Bhovani verschieden. Den Grundbegriff der alles zeugenden unendlich thierischen Naturkraft in allen diesen ist wohl ungefähr derselbe. Vor- züglich in Babylon und in allen von dem babylo- nischen Reich abhängigen Staaten scheint die Ver- ehrung dieser Göttin Mylitta, bei den Armeniern Anaitis, Alilath bei den alten Arabern, am mei- sten geherrscht zu haben; es ist nicht unwahr- scheinlich, daß unter den Yavanern in den al- ten indischen Schriften, alle westlichen Völker, welche diesem Dienste ausschliessend anhiengen, gemeint seien, nicht ein bestimmtes Volk, son- dern eine Religionssecte; wenigstens können die Yavaner, welche in Monu's Gesetzbuch nebst den Pehlvans und andern verwilderten Geschlech- tern vom Stamme der Krieger erwähnt werden, wohl nicht Alexanders Griechen sein; wenn auch später unter jener allgemeinen Benennung west- licher Völker, die Griechen mit verstanden wurden.
Daß diese Verehrung der Naturkraft ob- wohl mehr verschleiert und gemildert, nicht so durchgeführt und zusammenhängend, doch der innere Geist der Religion der Römer und Griechen
Bhovani verſchieden. Den Grundbegriff der alles zeugenden unendlich thieriſchen Naturkraft in allen dieſen iſt wohl ungefaͤhr derſelbe. Vor- zuͤglich in Babylon und in allen von dem babylo- niſchen Reich abhaͤngigen Staaten ſcheint die Ver- ehrung dieſer Goͤttin Mylitta, bei den Armeniern Anaitis, Alilath bei den alten Arabern, am mei- ſten geherrſcht zu haben; es iſt nicht unwahr- ſcheinlich, daß unter den Yavanern in den al- ten indiſchen Schriften, alle weſtlichen Voͤlker, welche dieſem Dienſte ausſchlieſſend anhiengen, gemeint ſeien, nicht ein beſtimmtes Volk, ſon- dern eine Religionsſecte; wenigſtens koͤnnen die Yavaner, welche in Monu’s Geſetzbuch nebſt den Pehlvans und andern verwilderten Geſchlech- tern vom Stamme der Krieger erwaͤhnt werden, wohl nicht Alexanders Griechen ſein; wenn auch ſpaͤter unter jener allgemeinen Benennung weſt- licher Voͤlker, die Griechen mit verſtanden wurden.
Daß dieſe Verehrung der Naturkraft ob- wohl mehr verſchleiert und gemildert, nicht ſo durchgefuͤhrt und zuſammenhaͤngend, doch der innere Geiſt der Religion der Roͤmer und Griechen
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Bhovani verſchieden. Den Grundbegriff der
alles zeugenden unendlich thieriſchen Naturkraft
in allen dieſen iſt wohl ungefaͤhr derſelbe. Vor-
zuͤglich in Babylon und in allen von dem babylo-
niſchen Reich abhaͤngigen Staaten ſcheint die Ver-
ehrung dieſer Goͤttin Mylitta, bei den Armeniern
Anaitis, Alilath bei den alten Arabern, am mei-
ſten geherrſcht zu haben; es iſt nicht unwahr-
ſcheinlich, daß unter den Yavanern in den al-
ten indiſchen Schriften, alle weſtlichen Voͤlker,
welche dieſem Dienſte ausſchlieſſend anhiengen,
gemeint ſeien, nicht ein beſtimmtes Volk, ſon-
dern eine Religionsſecte; wenigſtens koͤnnen die
Yavaner, welche in Monu’s Geſetzbuch nebſt
den Pehlvans und andern verwilderten Geſchlech-
tern vom Stamme der Krieger erwaͤhnt werden,
wohl nicht Alexanders Griechen ſein; wenn auch
ſpaͤter unter jener allgemeinen Benennung weſt-
licher Voͤlker, die Griechen mit verſtanden
wurden.
Daß dieſe Verehrung der Naturkraft ob-
wohl mehr verſchleiert und gemildert, nicht ſo
durchgefuͤhrt und zuſammenhaͤngend, doch der
innere Geiſt der Religion der Roͤmer und Griechen
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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/140>, abgerufen am 23.11.2024.
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