auf die Sprache und das, was sich bloß aus die- ser erklären läßt. Was sich weiter von historischen Thatsachen und Wahrscheinlichkeiten anführen liesse, um die wunderbare Uebereinstimmung so weit entlegner durch große Länderstrecken und Meere getrennter Sprachen begreiflich und die ältesten Wanderungen der Völker deutlich zu ma- chen, bleibt für das dritte Buch verspart. Aber in dem Gebiet der Sprache selbst findet sich noch vieles, wodurch der große Zwischenraum ausge- füllt wird und enger zusammen rückt, oder doch Punkte des Uebergangs gegeben werden. Ich rede nicht von jenen einzelnen Spuren des Deut- schen, die in der Krimm, am Kaukasus und cas- pischen Meere gefunden wurden, noch auch über- haupt von so manchen, obgleich geringen, doch allerdings sehr merkwürdigen Ueberbleibseln sonst verlohrner Sprachen; sondern von noch jetzt be- stehenden und blühenden Hauptsprachen und gan- zen Sprachfamilien, die durch ihre gemischte Be- schaffenheit und ihre Lage unter den Völkern den Zwischenraum zwischen der indischen und persischen Sprache auf der einen, der germanischen, grie-
auf die Sprache und das, was ſich bloß aus die- ſer erklaͤren laͤßt. Was ſich weiter von hiſtoriſchen Thatſachen und Wahrſcheinlichkeiten anfuͤhren lieſſe, um die wunderbare Uebereinſtimmung ſo weit entlegner durch große Laͤnderſtrecken und Meere getrennter Sprachen begreiflich und die aͤlteſten Wanderungen der Voͤlker deutlich zu ma- chen, bleibt fuͤr das dritte Buch verſpart. Aber in dem Gebiet der Sprache ſelbſt findet ſich noch vieles, wodurch der große Zwiſchenraum ausge- fuͤllt wird und enger zuſammen ruͤckt, oder doch Punkte des Uebergangs gegeben werden. Ich rede nicht von jenen einzelnen Spuren des Deut- ſchen, die in der Krimm, am Kaukaſus und cas- piſchen Meere gefunden wurden, noch auch uͤber- haupt von ſo manchen, obgleich geringen, doch allerdings ſehr merkwuͤrdigen Ueberbleibſeln ſonſt verlohrner Sprachen; ſondern von noch jetzt be- ſtehenden und bluͤhenden Hauptſprachen und gan- zen Sprachfamilien, die durch ihre gemiſchte Be- ſchaffenheit und ihre Lage unter den Voͤlkern den Zwiſchenraum zwiſchen der indiſchen und perſiſchen Sprache auf der einen, der germaniſchen, grie-
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[76/0095]
auf die Sprache und das, was ſich bloß aus die-
ſer erklaͤren laͤßt. Was ſich weiter von hiſtoriſchen
Thatſachen und Wahrſcheinlichkeiten anfuͤhren
lieſſe, um die wunderbare Uebereinſtimmung ſo
weit entlegner durch große Laͤnderſtrecken und
Meere getrennter Sprachen begreiflich und die
aͤlteſten Wanderungen der Voͤlker deutlich zu ma-
chen, bleibt fuͤr das dritte Buch verſpart. Aber
in dem Gebiet der Sprache ſelbſt findet ſich noch
vieles, wodurch der große Zwiſchenraum ausge-
fuͤllt wird und enger zuſammen ruͤckt, oder doch
Punkte des Uebergangs gegeben werden. Ich
rede nicht von jenen einzelnen Spuren des Deut-
ſchen, die in der Krimm, am Kaukaſus und cas-
piſchen Meere gefunden wurden, noch auch uͤber-
haupt von ſo manchen, obgleich geringen, doch
allerdings ſehr merkwuͤrdigen Ueberbleibſeln ſonſt
verlohrner Sprachen; ſondern von noch jetzt be-
ſtehenden und bluͤhenden Hauptſprachen und gan-
zen Sprachfamilien, die durch ihre gemiſchte Be-
ſchaffenheit und ihre Lage unter den Voͤlkern den
Zwiſchenraum zwiſchen der indiſchen und perſiſchen
Sprache auf der einen, der germaniſchen, grie-
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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/95>, abgerufen am 27.11.2024.
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