Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.du mich lieben, wenn ich nicht du mich lieben, wenn ich nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0111" n="106"/> du mich lieben, wenn ich nicht<lb/> ſo brennbar und elektriſch wäre?<lb/> biſt du es nicht auch? haſt du unſre<lb/> erſte Umarmung vergeſſen? In einem<lb/> Augenblick iſt die Liebe da, ganz<lb/> und ewig, oder gar nicht. Alles<lb/> Göttliche und alles Schöne iſt ſchnell<lb/> und leicht. Oder ſammelt die Freude<lb/> ſich etwa ſo wie Geld und andre<lb/> Materien durch ein conſequentes Be-<lb/> tragen? Wie eine Muſik aus der<lb/> Luſt, überraſcht uns das hohe Glück,<lb/> erſcheint und verſchwindet. — So<lb/> biſt du mir erſchienen, du Theurer!<lb/> Aber willſt du mir verſchwinden?<lb/> Das ſollſt du nicht, ich ſage es dir.<lb/> — Ich will nicht. Ich will bey<lb/> dir bleiben, überhaupt, und auch<lb/> jetzt. Höre ich habe große Luſt<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0111]
du mich lieben, wenn ich nicht
ſo brennbar und elektriſch wäre?
biſt du es nicht auch? haſt du unſre
erſte Umarmung vergeſſen? In einem
Augenblick iſt die Liebe da, ganz
und ewig, oder gar nicht. Alles
Göttliche und alles Schöne iſt ſchnell
und leicht. Oder ſammelt die Freude
ſich etwa ſo wie Geld und andre
Materien durch ein conſequentes Be-
tragen? Wie eine Muſik aus der
Luſt, überraſcht uns das hohe Glück,
erſcheint und verſchwindet. — So
biſt du mir erſchienen, du Theurer!
Aber willſt du mir verſchwinden?
Das ſollſt du nicht, ich ſage es dir.
— Ich will nicht. Ich will bey
dir bleiben, überhaupt, und auch
jetzt. Höre ich habe große Luſt
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