Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite
Altindisch. Übersicht der laute.
Anm. Man vergleiche dise tabelle mit der §. 1 gegebenen über-
sicht der laute der indogermanischen sprachlaute und man wird
finden, daß dise sämtlich in ir ebenfals vorhanden sind (e =
urspr. ai, o = urspr. au), außerdem aber eine fast gleiche an-
zal unursprünglicher laute, die durch sprachgeschichtliche pro-
cesse auß jenen ursprünglichen hervor gegangen sind und inen
nunmer zur seite stehen.

Außsprache. Wir kennen sie durch die indische, im
ganzen ser gute tradition und mittels der lautphysiologie und
sprachengeschichte.

Das von der außsprache der aspiraten §. 1 bemerkte gilt
auch hier.

Die palatalen momentanen laute k, g, kh, gh pflegt man
wie tsch, dsch oder genauer wie franz. dj, tschh, djh auß zu
sprechen, eine außsprache, die nur für einen späteren sprach-

thodische sprachwißenschaft überhaupt begründete. In Bopps vergl. gram-
matik tritt die lautlere noch in den hintergrund, welche zuerst durch Ja-
cob Grimms
deutsche grammatik seit 1819 zur geltung gebracht, auf das
weitere gebiet der indogermanischen sprachen aber durch Aug. Friedrich
Pott
eingefürt ward in seinem werke 'Etymologische Forschungen auf dem
Gebiete der Indo-Germanischen Sprachen mit besonderem Bezug auf die
Lautumwandlung im Sanskrit, Griechischen, Lateinischen, Littauischen und
Gothischen'. II bde 8°. Lemgo 1833 u. 1836. Zweite Auflage in völlig neuer
Umarbeitung, I. teil: Präpositionen. Lemgo u. Detmold 1859. 8°. Die ge-
nauere ermittelung der lautgesetze so wie den fortschritt unserer disciplin
überhaupt, kann man verfolgen in der Zeitschrift für vergleichende sprach-
forschung auf dem gebiete des Deutschen, Griechischen, Lateinischen, her-
ausgeg. von Dr. Theod. Aufrecht u. Dr. Adalb. Kuhn (vom 3. bde an
von letzterem allein). Berlin, seit 1852 (bis jetzt 10 bände) und in den
Beiträgen zur vergl. sprachforschung auf dem gebiete der arischen, kelti-
schen und slawischen sprachen, herausgeg. von Adalb. Kuhn u. August
Schleicher
, Berlin, seit 1858 (bis jezt 2 bände). Die einzelne sprachen
und spracherscheinungen betreffende sprachwißenschaftliche litteratur wird
im verlaufe der darstellung an gefürt werden. Für das altindische ist be-
sonders wegen der accente und der vedischen formen Benfeys größere und
kleinere grammatik (erstere Lpz. 1852, leztere ebendas. 1855) von großem
werte. Die kürzere faßung ist die mer zu empfehlende. Die Benfeyschen
erklärungen der formen sind jedoch in vilen fällen nach unserer ansicht
verfelt. Ferner, soweit es bis jezt erschinen, das sanskritwörterbuch der
kais. Ruß. Akad. der Wißensch. v. Böhtlingk u. Roth, St. Petersb. 1853 flg.
bis jezt 3 bände 4°; ein außgezeichnetes werk, das einen neuen abschnitt
der altindischen sprachstudien bezeichnet.
Altindisch. Übersicht der laute.
Anm. Man vergleiche dise tabelle mit der §. 1 gegebenen über-
sicht der laute der indogermanischen sprachlaute und man wird
finden, daß dise sämtlich in ir ebenfals vorhanden sind =
urspr. ai, ô = urspr. au), außerdem aber eine fast gleiche an-
zal unursprünglicher laute, die durch sprachgeschichtliche pro-
cesse auß jenen ursprünglichen hervor gegangen sind und inen
nunmer zur seite stehen.

Außsprache. Wir kennen sie durch die indische, im
ganzen ser gute tradition und mittels der lautphysiologie und
sprachengeschichte.

Das von der außsprache der aspiraten §. 1 bemerkte gilt
auch hier.

Die palatalen momentanen laute ḱ, ǵ, ḱh, ǵh pflegt man
wie tsch, dsch oder genauer wie franz. dj, tschh, djh auß zu
sprechen, eine außsprache, die nur für einen späteren sprach-

