Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.alle die Massen stimmten zusammen alle die Maſſen ſtimmten zuſammen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0195" n="190"/> alle die Maſſen ſtimmten zuſammen<lb/> zu einer Einheit für das Gefühl,<lb/> die ſo klar und deutlich war, als<lb/> ſey es unmöglich, etwas anderes<lb/> dabey zu fühlen. Sie trieb die Ma-<lb/> lerey nicht wie ein Gewerbe oder<lb/> eine Kunſt, ſondern bloß aus Luſt<lb/> und Liebe, und warf jede Anſicht,<lb/> ſo wie auf ihren Wanderungen ihr<lb/> eine gefiel oder merkwürdig ſchien,<lb/> nach Zeit und Laune mit der Feder<lb/> oder in Waſſerfarben aufs Papier.<lb/> Zum Öl hatte es ihr an Geduld<lb/> und an Fleiß gefehlt, und ſelten<lb/> mahlte ſie ein Portrait, nur wann<lb/> ſie ein Geſicht ſehr ausgezeichnet und<lb/> werth hielt. Dann arbeitete ſie mit<lb/> der gewiſſenhafteſten Treue und<lb/> Sorgfalt und wußte die Paſtellfarben<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0195]
alle die Maſſen ſtimmten zuſammen
zu einer Einheit für das Gefühl,
die ſo klar und deutlich war, als
ſey es unmöglich, etwas anderes
dabey zu fühlen. Sie trieb die Ma-
lerey nicht wie ein Gewerbe oder
eine Kunſt, ſondern bloß aus Luſt
und Liebe, und warf jede Anſicht,
ſo wie auf ihren Wanderungen ihr
eine gefiel oder merkwürdig ſchien,
nach Zeit und Laune mit der Feder
oder in Waſſerfarben aufs Papier.
Zum Öl hatte es ihr an Geduld
und an Fleiß gefehlt, und ſelten
mahlte ſie ein Portrait, nur wann
ſie ein Geſicht ſehr ausgezeichnet und
werth hielt. Dann arbeitete ſie mit
der gewiſſenhafteſten Treue und
Sorgfalt und wußte die Paſtellfarben
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