scheute also nichts, sondern ließ ih- rem Witz und ihrer Laune freyes Spiel, wenn sie ihn unliebenswür- dig fand. Überhaupt lag in ihrem Wesen jede Hoheit und jede Zierlich- keit, die der weiblichen Natur eigen seyn kann, jede Gottähnlichkeit, und jede Unart, aber alles war fein, ge- bildet, und weiblich. Frey und kräftig entwickelte und äußerte sich jede einzelne Eigenheit, als sey sie nur für sich allein da, und dennoch war die reiche, kühne Mischung so ungleicher Dinge im Ganzen nicht verworren, denn ein Geist beseelte es, ein lebendiger Hauch von Har- monie und Liebe. Sie konnte in derselben Stunde irgend eine komische Albernheit mit dem Muthwillen und
ſcheute alſo nichts, ſondern ließ ih- rem Witz und ihrer Laune freyes Spiel, wenn ſie ihn unliebenswür- dig fand. Überhaupt lag in ihrem Weſen jede Hoheit und jede Zierlich- keit, die der weiblichen Natur eigen ſeyn kann, jede Gottähnlichkeit, und jede Unart, aber alles war fein, ge- bildet, und weiblich. Frey und kräftig entwickelte und äußerte ſich jede einzelne Eigenheit, als ſey ſie nur für ſich allein da, und dennoch war die reiche, kühne Miſchung ſo ungleicher Dinge im Ganzen nicht verworren, denn ein Geiſt beſeelte es, ein lebendiger Hauch von Har- monie und Liebe. Sie konnte in derſelben Stunde irgend eine komiſche Albernheit mit dem Muthwillen und
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ſcheute alſo nichts, ſondern ließ ih-
rem Witz und ihrer Laune freyes
Spiel, wenn ſie ihn unliebenswür-
dig fand. Überhaupt lag in ihrem
Weſen jede Hoheit und jede Zierlich-
keit, die der weiblichen Natur eigen
ſeyn kann, jede Gottähnlichkeit, und
jede Unart, aber alles war fein, ge-
bildet, und weiblich. Frey und
kräftig entwickelte und äußerte ſich
jede einzelne Eigenheit, als ſey ſie
nur für ſich allein da, und dennoch
war die reiche, kühne Miſchung ſo
ungleicher Dinge im Ganzen nicht
verworren, denn ein Geiſt beſeelte
es, ein lebendiger Hauch von Har-
monie und Liebe. Sie konnte in
derſelben Stunde irgend eine komiſche
Albernheit mit dem Muthwillen und
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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/177>, abgerufen am 21.11.2024.
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