thodische sprachwißenschaft überhaupt begründete. In Bopps vergl. gram-
matik tritt die lautlere noch in den hintergrund, welche zuerst durch Ja-
cob Grimms
deutsche grammatik seit 1819 zur geltung gebracht, auf das
weitere gebiet der indogermanischen sprachen aber durch Aug. Friedrich
Pott
eingefürt ward in seinem werke ‘Etymologische Forschungen auf dem
Gebiete der Indo-Germanischen Sprachen mit besonderem Bezug auf die
Lautumwandlung im Sanskrit, Griechischen, Lateinischen, Littauischen und
Gothischen’. II bde 8°. Lemgo 1833 u. 1836. Zweite Auflage in völlig neuer
Umarbeitung, I. teil: Präpositionen. Lemgo u. Detmold 1859. 8°. Die ge-
nauere ermittelung der lautgesetze so wie den fortschritt unserer disciplin
überhaupt, kann man verfolgen in der Zeitschrift für vergleichende sprach-
forschung auf dem gebiete des Deutschen, Griechischen, Lateinischen, her-
ausgeg. von Dr. Theod. Aufrecht u. Dr. Adalb. Kuhn (vom 3. bde an
von letzterem allein). Berlin, seit 1852 (bis jetzt 10 bände) und in den
Beiträgen zur vergl. sprachforschung auf dem gebiete der arischen, kelti-
schen und slawischen sprachen, herausgeg. von Adalb. Kuhn u. August
Schleicher
, Berlin, seit 1858 (bis jezt 2 bände). Die einzelne sprachen
und spracherscheinungen betreffende sprachwißenschaftliche litteratur wird
im verlaufe der darstellung an gefürt werden. Für das altindische ist be-
sonders wegen der accente und der vedischen formen Benfeys größere und
kleinere grammatik (erstere Lpz. 1852, leztere ebendas. 1855) von großem
werte. Die kürzere faßung ist die mer zu empfehlende. Die Benfeyschen
erklärungen der formen sind jedoch in vilen fällen nach unserer ansicht
verfelt. Ferner, soweit es bis jezt erschinen, das sanskritwörterbuch der
kais. Ruß. Akad. der Wißensch. v. Böhtlingk u. Roth, St. Petersb. 1853 flg.
bis jezt 3 bände 4°; ein außgezeichnetes werk, das einen neuen abschnitt
der altindischen sprachstudien bezeichnet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0027" n="13"/>
                <fw place="top" type="header">Altindisch. Übersicht der laute.</fw><lb/>
                <list>
                  <item><hi rendition="#g">Anm</hi>. Man vergleiche dise tabelle mit der §. 1 gegebenen über-<lb/>
sicht der laute der indogermanischen sprachlaute und man wird<lb/>
finden, daß dise sämtlich in ir ebenfals vorhanden sind <hi rendition="#i"></hi> =<lb/>
urspr. <hi rendition="#i">ai, ô</hi> = urspr. <hi rendition="#i">au),</hi> außerdem aber eine fast gleiche an-<lb/>
zal unursprünglicher laute, die durch sprachgeschichtliche pro-<lb/>
cesse auß jenen ursprünglichen hervor gegangen sind und inen<lb/>
nunmer zur seite stehen.</item>
                </list><lb/>
                <p><hi rendition="#g">Außsprache</hi>. Wir kennen sie durch die indische, im<lb/>
ganzen ser gute tradition und mittels der lautphysiologie und<lb/>
sprachengeschichte.</p><lb/>
                <p>Das von der außsprache der aspiraten §. 1 bemerkte gilt<lb/>
auch hier.</p><lb/>
                <p>Die palatalen momentanen laute <hi rendition="#i">k&#x0301;, g&#x0301;, k&#x0301;h, g&#x0301;h</hi> pflegt man<lb/>
wie <hi rendition="#i">tsch, dsch</hi> oder genauer wie franz. <hi rendition="#i">dj, tschh, djh</hi> auß zu<lb/>
sprechen, eine außsprache, die nur für einen späteren sprach-<lb/><note xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="*)">thodische sprachwißenschaft überhaupt begründete. In Bopps vergl. gram-<lb/>
matik tritt die lautlere noch in den hintergrund, welche zuerst durch <hi rendition="#g">Ja-<lb/>
cob Grimms</hi> deutsche grammatik seit 1819 zur geltung gebracht, auf das<lb/>
weitere gebiet der indogermanischen sprachen aber durch <hi rendition="#g">Aug. Friedrich<lb/>
Pott</hi> eingefürt ward in seinem werke &#x2018;Etymologische Forschungen auf dem<lb/>
Gebiete der Indo-Germanischen Sprachen mit besonderem Bezug auf die<lb/>
Lautumwandlung im Sanskrit, Griechischen, Lateinischen, Littauischen und<lb/>
Gothischen&#x2019;. II bde 8°. Lemgo 1833 u. 1836. Zweite Auflage in völlig neuer<lb/>
Umarbeitung, I. teil: Präpositionen. Lemgo u. Detmold 1859. 8°. Die ge-<lb/>
nauere ermittelung der lautgesetze so wie den fortschritt unserer disciplin<lb/>
überhaupt, kann man verfolgen in der Zeitschrift für vergleichende sprach-<lb/>
