Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

mir seyn, so lange wie ich selbst seyn
werde.

Die andre Freundschaft ist ganz
innerlich. Eine wunderbare Symme-
trie des Eigenthümlichsten, als wenn
es vorher bestimmt wäre, daß man
sich überall ergänzen sollte. Alle
Gedanken und Gefühle werden ge-
sellig durch die gegenseitige Anre-
gung und Ausbildung des Heilig-
sten. Und diese reingeistige Liebe,
diese schöne Mystik des Umgangs
schwebt nicht bloß als fernes Ziel
vor einem vielleicht vergeblichem
Streben. Nein, sie ist nur vollendet
zu finden. Auch hat da keine Täu-
schung Statt, wie bey jener andern
heroischen. Ob die Tugend eines
Mannes Stich hält, muß die That

mir ſeyn, ſo lange wie ich ſelbſt ſeyn
werde.

Die andre Freundſchaft iſt ganz
innerlich. Eine wunderbare Symme-
trie des Eigenthümlichſten, als wenn
es vorher beſtimmt wäre, daß man
ſich überall ergänzen ſollte. Alle
Gedanken und Gefühle werden ge-
ſellig durch die gegenſeitige Anre-
gung und Ausbildung des Heilig-
ſten. Und dieſe reingeiſtige Liebe,
dieſe ſchöne Myſtik des Umgangs
ſchwebt nicht bloß als fernes Ziel
vor einem vielleicht vergeblichem
Streben. Nein, ſie iſt nur vollendet
zu finden. Auch hat da keine Täu-
ſchung Statt, wie bey jener andern
heroiſchen. Ob die Tugend eines
Mannes Stich hält, muß die That

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0289" n="284"/>
mir &#x017F;eyn, &#x017F;o lange wie ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;eyn<lb/>
werde.</p><lb/>
              <p>Die andre Freund&#x017F;chaft i&#x017F;t ganz<lb/>
innerlich. Eine wunderbare Symme-<lb/>
trie des Eigenthümlich&#x017F;ten, als wenn<lb/>
es vorher be&#x017F;timmt wäre, daß man<lb/>
&#x017F;ich überall ergänzen &#x017F;ollte. Alle<lb/>
Gedanken und Gefühle werden ge-<lb/>
&#x017F;ellig durch die gegen&#x017F;eitige Anre-<lb/>
gung und Ausbildung des Heilig-<lb/>
&#x017F;ten. Und die&#x017F;e reingei&#x017F;tige Liebe,<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;chöne My&#x017F;tik des Umgangs<lb/>
&#x017F;chwebt nicht bloß als fernes Ziel<lb/>
vor einem vielleicht vergeblichem<lb/>
Streben. Nein, &#x017F;ie i&#x017F;t nur vollendet<lb/>
zu finden. Auch hat da keine Täu-<lb/>
&#x017F;chung Statt, wie bey jener andern<lb/>
heroi&#x017F;chen. Ob die Tugend eines<lb/>
Mannes Stich hält, muß die That<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0289] mir ſeyn, ſo lange wie ich ſelbſt ſeyn werde. Die andre Freundſchaft iſt ganz innerlich. Eine wunderbare Symme- trie des Eigenthümlichſten, als wenn es vorher beſtimmt wäre, daß man ſich überall ergänzen ſollte. Alle Gedanken und Gefühle werden ge- ſellig durch die gegenſeitige Anre- gung und Ausbildung des Heilig- ſten. Und dieſe reingeiſtige Liebe, dieſe ſchöne Myſtik des Umgangs ſchwebt nicht bloß als fernes Ziel vor einem vielleicht vergeblichem Streben. Nein, ſie iſt nur vollendet zu finden. Auch hat da keine Täu- ſchung Statt, wie bey jener andern heroiſchen. Ob die Tugend eines Mannes Stich hält, muß die That

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Darüber hinaus sind keine weiteren Teile erschien… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/289
Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/289>, abgerufen am 22.11.2024.