Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.der Feinheit einer gebildeten Schau- der Feinheit einer gebildeten Schau- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0178" n="173"/> der Feinheit einer gebildeten Schau-<lb/> ſpielerin nachahmen, und ein erha-<lb/> benes Gedicht vorleſen mit der hin-<lb/> reißenden Würde eines kunſtloſen<lb/> Geſanges. Bald wollte ſie in Ge-<lb/> ſellſchaft glänzen und tändeln, bald<lb/> war ſie ganz Begeiſterung, und<lb/> bald half ſie mit Rath und That,<lb/> ernſt, beſcheiden und freundlich wie<lb/> eine zärtliche Mutter. Eine geringe<lb/> Begebenheit ward durch ihre Art ſie<lb/> zu erzählen ſo reizend wie ein ſchö-<lb/> nes Mährchen. Alles umgab ſie<lb/> mit Gefühl und mit Witz, ſie hatte<lb/> Sinn für alles, und alles kam ver-<lb/> edelt aus ihrer bildenden Hand und<lb/> von ihren ſüß redenden Lippen.<lb/> Nichts Gutes und Großes war zu<lb/> heilig oder zu allgemein für ihre<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0178]
der Feinheit einer gebildeten Schau-
ſpielerin nachahmen, und ein erha-
benes Gedicht vorleſen mit der hin-
reißenden Würde eines kunſtloſen
Geſanges. Bald wollte ſie in Ge-
ſellſchaft glänzen und tändeln, bald
war ſie ganz Begeiſterung, und
bald half ſie mit Rath und That,
ernſt, beſcheiden und freundlich wie
eine zärtliche Mutter. Eine geringe
Begebenheit ward durch ihre Art ſie
zu erzählen ſo reizend wie ein ſchö-
nes Mährchen. Alles umgab ſie
mit Gefühl und mit Witz, ſie hatte
Sinn für alles, und alles kam ver-
edelt aus ihrer bildenden Hand und
von ihren ſüß redenden Lippen.
Nichts Gutes und Großes war zu
heilig oder zu allgemein für ihre
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