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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Litauisch. Übersicht der laute. Außsprache.
dig) unterscheiden sich in der außsprache nicht mer von a, e,
i, u
. Das häkchen zeigt nur an, daß in der älteren sprache
ein nasal auf den vocal folgte, es hat also nur eine etymologi-
sche geltung; a, e, i, u sind inlautend lang, auß lautend, mit
wenigen außnamen (bei participien und pronominibus) kurz.

Den wortton bezeichnen wir mit , wenn er auf einem lan-
gen vocale, mit , wenn er auf einem kurzen vocale ligt.

Um die übersichtstabelle nicht zu überladen und weil teil-
weise doch wol nicht einfache laute vor ligen (auch ist man-
ches noch nicht genügend physiologisch klar) sind auß der sel-
ben hinweg gelaßen worden die consonanten in irer verbindung
mit j. Dise bald engere, bald losere verbindung wird vor fol-
genden vocalen durch ein i nach dem consonanten bezeichnet;
im außlaute bedienen wir uns, nach dem vorbilde der polnischen
schreibweise, zu disem zwecke eines dem consonanten bei gege-
benen . Übrigens können dise laute nur nach abfall von vo-
calen in den außlaut des wortes zu stehen kommen; sie finden
sich daher in der schriftsprache nur außnamsweise am ende
des wortes.

Außer den oben verzeichneten consonanten hat das litaui-
sche also noch die auf folgende art graphisch bezeichneten con-
sonantischen laute: ki k, gi g; ti und di sind nur niderli-
tauisch, denn im hochlitauischen geht älteres und niderlitaui-
sches tj, d. i. vor vocalen ti, in cz, wie dj, d. i. vor vocalen di,
in dz über; pi p, bi b; vi; szi sz, zi z, si s nebst ci = ts;
ni n
, mi m; ri r, li l.

Die außsprache diser laute im außlaute (k, g, p, b u.
s. f.) ist so schwierig und so wenig von der gewönlichen auß-
sprache diser laute unterschiden, daß man sie füglich vernach-
läßigen kann. Überdiß sind die selben hier, wo es sich stäts
um die möglichst ältesten formen der worte handelt, von völlig
untergeordneter bedeutung, da sie nur nach spät (oft nur in
der umgangssprache) ein tretendem schwund auß lautender vo-
cale vor kommen.

ki, gi (vor vocalen, wie sich von selbst versteht) sind pa-

Litauisch. Übersicht der laute. Außsprache.
dig) unterscheiden sich in der außsprache nicht mer von a, e,
i, u
. Das häkchen zeigt nur an, daß in der älteren sprache
ein nasal auf den vocal folgte, es hat also nur eine etymologi-
sche geltung; ą, ę, , ų sind inlautend lang, auß lautend, mit
wenigen außnamen (bei participien und pronominibus) kurz.

Den wortton bezeichnen wir mit ́, wenn er auf einem lan-
gen vocale, mit ̀, wenn er auf einem kurzen vocale ligt.

Um die übersichtstabelle nicht zu überladen und weil teil-
weise doch wol nicht einfache laute vor ligen (auch ist man-
ches noch nicht genügend physiologisch klar) sind auß der sel-
ben hinweg gelaßen worden die consonanten in irer verbindung
mit j. Dise bald engere, bald losere verbindung wird vor fol-
genden vocalen durch ein i nach dem consonanten bezeichnet;
im außlaute bedienen wir uns, nach dem vorbilde der polnischen
schreibweise, zu disem zwecke eines dem consonanten bei gege-
benen ́. Übrigens können dise laute nur nach abfall von vo-
calen in den außlaut des wortes zu stehen kommen; sie finden
sich daher in der schriftsprache nur außnamsweise am ende
des wortes.

Außer den oben verzeichneten consonanten hat das litaui-
sche also noch die auf folgende art graphisch bezeichneten con-
sonantischen laute: ki ḱ, gi ǵ; ti und di sind nur niderli-
tauisch, denn im hochlitauischen geht älteres und niderlitaui-
sches tj, d. i. vor vocalen ti, in cz, wie dj, d. i. vor vocalen di,
in über; pi ṕ, bi b́; vi; szi sź, żi ż́, si ś nebst ci = tś;
ni ń
, mi ḿ; ri ŕ, li ĺ.

Die außsprache diser laute im außlaute (ḱ, ǵ, , u.
s. f.) ist so schwierig und so wenig von der gewönlichen auß-
sprache diser laute unterschiden, daß man sie füglich vernach-
läßigen kann. Überdiß sind die selben hier, wo es sich stäts
um die möglichst ältesten formen der worte handelt, von völlig
untergeordneter bedeutung, da sie nur nach spät (oft nur in
der umgangssprache) ein tretendem schwund auß lautender vo-
cale vor kommen.

ki, gi (vor vocalen, wie sich von selbst versteht) sind pa-

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[111/0125] Litauisch. Übersicht der laute. Außsprache. dig) unterscheiden sich in der außsprache nicht mer von a, e, i, u. Das häkchen zeigt nur an, daß in der älteren sprache ein nasal auf den vocal folgte, es hat also nur eine etymologi- sche geltung; ą, ę, i̧, ų sind inlautend lang, auß lautend, mit wenigen außnamen (bei participien und pronominibus) kurz. Den wortton bezeichnen wir mit ́, wenn er auf einem lan- gen vocale, mit ̀, wenn er auf einem kurzen vocale ligt. Um die übersichtstabelle nicht zu überladen und weil teil- weise doch wol nicht einfache laute vor ligen (auch ist man- ches noch nicht genügend physiologisch klar) sind auß der sel- ben hinweg gelaßen worden die consonanten in irer verbindung mit j. Dise bald engere, bald losere verbindung wird vor fol- genden vocalen durch ein i nach dem consonanten bezeichnet; im außlaute bedienen wir uns, nach dem vorbilde der polnischen schreibweise, zu disem zwecke eines dem consonanten bei gege- benen ́. Übrigens können dise laute nur nach abfall von vo- calen in den außlaut des wortes zu stehen kommen; sie finden sich daher in der schriftsprache nur außnamsweise am ende des wortes. Außer den oben verzeichneten consonanten hat das litaui- sche also noch die auf folgende art graphisch bezeichneten con- sonantischen laute: ki ḱ, gi ǵ; ti und di sind nur niderli- tauisch, denn im hochlitauischen geht älteres und niderlitaui- sches tj, d. i. vor vocalen ti, in cz, wie dj, d. i. vor vocalen di, in dż über; pi ṕ, bi b́; vi; szi sź, żi ż́, si ś nebst ci = tś; ni ń, mi ḿ; ri ŕ, li ĺ. Die außsprache diser laute im außlaute (ḱ, ǵ, ṕ, b́ u. s. f.) ist so schwierig und so wenig von der gewönlichen auß- sprache diser laute unterschiden, daß man sie füglich vernach- läßigen kann. Überdiß sind die selben hier, wo es sich stäts um die möglichst ältesten formen der worte handelt, von völlig untergeordneter bedeutung, da sie nur nach spät (oft nur in der umgangssprache) ein tretendem schwund auß lautender vo- cale vor kommen. ki, gi (vor vocalen, wie sich von selbst versteht) sind pa-

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/125>, abgerufen am 09.11.2024.