiner Ruhmbegier?
Biſt du noch ſtets ſein Feind, ſprich, warum biſt du
hier?
Hier liebt man den Canut, hier iſt ihm alles eigen.
Soll hier dein ſchwacher Haß ſich dir zum Ungluͤck
zeigen?
Ulfo.
Das Ungluͤck, daß er bringt, ſey wichtig oder klein!
Kein Ungluͤck iſt ſo groß, als lebend todt zu ſeyn.
Wenn unſre Thaten uns nicht aus dem dunkeln heben,
Was fuͤr ein Unterſcheid iſt leben und nicht leben?
Zur Ehre hab ich ſchon den erſten Schritt gethan.
Die Welt ſieht meinen Sieg ſchon mit Bewundrung
an.
Man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#ULF">
            <p><pb facs="#f0018" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Canut,</hi></fw><lb/>
Sein Gei&#x017F;t, den nichts um&#x017F;chra&#x0364;nkt, will allen Ruhm<lb/><hi rendition="#et">umfa&#x017F;&#x017F;en,</hi><lb/>
Uns, die wir &#x017F;chlechter &#x017F;ind, will er nichts u&#x0364;brig<lb/><hi rendition="#et">la&#x017F;&#x017F;en.</hi><lb/>
Was bleibt mir, &#x017F;oll mich nicht zu leben ganz gereun,<lb/>
Zur Ehre fu&#x0364;r ein Weg, als der, &#x017F;ein Feind zu &#x017F;eyn?<lb/>
J&#x017F;t Sta&#x0364;rke, Muth, Ver&#x017F;tand an denen denn ver-<lb/><hi rendition="#et">lohren,</hi><lb/>
Die kein partheyi&#x017F;ch Glu&#x0364;ck zu Ko&#x0364;nigen gebohren?<lb/>
Hab ich zur Ewigkeit nicht &#x017F;oviel Recht als er?<lb/>
Vom Schick&#x017F;al ko&#x0364;mmt der Thron, von uns die Ehre<lb/><hi rendition="#et">her.</hi><lb/>
Er bleibe, was er i&#x017F;t, ein Ko&#x0364;nig von &#x017F;echs Reichen.<lb/>
An Macht geb ich ihm nach, an Ruhm will ich nicht<lb/><hi rendition="#et">weichen.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EST">
            <speaker> <hi rendition="#fr">E&#x017F;trithe.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Wie qva&#x0364;le&#x017F;t du mich nicht mit deiner Ruhmbegier?<lb/>
Bi&#x017F;t du noch &#x017F;tets &#x017F;ein Feind, &#x017F;prich, warum bi&#x017F;t du<lb/><hi rendition="#et">hier?</hi><lb/>
Hier liebt man den Canut, hier i&#x017F;t ihm alles eigen.<lb/>
Soll hier dein &#x017F;chwacher Haß &#x017F;ich dir zum Unglu&#x0364;ck<lb/><hi rendition="#et">zeigen?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ULF">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ulfo.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Das Unglu&#x0364;ck, daß er bringt, &#x017F;ey wichtig oder klein!<lb/>
Kein Unglu&#x0364;ck i&#x017F;t &#x017F;o groß, als lebend todt zu &#x017F;eyn.<lb/>
Wenn un&#x017F;re Thaten uns nicht aus dem dunkeln heben,<lb/>
Was fu&#x0364;r ein Unter&#x017F;cheid i&#x017F;t leben und nicht leben?<lb/>
Zur Ehre hab ich &#x017F;chon den er&#x017F;ten Schritt gethan.<lb/>
Die Welt &#x017F;ieht meinen Sieg &#x017F;chon mit Bewundrung<lb/><hi rendition="#et">an.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0018] Canut, Sein Geiſt, den nichts umſchraͤnkt, will allen Ruhm umfaſſen, Uns, die wir ſchlechter ſind, will er nichts uͤbrig laſſen. Was bleibt mir, ſoll mich nicht zu leben ganz gereun, Zur Ehre fuͤr ein Weg, als der, ſein Feind zu ſeyn? Jſt Staͤrke, Muth, Verſtand an denen denn ver- lohren, Die kein partheyiſch Gluͤck zu Koͤnigen gebohren? Hab ich zur Ewigkeit nicht ſoviel Recht als er? Vom Schickſal koͤmmt der Thron, von uns die Ehre her. Er bleibe, was er iſt, ein Koͤnig von ſechs Reichen. An Macht geb ich ihm nach, an Ruhm will ich nicht weichen. Eſtrithe. Wie qvaͤleſt du mich nicht mit deiner Ruhmbegier? Biſt du noch ſtets ſein Feind, ſprich, warum biſt du hier? Hier liebt man den Canut, hier iſt ihm alles eigen. Soll hier dein ſchwacher Haß ſich dir zum Ungluͤck zeigen? Ulfo. Das Ungluͤck, daß er bringt, ſey wichtig oder klein! Kein Ungluͤck iſt ſo groß, als lebend todt zu ſeyn. Wenn unſre Thaten uns nicht aus dem dunkeln heben, Was fuͤr ein Unterſcheid iſt leben und nicht leben? Zur Ehre hab ich ſchon den erſten Schritt gethan. Die Welt ſieht meinen Sieg ſchon mit Bewundrung an. Man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746/18
Zitationshilfe: Schlegel, Johann Elias: Canut. Kopenhagen, 1746, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_canut_1746/18>, abgerufen am 23.11.2024.