Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.Ich sah nunmehr, daß die Frauen, D 2
Ich ſah nunmehr, daß die Frauen, D 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0056" n="51"/> Ich ſah nunmehr, daß die Frauen,<lb/> die ich beym erſten Blick für ſchön<lb/> gehalten hatte, eigentlich nur blü-<lb/> hend und artig übrigens aber un-<lb/> bedeutend waren. Sah man genau<lb/> zu, ſo fanden ſich ſogar gemeine<lb/> Züge und Spuren von Verderbt-<lb/> heit. Die Frechheit ſchien mir nun<lb/> weniger hart, ich konnte ſie dreiſt<lb/> anſehen und mußte es mir mit Ver-<lb/> wunderung geſtehn, daß ihre Bil-<lb/> dung groß und edel ſey. Sie ging<lb/> haſtig auf die ſchöne Seele zu und<lb/> griff ihr gerade ins Geſicht. »Das<lb/> »iſt nur eine Maske, ſagte ſie;<lb/> »du biſt nicht die ſchöne Seele, ſon-<lb/> »dern höchſtens die Zierlichkeit,<lb/> »oft auch die Coquetterie.« — Dann<lb/> wandte ſie ſich zum Witz mit den<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [51/0056]
Ich ſah nunmehr, daß die Frauen,
die ich beym erſten Blick für ſchön
gehalten hatte, eigentlich nur blü-
hend und artig übrigens aber un-
bedeutend waren. Sah man genau
zu, ſo fanden ſich ſogar gemeine
Züge und Spuren von Verderbt-
heit. Die Frechheit ſchien mir nun
weniger hart, ich konnte ſie dreiſt
anſehen und mußte es mir mit Ver-
wunderung geſtehn, daß ihre Bil-
dung groß und edel ſey. Sie ging
haſtig auf die ſchöne Seele zu und
griff ihr gerade ins Geſicht. »Das
»iſt nur eine Maske, ſagte ſie;
»du biſt nicht die ſchöne Seele, ſon-
»dern höchſtens die Zierlichkeit,
»oft auch die Coquetterie.« — Dann
wandte ſie ſich zum Witz mit den
D 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDarüber hinaus sind keine weiteren Teile erschien… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |