Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.Weib! o laß mich, mein Kind! du Weib! o laß mich, mein Kind! du <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0100" n="95"/> Weib! o laß mich, mein Kind! du<lb/> Schöne! mach mir keine Vorwürfe,<lb/> gutes Mädchen! — Nun wirſt du<lb/> noch nicht bald ſagen: ſchließ die<lb/> Thüren zu? — So?... Gleich will<lb/> ich dir antworten. Nur erſt einen<lb/> recht langen Kuß, und wieder einen,<lb/> dann noch einige und viele andre<lb/> mehr. — O, du mußt mich nicht ſo<lb/> küſſen wenn ich vernünftig bleiben<lb/> ſoll. Das macht böſe Gedanken. —<lb/> Die verdienſt du. Kannſt du wirk-<lb/> lich lachen, meine verdrießliche Dame?<lb/> Wer hätte das denken ſollen! aber<lb/> ich weiß wohl, du lachſt bloß weil<lb/> du mich auslachen kannſt. Aus<lb/> Luſt thuſt du es nicht. Denn wer<lb/> ſah nur eben ſo ernſthaft aus wie<lb/> ein römiſcher Senator? Recht ent-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0100]
Weib! o laß mich, mein Kind! du
Schöne! mach mir keine Vorwürfe,
gutes Mädchen! — Nun wirſt du
noch nicht bald ſagen: ſchließ die
Thüren zu? — So?... Gleich will
ich dir antworten. Nur erſt einen
recht langen Kuß, und wieder einen,
dann noch einige und viele andre
mehr. — O, du mußt mich nicht ſo
küſſen wenn ich vernünftig bleiben
ſoll. Das macht böſe Gedanken. —
Die verdienſt du. Kannſt du wirk-
lich lachen, meine verdrießliche Dame?
Wer hätte das denken ſollen! aber
ich weiß wohl, du lachſt bloß weil
du mich auslachen kannſt. Aus
Luſt thuſt du es nicht. Denn wer
ſah nur eben ſo ernſthaft aus wie
ein römiſcher Senator? Recht ent-
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