und Erwerbs, des Handels und der Eroberung auch im hohen Alterthum Statt, die in der neuern Geschichte so ausschliessend zu herrschen scheinen. Ehe wir aber den Einfluß der Religion auf die Stiftung der indischen Kolonien betrach- ten, müssen wir zuerst einige allgemeine Betrach- tungen voran schicken, über die Art wie man die ältesten Wanderungen der Völker, überhaupt ihre Verschiedenheit und Entstehung, zu betrach- ten hat.
Will man die ganze Mannichfaltigkeit der so verschiedenen Völkerschaften zum Gegenstand der Untersuchung machen, so muß man vor's erste jede willkührliche Voraussetzung und Meinung über ihren gemeinschaftlichen Ursprung, und etwanige Ursache der Trennung bei Seite sez- zen, und die Völkerschaften blos nach den Kenn- zeichen des höhern oder geringern Alters son- dern, so wie der Naturforscher die Lagen der verschiedenen Erdarten in den Gebirgen und auf der Oberfläche des festen Landes, der Natur aufmerksam folgend ordnet. Das erste Kennzei- chen ist auch hier die Sprache; mehr aber die innre Structur als der materielle Theil dersel-
und Erwerbs, des Handels und der Eroberung auch im hohen Alterthum Statt, die in der neuern Geſchichte ſo ausſchlieſſend zu herrſchen ſcheinen. Ehe wir aber den Einfluß der Religion auf die Stiftung der indiſchen Kolonien betrach- ten, muͤſſen wir zuerſt einige allgemeine Betrach- tungen voran ſchicken, uͤber die Art wie man die aͤlteſten Wanderungen der Voͤlker, uͤberhaupt ihre Verſchiedenheit und Entſtehung, zu betrach- ten hat.
Will man die ganze Mannichfaltigkeit der ſo verſchiedenen Voͤlkerſchaften zum Gegenſtand der Unterſuchung machen, ſo muß man vor’s erſte jede willkuͤhrliche Vorausſetzung und Meinung uͤber ihren gemeinſchaftlichen Urſprung, und etwanige Urſache der Trennung bei Seite ſez- zen, und die Voͤlkerſchaften blos nach den Kenn- zeichen des hoͤhern oder geringern Alters ſon- dern, ſo wie der Naturforſcher die Lagen der verſchiedenen Erdarten in den Gebirgen und auf der Oberflaͤche des feſten Landes, der Natur aufmerkſam folgend ordnet. Das erſte Kennzei- chen iſt auch hier die Sprache; mehr aber die innre Structur als der materielle Theil derſel-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0185"n="166"/>
und Erwerbs, des Handels und der Eroberung<lb/>
auch im hohen Alterthum Statt, die in der<lb/>
neuern Geſchichte ſo ausſchlieſſend zu herrſchen<lb/>ſcheinen. Ehe wir aber den Einfluß der Religion<lb/>
auf die Stiftung der indiſchen Kolonien betrach-<lb/>
ten, muͤſſen wir zuerſt einige allgemeine Betrach-<lb/>
tungen voran ſchicken, uͤber die Art wie man die<lb/>
aͤlteſten Wanderungen der Voͤlker, uͤberhaupt<lb/>
ihre Verſchiedenheit und Entſtehung, zu betrach-<lb/>
ten hat.</p><lb/><p>Will man die ganze Mannichfaltigkeit der ſo<lb/>
verſchiedenen Voͤlkerſchaften zum Gegenſtand der<lb/>
Unterſuchung machen, ſo muß man vor’s erſte<lb/>
jede willkuͤhrliche Vorausſetzung und Meinung<lb/>
uͤber ihren gemeinſchaftlichen Urſprung, und<lb/>
etwanige Urſache der Trennung bei Seite ſez-<lb/>
zen, und die Voͤlkerſchaften blos nach den Kenn-<lb/>
zeichen des hoͤhern oder geringern Alters ſon-<lb/>
dern, ſo wie der Naturforſcher die Lagen der<lb/>
verſchiedenen Erdarten in den Gebirgen und<lb/>
auf der Oberflaͤche des feſten Landes, der Natur<lb/>
aufmerkſam folgend ordnet. Das erſte Kennzei-<lb/>
chen iſt auch hier die Sprache; mehr aber die<lb/>
innre Structur als der materielle Theil derſel-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[166/0185]
und Erwerbs, des Handels und der Eroberung
auch im hohen Alterthum Statt, die in der
neuern Geſchichte ſo ausſchlieſſend zu herrſchen
ſcheinen. Ehe wir aber den Einfluß der Religion
auf die Stiftung der indiſchen Kolonien betrach-
ten, muͤſſen wir zuerſt einige allgemeine Betrach-
tungen voran ſchicken, uͤber die Art wie man die
aͤlteſten Wanderungen der Voͤlker, uͤberhaupt
ihre Verſchiedenheit und Entſtehung, zu betrach-
ten hat.
Will man die ganze Mannichfaltigkeit der ſo
verſchiedenen Voͤlkerſchaften zum Gegenſtand der
Unterſuchung machen, ſo muß man vor’s erſte
jede willkuͤhrliche Vorausſetzung und Meinung
uͤber ihren gemeinſchaftlichen Urſprung, und
etwanige Urſache der Trennung bei Seite ſez-
zen, und die Voͤlkerſchaften blos nach den Kenn-
zeichen des hoͤhern oder geringern Alters ſon-
dern, ſo wie der Naturforſcher die Lagen der
verſchiedenen Erdarten in den Gebirgen und
auf der Oberflaͤche des feſten Landes, der Natur
aufmerkſam folgend ordnet. Das erſte Kennzei-
chen iſt auch hier die Sprache; mehr aber die
innre Structur als der materielle Theil derſel-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/185>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.