Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.Charakteristik der kleinen Wilhel- Allegorie von der Frechheit. Sorglos stand ich in einem kunst- Charakteriſtik der kleinen Wilhel- Allegorie von der Frechheit. Sorglos ſtand ich in einem kunſt- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0045" n="40"/> Charakteriſtik der kleinen Wilhel-<lb/> mine.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Allegorie von der Frechheit.</hi> </head><lb/> <p>Sorglos ſtand ich in einem kunſt-<lb/> reichen Garten an einem runden Beet,<lb/> welches mit einem Chaos der herr-<lb/> lichſten Blumen, ausländiſchen und<lb/> einländiſchen, prangte. Ich ſog den<lb/> würzigen Duft ein und ergötzte mich<lb/> an den bunten Farben: aber plötz-<lb/> lich ſprang ein häßliches Unthier<lb/> mitten aus den Blumen hervor. Es<lb/> ſchien geſchwollen von Gift, die durch-<lb/> ſichtige Haut ſpielte in alle Farben<lb/> und man ſah die Eingeweide ſich<lb/> winden wie Gewürme. Es war<lb/> groß genug, um Furcht einzuflößen;<lb/> dabey öffnete es Krebsſcheeren nach<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0045]
Charakteriſtik der kleinen Wilhel-
mine.
Allegorie von der Frechheit.
Sorglos ſtand ich in einem kunſt-
reichen Garten an einem runden Beet,
welches mit einem Chaos der herr-
lichſten Blumen, ausländiſchen und
einländiſchen, prangte. Ich ſog den
würzigen Duft ein und ergötzte mich
an den bunten Farben: aber plötz-
lich ſprang ein häßliches Unthier
mitten aus den Blumen hervor. Es
ſchien geſchwollen von Gift, die durch-
ſichtige Haut ſpielte in alle Farben
und man ſah die Eingeweide ſich
winden wie Gewürme. Es war
groß genug, um Furcht einzuflößen;
dabey öffnete es Krebsſcheeren nach
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