Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.selben. Der zweyte Grad hat schon ſelben. Der zweyte Grad hat ſchon <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0068" n="63"/> ſelben. Der zweyte Grad hat ſchon<lb/> etwas Myſtiſches, und könnte leicht<lb/> vernunftwidrig ſcheinen wie jedes<lb/> Ideal. Ein Mann der das innere<lb/> Verlangen ſeiner Geliebten nicht ganz<lb/> füllen und befriedigen kann, verſteht<lb/> es gar nicht zu ſeyn, was er doch<lb/> iſt und ſeyn ſoll. Er iſt eigentlich<lb/> unvermögend, und kann keine gül-<lb/> tige Ehe ſchließen. Zwar verſchwin-<lb/> det auch die höchſte endliche Größe<lb/> vor dem Unendlichen, und durch<lb/> bloße Kraft läßt ſich alſo das Pro-<lb/> blem auch bey dem beſten Willen<lb/> nicht auflöſen. Aber wer Fantaſie<lb/> hat, kann auch Fantaſie mittheilen,<lb/> und wo die iſt, entbehren die Lie-<lb/> benden gern, um zu verſchwenden;<lb/> ihr Weg geht nach Innen, ihr Ziel<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0068]
ſelben. Der zweyte Grad hat ſchon
etwas Myſtiſches, und könnte leicht
vernunftwidrig ſcheinen wie jedes
Ideal. Ein Mann der das innere
Verlangen ſeiner Geliebten nicht ganz
füllen und befriedigen kann, verſteht
es gar nicht zu ſeyn, was er doch
iſt und ſeyn ſoll. Er iſt eigentlich
unvermögend, und kann keine gül-
tige Ehe ſchließen. Zwar verſchwin-
det auch die höchſte endliche Größe
vor dem Unendlichen, und durch
bloße Kraft läßt ſich alſo das Pro-
blem auch bey dem beſten Willen
nicht auflöſen. Aber wer Fantaſie
hat, kann auch Fantaſie mittheilen,
und wo die iſt, entbehren die Lie-
benden gern, um zu verſchwenden;
ihr Weg geht nach Innen, ihr Ziel
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