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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Litauisch. Consonantische lautgesetze. Außlaut.
für -ma-s, -mja, z. b. rek-sma-s (clamor), vgl. rek-ti (clamare)
u. a.; suffix -iszka-s auß urspr. -ika-s = gr. iko-s u. s. f.

3. Wandelbarer sibilant bei gutturalen. Bei k
und g als außlauten von verbalwurzeln findet sich nicht selten
ein nicht wurzelhaftes sz (bei k) und z (bei g) in der weise,
daß sz und z vor den wurzelaußlauten k und g stehen, wenn
disen lezteren ein vocal (oder i = j) folgt; folgt aber auf k,
g
ein consonant (t, s), so treten sz und z, das dann wider s
wird, dem wurzelaußlaute nach, z. b. reiszk-iu (praes.), reiszk-
iau
(praeter.), aber reiksz-ti (infin.), reiksziu (futur.) für *reiksz-
siu
(revelare); mezg-u (praes.), mezg-iau (praet.), aber megs-ti
(infin.), megsiu (fut.) für *megs-siu (acubus texere, nectere) u. a.

Anm. Die wurzel drak hat nicht sz, sondern s beim außlaute, z. b.
praes. su-dresk-iu, infin. su-dreks-ti (lacerare), praes. su-drisk-u,
infin. su-driks-ti (pannosum fieri), drask-yti (trahere, rapere).
Außlaut.
§. 193.

Tönende consonanten gehen auß lautend in ire entsprechen-
den stummen über, one daß die schrift in der regel disen wechsel
bezeichnet, z. b. dud (für duda, 3. sg. praes., dat), spr. dut u. a.

So erklärt sich die übliche schreibung asz (ego), isz (ex) für
az, iz = slaw. azu (ego), izu (ex).

Auß lautende nasale (n) sind nur in mundarten archaisch
erhalten, sie schwinden außerdem stäts, und es wird der einst
vorhandene nasal am vocale durch ein häkchen bezeichnet, z. b.
acc. sg. vilka (lupum), aki (oculum), sunu (filium), ursprünglich
wol nur graphische abkürzung für älteres vilkan, akin, sunun,
urspr. varka-m, aki-m, sunu-m. In der jetzigen volkssprache
schwinden sogar auch solche nasale, die erst durch abwurf von
consonanten in den außlaut gekommen sind, z. b. ma, schrift-
sprache man, älter (zemaitisch) manei (mihi) u. a. der art.

Anm. Von der durch auß lautende nasale bewirkten vocalverän-
derung handelt §. 100, B; 101, 3. 4.

Auß lautendes t ist geschwunden, z. b. veza (umgangsspra-
che vez) = slaw. veze-ti urspr. vagha-ti, wo t erst nach abfall
des auß lautenden i in den außlaut kam.

Ursprünglich auß lautendes s bleibt im nom. sg., nom. acc.

Litauisch. Consonantische lautgesetze. Außlaut.
für -ma-s, -mjâ, z. b. rė́k-sma-s (clamor), vgl. rė́k-ti (clamare)
u. a.; suffix -iszka-s auß urspr. -ika-s = gr. ιϰο-ς u. s. f.

3. Wandelbarer sibilant bei gutturalen. Bei k
und g als außlauten von verbalwurzeln findet sich nicht selten
ein nicht wurzelhaftes sz (bei k) und z (bei g) in der weise,
daß sz und z vor den wurzelaußlauten k und g stehen, wenn
disen lezteren ein vocal (oder i = j) folgt; folgt aber auf k,
g
ein consonant (t, s), so treten sz und z, das dann wider s
wird, dem wurzelaußlaute nach, z. b. réiszk-iu (praes.), réiszk-
iau
(praeter.), aber réiksz-ti (infin.), réiksziu (futur.) für *reiksz-
siu
(revelare); mezg-ù (praes.), mezg-iau (praet.), aber megs-ti
(infin.), mègsiu (fut.) für *megs-siu (acubus texere, nectere) u. a.

Anm. Die wurzel drak hat nicht sz, sondern s beim außlaute, z. b.
praes. sù-drėsk-iu, infin. su-drė́ks-ti (lacerare), praes. su-drisk-ù,
infin. su-drìks-ti (pannosum fieri), drask-ýti (trahere, rapere).
Außlaut.
§. 193.

