Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.stehn vor sich selbst, wenn er sich Es war nicht ohne Grund, daß ſtehn vor ſich ſelbſt, wenn er ſich Es war nicht ohne Grund, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0219" n="214"/> ſtehn vor ſich ſelbſt, wenn er ſich<lb/> greifen möchte. In jener tiefſten<lb/> Mitte des Lebens treibt die ſchaffen-<lb/> de Willkühr ihr Zauberſpiel. Da<lb/> ſind die Anfänge und Enden, wohin<lb/> alle Fäden im Gewebe der geiſtigen<lb/> Bildung ſich verlieren. Nur was<lb/> allmählig fortrückt in der Zeit und<lb/> ſich ausbreitet im Raume, nur was<lb/> geſchieht iſt Gegenſtand der Ge-<lb/> ſchichte. Das Geheimniß einer au-<lb/> genblicklichen Entſtehung oder Ver-<lb/> wandlung kann man nur errathen<lb/> und durch Allegorie errathen laſſen.</p><lb/> <p>Es war nicht ohne Grund, daß<lb/> der fantaſtiſche Knabe, der mir am<lb/> meiſten gefiel unter den vier unſterb-<lb/> lichen Romanen, die ich im Traum<lb/> ſah, mit der Maske ſpielt. Auch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0219]
ſtehn vor ſich ſelbſt, wenn er ſich
greifen möchte. In jener tiefſten
Mitte des Lebens treibt die ſchaffen-
de Willkühr ihr Zauberſpiel. Da
ſind die Anfänge und Enden, wohin
alle Fäden im Gewebe der geiſtigen
Bildung ſich verlieren. Nur was
allmählig fortrückt in der Zeit und
ſich ausbreitet im Raume, nur was
geſchieht iſt Gegenſtand der Ge-
ſchichte. Das Geheimniß einer au-
genblicklichen Entſtehung oder Ver-
wandlung kann man nur errathen
und durch Allegorie errathen laſſen.
Es war nicht ohne Grund, daß
der fantaſtiſche Knabe, der mir am
meiſten gefiel unter den vier unſterb-
lichen Romanen, die ich im Traum
ſah, mit der Maske ſpielt. Auch
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Zitationshilfe: | Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/219>, abgerufen am 30.07.2024. |