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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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in dem was reine Darstellung und
Thatsache scheint, hat sich Allegorie
eingeschlichen, und unter die schöne
Wahrheit bedeutende Lügen gemischt.
Aber nur als geistiger Hauch schwebt
sie beseelend über die ganze Masse,
wie der Witz der unsichtbar mit sei-
nem Werke spielt und nur leise
lächelt.

Es giebt Dichtungen in der al-
ten Religion, die selbst in ihr einzig
schön, heilig und zart erscheinen.
Die Poesie hat sie so fein und reich
gebildet und umgebildet, daß ihre
schöne Bedeutsamkeit unbestimmt ge-
blieben ist, und immer neue Deu-
tungen und Bildungen erlaubt. Un-
ter diesen habe ich, um dir einiges
von dem anzudeuten, was ich über

in dem was reine Darſtellung und
Thatſache ſcheint, hat ſich Allegorie
eingeſchlichen, und unter die ſchöne
Wahrheit bedeutende Lügen gemiſcht.
Aber nur als geiſtiger Hauch ſchwebt
ſie beſeelend über die ganze Maſſe,
wie der Witz der unſichtbar mit ſei-
nem Werke ſpielt und nur leiſe
lächelt.

Es giebt Dichtungen in der al-
ten Religion, die ſelbſt in ihr einzig
ſchön, heilig und zart erſcheinen.
Die Poeſie hat ſie ſo fein und reich
gebildet und umgebildet, daß ihre
ſchöne Bedeutſamkeit unbeſtimmt ge-
blieben iſt, und immer neue Deu-
tungen und Bildungen erlaubt. Un-
ter dieſen habe ich, um dir einiges
von dem anzudeuten, was ich über

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[215/0220] in dem was reine Darſtellung und Thatſache ſcheint, hat ſich Allegorie eingeſchlichen, und unter die ſchöne Wahrheit bedeutende Lügen gemiſcht. Aber nur als geiſtiger Hauch ſchwebt ſie beſeelend über die ganze Maſſe, wie der Witz der unſichtbar mit ſei- nem Werke ſpielt und nur leiſe lächelt. Es giebt Dichtungen in der al- ten Religion, die ſelbſt in ihr einzig ſchön, heilig und zart erſcheinen. Die Poeſie hat ſie ſo fein und reich gebildet und umgebildet, daß ihre ſchöne Bedeutſamkeit unbeſtimmt ge- blieben iſt, und immer neue Deu- tungen und Bildungen erlaubt. Un- ter dieſen habe ich, um dir einiges von dem anzudeuten, was ich über

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/220>, abgerufen am 21.11.2024.