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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Altindisch. Übersicht der laute.
stand richtig ist; für die ältere zeit wäre die außsprache des
k und g als innige verschmelzung von kj, gj (fast so wie k, g in
kind, gieng) das richtige (bei den aspiraten tritt natürlich noch
der hauch hinzu). Die hervorbringung diser laute (besonders vor
andern lauten als i, e) fält uns jedoch schwer und man bleibt
daher lieber bei der minder richtigen traditionellen außsprache
diser laute als dentale mit lingualer spirans.

'Lingual' wird in ermangelung eines beßeren außdruckes für
die gegend des mundes zwischen gaumen und zänen gebraucht.
Die lingualen momentanen laute sind t- und d- änliche laute, die
aber eben nicht an den zänen, sondern vil weiter hinten nach
dem gaumen zu hervor gebracht werden, zu welchem zwecke
man die zunge zurück beugen muß; die Inder nennen sie kopf-
laute (was man unsinniger weise mit 'cerebralen' übertragen
hat). Die in Europa conventionell gewordene außsprache schei-
det sie nicht von den dentalen.

Von den spiranten ist h (eine lautgesezliche wandlung von
s) in seiner genauen außsprache nicht bekant, es gilt als ton-
los. Man pflegt es entweder wie h oder gar nicht auß zu
sprechen.

h ist stets hörbar und gilt als tönender laut, ist also wie
unser h, jedoch mit stimton zu sprechen.

c ist wie j, aber one den dises begleitenden stimton und
wol etwas schärfer (mit engerer stellung des organs) zu spre-
chen (etwas wie ch in sichel; die conventionelle außsprache als
scharfes s ist falsch und zu meiden, c hat mit s nichts zu
schaffen).

s ist unser sch, franz. ch.

Die nasale. n ist der gutturale nasal, also zu sprechen
wie unser n in 'enkel', oder wie ng in 'lange'; nn ist der pala-
tale nasal, der wie eine innige verschmelzung von nj zu lauten
hat (wie gn in franz. 'campagne'); n, der kopfnasal, ist ein an
der stelle, wo t, d gesprochen werden, zu bildendes n, dessen
außsprache uns nicht gelingen will und das wir daher von n
nicht zu unterscheiden pflegen.

r und l als vocale lauten etwa so, wie in unsern worten

Altindisch. Übersicht der laute.
stand richtig ist; für die ältere zeit wäre die außsprache des
und als innige verschmelzung von kj, gj (fast so wie k, g in
kind, gieng) das richtige (bei den aspiraten tritt natürlich noch
der hauch hinzu). Die hervorbringung diser laute (besonders vor
andern lauten als i, e) fält uns jedoch schwer und man bleibt
daher lieber bei der minder richtigen traditionellen außsprache
diser laute als dentale mit lingualer spirans.

‘Lingual’ wird in ermangelung eines beßeren außdruckes für
die gegend des mundes zwischen gaumen und zänen gebraucht.
Die lingualen momentanen laute sind t- und d- änliche laute, die
aber eben nicht an den zänen, sondern vil weiter hinten nach
dem gaumen zu hervor gebracht werden, zu welchem zwecke
man die zunge zurück beugen muß; die Inder nennen sie kopf-
laute (was man unsinniger weise mit ‘cerebralen’ übertragen
hat). Die in Europa conventionell gewordene außsprache schei-
det sie nicht von den dentalen.

Von den spiranten ist (eine lautgesezliche wandlung von
s) in seiner genauen außsprache nicht bekant, es gilt als ton-
los. Man pflegt es entweder wie h oder gar nicht auß zu
sprechen.

h ist stets hörbar und gilt als tönender laut, ist also wie
unser h, jedoch mit stimton zu sprechen.

ç ist wie j, aber one den dises begleitenden stimton und
wol etwas schärfer (mit engerer stellung des organs) zu spre-
chen (etwas wie ch in sichel; die conventionelle außsprache als
scharfes s ist falsch und zu meiden, ç hat mit s nichts zu
schaffen).

ś ist unser sch, franz. ch.

Die nasale. ist der gutturale nasal, also zu sprechen
wie unser n in ‘enkel’, oder wie ng in ‘lange’; ñ ist der pala-
tale nasal, der wie eine innige verschmelzung von nj zu lauten
hat (wie gn in franz. ‘campagne’); ń, der kopfnasal, ist ein an
der stelle, wo t́, d́ gesprochen werden, zu bildendes n, dessen
außsprache uns nicht gelingen will und das wir daher von n
nicht zu unterscheiden pflegen.

r und l als vocale lauten etwa so, wie in unsern worten

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[14/0028] Altindisch. Übersicht der laute. stand richtig ist; für die ältere zeit wäre die außsprache des ḱ und ǵ als innige verschmelzung von kj, gj (fast so wie k, g in kind, gieng) das richtige (bei den aspiraten tritt natürlich noch der hauch hinzu). Die hervorbringung diser laute (besonders vor andern lauten als i, e) fält uns jedoch schwer und man bleibt daher lieber bei der minder richtigen traditionellen außsprache diser laute als dentale mit lingualer spirans. ‘Lingual’ wird in ermangelung eines beßeren außdruckes für die gegend des mundes zwischen gaumen und zänen gebraucht. Die lingualen momentanen laute sind t- und d- änliche laute, die aber eben nicht an den zänen, sondern vil weiter hinten nach dem gaumen zu hervor gebracht werden, zu welchem zwecke man die zunge zurück beugen muß; die Inder nennen sie kopf- laute (was man unsinniger weise mit ‘cerebralen’ übertragen hat). Die in Europa conventionell gewordene außsprache schei- det sie nicht von den dentalen. Von den spiranten ist ḥ (eine lautgesezliche wandlung von s) in seiner genauen außsprache nicht bekant, es gilt als ton- los. Man pflegt es entweder wie h oder gar nicht auß zu sprechen. h ist stets hörbar und gilt als tönender laut, ist also wie unser h, jedoch mit stimton zu sprechen. ç ist wie j, aber one den dises begleitenden stimton und wol etwas schärfer (mit engerer stellung des organs) zu spre- chen (etwas wie ch in sichel; die conventionelle außsprache als scharfes s ist falsch und zu meiden, ç hat mit s nichts zu schaffen). ś ist unser sch, franz. ch. Die nasale. ṅ ist der gutturale nasal, also zu sprechen wie unser n in ‘enkel’, oder wie ng in ‘lange’; ñ ist der pala- tale nasal, der wie eine innige verschmelzung von nj zu lauten hat (wie gn in franz. ‘campagne’); ń, der kopfnasal, ist ein an der stelle, wo t́, d́ gesprochen werden, zu bildendes n, dessen außsprache uns nicht gelingen will und das wir daher von n nicht zu unterscheiden pflegen. r und l als vocale lauten etwa so, wie in unsern worten

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/28>, abgerufen am 22.12.2024.