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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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ich habe Mangel -- careo; Lnum, ich fülle
an -- plenus; dam, ich gebe -- do; im, ich
bin -- Englisch J am: pirim, ich trage -- fero
und [ - Zeichen fehlt]; porim, ich grabe -- bohre;
kam
, ich komme -- ich kam, und viele andre
besonders auch persische Wurzeln. Oft sind es
unverkennbar dieselben, nur daß sie etwas härter
lauten, was vielleicht nicht bloß als allgemeine
Eigenthümlichkeit aller gebirgigten Mundarten
zu erklären ist, sondern auf höheres Alter deutet.
Wichtiger noch aber sind die Uebereinstimmungen
in der Structur; zum Beispiel luanam -- lavo,
luanas -- lavas, luanan -- lavant; das
Futurum wird gebildet durch ziz -- ßis -- ße;
also derselbe Hauptlaut, wie im Indischen und
Griechischen. Einige Participia in al stimmen
dagegen mehr mit den slavischen Sprachen über-
ein, so wie die dritte Person des Singularis
luanay, lavat. Die Conjugation wird größten-
theils durch Flexion gebildet, zum Theil jedoch
auch durch Hülfsverba.

Gewiß ist das Armenische ein merkwürdiges
Mittelglied, und kann über die Entstehung und
Geschichte der asiatischen und europäischen Spra-

ich habe Mangel — careo; Lnum, ich fuͤlle
an — plenus; dam, ich gebe — do; im, ich
bin — Engliſch J am: pirim, ich trage — fero
und [ – Zeichen fehlt]; porim, ich grabe — bohre;
kam
, ich komme — ich kam, und viele andre
beſonders auch perſiſche Wurzeln. Oft ſind es
unverkennbar dieſelben, nur daß ſie etwas haͤrter
lauten, was vielleicht nicht bloß als allgemeine
Eigenthuͤmlichkeit aller gebirgigten Mundarten
zu erklaͤren iſt, ſondern auf hoͤheres Alter deutet.
Wichtiger noch aber ſind die Uebereinſtimmungen
in der Structur; zum Beiſpiel luanamlavo,
luanaslavas, luananlavant; das
Futurum wird gebildet durch ziz — ſzis — ſze;
alſo derſelbe Hauptlaut, wie im Indiſchen und
Griechiſchen. Einige Participia in al ſtimmen
dagegen mehr mit den ſlaviſchen Sprachen uͤber-
ein, ſo wie die dritte Perſon des Singularis
luanay, lavat. Die Conjugation wird groͤßten-
theils durch Flexion gebildet, zum Theil jedoch
auch durch Huͤlfsverba.

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Mittelglied, und kann uͤber die Entſtehung und
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[78/0097] ich habe Mangel — careo; Lnum, ich fuͤlle an — plenus; dam, ich gebe — do; im, ich bin — Engliſch J am: pirim, ich trage — fero und _ ; porim, ich grabe — bohre; kam, ich komme — ich kam, und viele andre beſonders auch perſiſche Wurzeln. Oft ſind es unverkennbar dieſelben, nur daß ſie etwas haͤrter lauten, was vielleicht nicht bloß als allgemeine Eigenthuͤmlichkeit aller gebirgigten Mundarten zu erklaͤren iſt, ſondern auf hoͤheres Alter deutet. Wichtiger noch aber ſind die Uebereinſtimmungen in der Structur; zum Beiſpiel luanam — lavo, luanas — lavas, luanan — lavant; das Futurum wird gebildet durch ziz — ſzis — ſze; alſo derſelbe Hauptlaut, wie im Indiſchen und Griechiſchen. Einige Participia in al ſtimmen dagegen mehr mit den ſlaviſchen Sprachen uͤber- ein, ſo wie die dritte Perſon des Singularis luanay, lavat. Die Conjugation wird groͤßten- theils durch Flexion gebildet, zum Theil jedoch auch durch Huͤlfsverba. Gewiß iſt das Armeniſche ein merkwuͤrdiges Mittelglied, und kann uͤber die Entſtehung und Geſchichte der aſiatiſchen und europaͤiſchen Spra-

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/97>, abgerufen am 27.11.2024.