Tönende consonanten gehen auß lautend in ire entsprechen-
den stummen über, one daß die schrift in der regel disen wechsel
bezeichnet, z. b. dů́d (für dů́da, 3. sg. praes., dat), spr. dů́t u. a.

So erklärt sich die übliche schreibung asz (ego), isz (ex) für
, = slaw. azŭ (ego), izŭ (ex).

Auß lautende nasale (n) sind nur in mundarten archaisch
erhalten, sie schwinden außerdem stäts, und es wird der einst
vorhandene nasal am vocale durch ein häkchen bezeichnet, z. b.
acc. sg. vìlką (lupum), áki̧ (oculum), súnų (filium), ursprünglich
wol nur graphische abkürzung für älteres vilkan, akin, sunun,
urspr. varka-m, aki-m, sunu-m. In der jetzigen volkssprache
schwinden sogar auch solche nasale, die erst durch abwurf von
consonanten in den außlaut gekommen sind, z. b. mą́, schrift-
sprache mán, älter (żemaitisch) manei (mihi) u. a. der art.

Anm. Von der durch auß lautende nasale bewirkten vocalverän-
derung handelt §. 100, B; 101, 3. 4.

Auß lautendes t ist geschwunden, z. b. véża (umgangsspra-
che véż) = slaw. veze-tĭ urspr. vagha-ti, wo t erst nach abfall
des auß lautenden i in den außlaut kam.

Ursprünglich auß lautendes s bleibt im nom. sg., nom. acc.

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[266/0280] Litauisch. Consonantische lautgesetze. Außlaut. für -ma-s, -mjâ, z. b. rė́k-sma-s (clamor), vgl. rė́k-ti (clamare) u. a.; suffix -iszka-s auß urspr. -ika-s = gr. ιϰο-ς u. s. f. 3. Wandelbarer sibilant bei gutturalen. Bei k und g als außlauten von verbalwurzeln findet sich nicht selten ein nicht wurzelhaftes sz (bei k) und z (bei g) in der weise, daß sz und z vor den wurzelaußlauten k und g stehen, wenn disen lezteren ein vocal (oder i = j) folgt; folgt aber auf k, g ein consonant (t, s), so treten sz und z, das dann wider s wird, dem wurzelaußlaute nach, z. b. réiszk-iu (praes.), réiszk- iau (praeter.), aber réiksz-ti (infin.), réiksziu (futur.) für *reiksz- siu (revelare); mezg-ù (praes.), mezg-iau (praet.), aber megs-ti (infin.), mègsiu (fut.) für *megs-siu (acubus texere, nectere) u. a. Anm. Die wurzel drak hat nicht sz, sondern s beim außlaute, z. b. praes. sù-drėsk-iu, infin. su-drė́ks-ti (lacerare), praes. su-drisk-ù, infin. su-drìks-ti (pannosum fieri), drask-ýti (trahere, rapere). Außlaut. Tönende consonanten gehen auß lautend in ire entsprechen- den stummen über, one daß die schrift in der regel disen wechsel bezeichnet, z. b. dů́d (für dů́da, 3. sg. praes., dat), spr. dů́t u. a. So erklärt sich die übliche schreibung asz (ego), isz (ex) für aż, iż = slaw. azŭ (ego), izŭ (ex). Auß lautende nasale (n) sind nur in mundarten archaisch erhalten, sie schwinden außerdem stäts, und es wird der einst vorhandene nasal am vocale durch ein häkchen bezeichnet, z. b. acc. sg. vìlką (lupum), áki̧ (oculum), súnų (filium), ursprünglich wol nur graphische abkürzung für älteres vilkan, akin, sunun, urspr. varka-m, aki-m, sunu-m. In der jetzigen volkssprache schwinden sogar auch solche nasale, die erst durch abwurf von consonanten in den außlaut gekommen sind, z. b. mą́, schrift- sprache mán, älter (żemaitisch) manei (mihi) u. a. der art. Anm. Von der durch auß lautende nasale bewirkten vocalverän- derung handelt §. 100, B; 101, 3. 4. Auß lautendes t ist geschwunden, z. b. véża (umgangsspra- che véż) = slaw. veze-tĭ urspr. vagha-ti, wo t erst nach abfall des auß lautenden i in den außlaut kam. Ursprünglich auß lautendes s bleibt im nom. sg., nom. acc.

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/280>, abgerufen am 10.11.2024.