heit mancher Biegungssylben oder Buchstaben. Das Futurum wird durch ein s gebildet wie im Griechischen; koromi -- ich thue, kori- shyami -- ich werde thun; das Imperfectum durch vorgesetzten kurzen Vokal und die Endung on; bhovami -- ich bin, obhovon -- ich war. Die auffallende Gleichheit der Geschlechts- biegung der Adjectiven mit den römischen, des indischen Comparativs mit dem griechischen, und der Personalendungen des Zeitworts mit den griechischen ist schon angeführt worden, wie auch das Perfectum mit dem Augment. Dieses stimmt auch darin mit dem griechischen überein, daß es die erste Person nicht in mi oder on, wie die andern Tempora, noch die dritte Person in t oder ti, sondern beide mit einem Vokal endet; chokaro -- ich habe und er hat gethan, vobhuvo -- ich bin gewesen und er ist gewe- sen. Solche Uebereinstimmung bis in die fein- sten Einzelnheiten der Structur sind gewiß mehr als eine bloße Merkwürdigkeit für jeden, der über Sprache nachgedacht hat. Die Endung der dritten Person des Imperativs ist otu, im Pluralis ontu; die Endung des ersten Par-
heit mancher Biegungsſylben oder Buchſtaben. Das Futurum wird durch ein ſ gebildet wie im Griechiſchen; korōmi — ich thue, kori- ſhyami — ich werde thun; das Imperfectum durch vorgeſetzten kurzen Vokal und die Endung on; bhovami — ich bin, obhovon — ich war. Die auffallende Gleichheit der Geſchlechts- biegung der Adjectiven mit den roͤmiſchen, des indiſchen Comparativs mit dem griechiſchen, und der Perſonalendungen des Zeitworts mit den griechiſchen iſt ſchon angefuͤhrt worden, wie auch das Perfectum mit dem Augment. Dieſes ſtimmt auch darin mit dem griechiſchen uͤberein, daß es die erſte Perſon nicht in mi oder on, wie die andern Tempora, noch die dritte Perſon in t oder ti, ſondern beide mit einem Vokal endet; chokaro — ich habe und er hat gethan, vobhuvo — ich bin geweſen und er iſt gewe- ſen. Solche Uebereinſtimmung bis in die fein- ſten Einzelnheiten der Structur ſind gewiß mehr als eine bloße Merkwuͤrdigkeit fuͤr jeden, der uͤber Sprache nachgedacht hat. Die Endung der dritten Perſon des Imperativs iſt otu, im Pluralis ontu; die Endung des erſten Par-
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heit mancher Biegungsſylben oder Buchſtaben.
Das Futurum wird durch ein ſ gebildet wie im
Griechiſchen; korōmi — ich thue, kori-
ſhyami — ich werde thun; das Imperfectum
durch vorgeſetzten kurzen Vokal und die Endung
on; bhovami — ich bin, obhovon — ich
war. Die auffallende Gleichheit der Geſchlechts-
biegung der Adjectiven mit den roͤmiſchen, des
indiſchen Comparativs mit dem griechiſchen, und
der Perſonalendungen des Zeitworts mit den
griechiſchen iſt ſchon angefuͤhrt worden, wie auch
das Perfectum mit dem Augment. Dieſes ſtimmt
auch darin mit dem griechiſchen uͤberein, daß es
die erſte Perſon nicht in mi oder on, wie die
andern Tempora, noch die dritte Perſon in t
oder ti, ſondern beide mit einem Vokal endet;
chokaro — ich habe und er hat gethan,
vobhuvo — ich bin geweſen und er iſt gewe-
ſen. Solche Uebereinſtimmung bis in die fein-
ſten Einzelnheiten der Structur ſind gewiß mehr
als eine bloße Merkwuͤrdigkeit fuͤr jeden, der
uͤber Sprache nachgedacht hat. Die Endung
der dritten Perſon des Imperativs iſt otu,
im Pluralis ontu; die Endung des erſten Par-
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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/55>, abgerufen am 22.11.2024.
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