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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Altirisch. U-reihe. Vocalische lautgesetze.
hatte, vgl. ahd. eit, angels. ad (ignis, rogus), ebenfals mit zwei-
ter steigerung, wärend latein. aid, aed (aedes) und griech. aith
(aitho)
die erste steigerung der wurz. urspr. idh zeigen.

In der i-reihe ligt also die übereinstimmung mit dem la-
teinischen und griechischen klar zu tage:

griech. iei; aioi
latein. iei (ei, e); ai (ae)oi (oe, au)
altir. iei, e; aioi (oe).

Eine reichere fülle von beispilen würde unseres erachtens
one zweifel auch in der a- und u-reihe zu den selben ergebnis-
sen füren.

§. 73.

U-vocale. u, z. b. in sru-th (rivus, kymr. fru-t) wurz sru
(fluere, vgl. griech. Reu-ma, lit. srov-e, deutsch stro-m, wo t
zwischen s und r ein geschoben ist); du- (male), vgl. altind.
dus-, griech. dus-; su-, so- (bene), altind. su-, griech. eu auß
*es-u, grundf. as-u u. a.

Ob in clo-or (audio) clo-ithir (audit) o das u von wurz. klu
urspr. kru (audire) vertritt, oder einer steigerung des selben
entstamt, vermag ich nicht zu entscheiden.

Dagegen erscheint wol deutlich als steigerung von u das
au, z. b. clu (rumor, fama) wurz. klu; nue (novus), altgall. no-
vio-
grundf. also nav-ja, vgl. nov-us u. s. f., grundf. nav-as; gall.
dunum, altir. dun (arx), vgl. ahd. zaun, altn. tun (oppidum).

ua ist wol sicher als zweite steigerung von u zu betrach-
ten; diß ergibt sich auß ruad = lat. rauf-us, got. raud-s grundf.
raudh-a-s wurz. rudh; tuad, tuath (populus), vgl. osk. tüvto,
to03DD;to (urbs, civitas), got. thiuda (populus) mit erster steige-
rung, wurz. tu (valere); luacharn (lucerna) wurz. luc, urspr.
ruk (lucere); clua-sa (aures) wurz. klu urspr. kru (audire).

§. 74.
Vocalische lautgesetze.

Außerordentlich weites gebiet gewonnen hat 1. die assi-
milation
, die sowol rükwärts als vorwärts wirkt, sowol an-
änlichend als völlig angleichend; 2. die vocalschwächung
und vocalverflüchtigung im außlaute und in den unbeton-

Altirisch. U-reihe. Vocalische lautgesetze.
hatte, vgl. ahd. eit, angels. âd (ignis, rogus), ebenfals mit zwei-
ter steigerung, wärend latein. aid, aed (aedes) und griech. αἰϑ
(αἴϑω)
die erste steigerung der wurz. urspr. idh zeigen.

In der i-reihe ligt also die übereinstimmung mit dem la-
teinischen und griechischen klar zu tage:

griech. ιει; αιοι
latein. iei (î, ê); ai (ae)oi (oe, û)
altir. iî, ê; aioi (oe).

Eine reichere fülle von beispilen würde unseres erachtens
one zweifel auch in der a- und u-reihe zu den selben ergebnis-
sen füren.

§. 73.

U-vocale. u, z. b. in sru-th (rivus, kymr. fru-t) wurz sru
(fluere, vgl. griech. ῥεῦ-μα, lit. srov-ė́, deutsch strô-m, wo t
zwischen s und r ein geschoben ist); du- (male), vgl. altind.
dus-, griech. δυς-; su-, so- (bene), altind. su-, griech. εὐ auß
*ἐσ-υ, grundf. as-u u. a.

Ob in clo-or (audio) clo-ithir (audit) o das u von wurz. klu
urspr. kru (audire) vertritt, oder einer steigerung des selben
entstamt, vermag ich nicht zu entscheiden.

Dagegen erscheint wol deutlich als steigerung von u das
û, z. b. clú (rumor, fama) wurz. klu; núe (novus), altgall. no-
vio-
grundf. also nav-ja, vgl. nov-us u. s. f., grundf. nav-as; gall.
dúnum, altir. dún (arx), vgl. ahd. zûn, altn. tún (oppidum).

úa ist wol sicher als zweite steigerung von u zu betrach-
ten; diß ergibt sich auß rúad = lat. rûf-us, got. raud-s grundf.
râudh-a-s wurz. rudh; túad, túath (populus), vgl. osk. tuͤvto,
τω03DD;το (urbs, civitas), got. thiuda (populus) mit erster steige-
rung, wurz. tu (valere); lúacharn (lucerna) wurz. luc, urspr.
ruk (lucere); clúa-sa (aures) wurz. klu urspr. kru (audire).

§. 74.
Vocalische lautgesetze.

Außerordentlich weites gebiet gewonnen hat 1. die assi-
milation
, die sowol rükwärts als vorwärts wirkt, sowol an-
änlichend als völlig angleichend; 2. die vocalschwächung
und vocalverflüchtigung im außlaute und in den unbeton-

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[92/0106] Altirisch. U-reihe. Vocalische lautgesetze. hatte, vgl. ahd. eit, angels. âd (ignis, rogus), ebenfals mit zwei- ter steigerung, wärend latein. aid, aed (aedes) und griech. αἰϑ (αἴϑω) die erste steigerung der wurz. urspr. idh zeigen. In der i-reihe ligt also die übereinstimmung mit dem la- teinischen und griechischen klar zu tage: griech. ι ει; αι οι latein. i ei (î, ê); ai (ae) oi (oe, û) altir. i î, ê; ai oi (oe). Eine reichere fülle von beispilen würde unseres erachtens one zweifel auch in der a- und u-reihe zu den selben ergebnis- sen füren. U-vocale. u, z. b. in sru-th (rivus, kymr. fru-t) wurz sru (fluere, vgl. griech. ῥεῦ-μα, lit. srov-ė́, deutsch strô-m, wo t zwischen s und r ein geschoben ist); du- (male), vgl. altind. dus-, griech. δυς-; su-, so- (bene), altind. su-, griech. εὐ auß *ἐσ-υ, grundf. as-u u. a. Ob in clo-or (audio) clo-ithir (audit) o das u von wurz. klu urspr. kru (audire) vertritt, oder einer steigerung des selben entstamt, vermag ich nicht zu entscheiden. Dagegen erscheint wol deutlich als steigerung von u das û, z. b. clú (rumor, fama) wurz. klu; núe (novus), altgall. no- vio- grundf. also nav-ja, vgl. nov-us u. s. f., grundf. nav-as; gall. dúnum, altir. dún (arx), vgl. ahd. zûn, altn. tún (oppidum). úa ist wol sicher als zweite steigerung von u zu betrach- ten; diß ergibt sich auß rúad = lat. rûf-us, got. raud-s grundf. râudh-a-s wurz. rudh; túad, túath (populus), vgl. osk. tuͤvto, τω03DD;το (urbs, civitas), got. thiuda (populus) mit erster steige- rung, wurz. tu (valere); lúacharn (lucerna) wurz. luc, urspr. ruk (lucere); clúa-sa (aures) wurz. klu urspr. kru (audire). Vocalische lautgesetze. Außerordentlich weites gebiet gewonnen hat 1. die assi- milation, die sowol rükwärts als vorwärts wirkt, sowol an- änlichend als völlig angleichend; 2. die vocalschwächung und vocalverflüchtigung im außlaute und in den unbeton-

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/106>, abgerufen am 22.12.2024.