forschung auf dem gebiete des Deutschen, Griechischen, Lateinischen, her-<lb/>
ausgeg. von Dr. <hi rendition="#g">Theod. Aufrecht</hi> u. Dr. <hi rendition="#g">Adalb. Kuhn</hi> (vom 3. bde an<lb/>
von letzterem allein). Berlin, seit 1852 (bis jetzt 10 bände) und in den<lb/>
Beiträgen zur vergl. sprachforschung auf dem gebiete der arischen, kelti-<lb/>
schen und slawischen sprachen, herausgeg. von <hi rendition="#g">Adalb. Kuhn u. August<lb/>
Schleicher</hi>, Berlin, seit 1858 (bis jezt 2 bände). Die einzelne sprachen<lb/>
und spracherscheinungen betreffende sprachwißenschaftliche litteratur wird<lb/>
im verlaufe der darstellung an gefürt werden. Für das altindische ist be-<lb/>
sonders wegen der accente und der vedischen formen Benfeys größere und<lb/>
kleinere grammatik (erstere Lpz. 1852, leztere ebendas. 1855) von großem<lb/>
werte. Die kürzere faßung ist die mer zu empfehlende. Die Benfeyschen<lb/>
erklärungen der formen sind jedoch in vilen fällen nach unserer ansicht<lb/>
verfelt. Ferner, soweit es bis jezt erschinen, das sanskritwörterbuch der<lb/>
kais. Ruß. Akad. der Wißensch. v. Böhtlingk u. Roth, St. Petersb. 1853 flg.<lb/>
bis jezt 3 bände 4°; ein außgezeichnetes werk, das einen neuen abschnitt<lb/>
der altindischen sprachstudien bezeichnet.</note><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0027] Altindisch. Übersicht der laute. Anm. Man vergleiche dise tabelle mit der §. 1 gegebenen über- sicht der laute der indogermanischen sprachlaute und man wird finden, daß dise sämtlich in ir ebenfals vorhanden sind (ê = urspr. ai, ô = urspr. au), außerdem aber eine fast gleiche an- zal unursprünglicher laute, die durch sprachgeschichtliche pro- cesse auß jenen ursprünglichen hervor gegangen sind und inen nunmer zur seite stehen. Außsprache. Wir kennen sie durch die indische, im ganzen ser gute tradition und mittels der lautphysiologie und sprachengeschichte. Das von der außsprache der aspiraten §. 1 bemerkte gilt auch hier. Die palatalen momentanen laute ḱ, ǵ, ḱh, ǵh pflegt man wie tsch, dsch oder genauer wie franz. dj, tschh, djh auß zu sprechen, eine außsprache, die nur für einen späteren sprach- *) *) thodische sprachwißenschaft überhaupt begründete. In Bopps vergl. gram- matik tritt die lautlere noch in den hintergrund, welche zuerst durch Ja- cob Grimms deutsche grammatik seit 1819 zur geltung gebracht, auf das weitere gebiet der indogermanischen sprachen aber durch Aug. Friedrich Pott eingefürt ward in seinem werke ‘Etymologische Forschungen auf dem Gebiete der Indo-Germanischen Sprachen mit besonderem Bezug auf die Lautumwandlung im Sanskrit, Griechischen, Lateinischen, Littauischen und Gothischen’. II bde 8°. Lemgo 1833 u. 1836. Zweite Auflage in völlig neuer Umarbeitung, I. teil: Präpositionen. Lemgo u. Detmold 1859. 8°. Die ge- nauere ermittelung der lautgesetze so wie den fortschritt unserer disciplin überhaupt, kann man verfolgen in der Zeitschrift für vergleichende sprach- forschung auf dem gebiete des Deutschen, Griechischen, Lateinischen, her- ausgeg. von Dr. Theod. Aufrecht u. Dr. Adalb. Kuhn (vom 3. bde an von letzterem allein). Berlin, seit 1852 (bis jetzt 10 bände) und in den Beiträgen zur vergl. sprachforschung auf dem gebiete der arischen, kelti- schen und slawischen sprachen, herausgeg. von Adalb. Kuhn u. August Schleicher, Berlin, seit 1858 (bis jezt 2 bände). Die einzelne sprachen und spracherscheinungen betreffende sprachwißenschaftliche litteratur wird im verlaufe der darstellung an gefürt werden. Für das altindische ist be- sonders wegen der accente und der vedischen formen Benfeys größere und kleinere grammatik (erstere Lpz. 1852, leztere ebendas. 1855) von großem werte. Die kürzere faßung ist die mer zu empfehlende. Die Benfeyschen erklärungen der formen sind jedoch in vilen fällen nach unserer ansicht verfelt. Ferner, soweit es bis jezt erschinen, das sanskritwörterbuch der kais. Ruß. Akad. der Wißensch. v. Böhtlingk u. Roth, St. Petersb. 1853 flg. bis jezt 3 bände 4°; ein außgezeichnetes werk, das einen neuen abschnitt der altindischen sprachstudien bezeichnet.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/27
Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/27>, abgerufen am 22.12.2024.