Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.Praesensstamm; Latein. sprachen die praesensform viler verba, futurbeziehung; eben§. 293.so das praesens -bo auß *bio (vgl. d. dat. plur. -bus für *bius) und diß aus *bu-io (= äol. phu-io) von wurz. bu, fu, urspr. bhu (fieri esse). Villeicht gehören hierher auch pello für *pel-jo (pe-pul-i); Anm. Höchst warscheinlich gehören hierher, nicht zu I. (wor- nach §. 211, pag. 308 zu berichtigen), ab geleitete verba, wie statuo, metuo, tribuo, minuo, die also für *statuio, grundf. statujami stehen, wie griech. methuo für *methuio, grundform madhujami. Der schwund des j ist lautgesezlich, wie in moneo, grundform manajami, vgl. §. 154, 1. VI. Das suffix urspr. ska ist im latein. von häufiger an- nanc-i-scor, wurzel nac (nac-tus), hat zugleich nasalinfix Oft werden von ab geleiteten verbalstämmen solche prae- Praesensstamm; Latein. sprachen die praesensform viler verba, futurbeziehung; eben§. 293.so das praesens -bo auß *bio (vgl. d. dat. plur. -bus für *bius) und diß aus *bu-io (= äol. φυ-ίω) von wurz. bu, fu, urspr. bhu (fieri esse). Villeicht gehören hierher auch pello für *pel-jo (pe-pul-i); Anm. Höchst warscheinlich gehören hierher, nicht zu I. (wor- nach §. 211, pag. 308 zu berichtigen), ab geleitete verba, wie statuo, metuo, tribuo, minuo, die also für *statuio, grundf. statujâmi stehen, wie griech. μεθύω für *μεθυίω, grundform madhujâmi. Der schwund des j ist lautgesezlich, wie in moneo, grundform mânajâmi, vgl. §. 154, 1. VI. Das suffix urspr. ska ist im latein. von häufiger an- nanc-i-scor, wurzel nac (nac-tus), hat zugleich nasalinfix Oft werden von ab geleiteten verbalstämmen solche prae- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0319" n="593"/><fw place="top" type="header">Praesensstamm; Latein.</fw><lb/> sprachen die praesensform viler verba, futurbeziehung; eben<note place="right">§. 293.</note><lb/> so das praesens <hi rendition="#i">-bo</hi> auß *<hi rendition="#i">bio</hi> (vgl. d. dat. plur. <hi rendition="#i">-bus</hi> für *<hi rendition="#i">bius)</hi><lb/> und diß aus *<hi rendition="#i">bu-io</hi> (= äol. <hi rendition="#i">φυ-ίω)</hi> von wurz. <hi rendition="#i">bu, fu,</hi> urspr.<lb/><hi rendition="#i">bhu</hi> (fieri esse).</p><lb/> <p>Villeicht gehören hierher auch <hi rendition="#i">pello</hi> für *<hi rendition="#i">pel-jo (pe-pul-i);<lb/> tollo (tetuli)</hi> und auch die, welche in den nichtpraesensfor-<lb/> men die doppelconsonanten bewaren, wie <hi rendition="#i">fallo (fefelli), curro<lb/> (cucurri)</hi>. 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Praesensstamm; Latein.
sprachen die praesensform viler verba, futurbeziehung; eben
so das praesens -bo auß *bio (vgl. d. dat. plur. -bus für *bius)
und diß aus *bu-io (= äol. φυ-ίω) von wurz. bu, fu, urspr.
bhu (fieri esse).
§. 293.
Villeicht gehören hierher auch pello für *pel-jo (pe-pul-i);
tollo (tetuli) und auch die, welche in den nichtpraesensfor-
men die doppelconsonanten bewaren, wie fallo (fefelli), curro
(cucurri). Vergleicht man jedoch alius, griech. ἄλλος und die
häufige lautverbindung rio, riu, so wird die anname einer assimila-
tion von lj, rj zu ll, rr bedenklich. Villeicht steht pello für
*pel-no, oder solte das lateinische die verdoppelung selbst als
eine im eigentümliche neue art der praesensverstärkung ge-
braucht haben?
Anm. Höchst warscheinlich gehören hierher, nicht zu I. (wor-
nach §. 211, pag. 308 zu berichtigen), ab geleitete verba, wie
statuo, metuo, tribuo, minuo, die also für *statuio, grundf.
statujâmi stehen, wie griech. μεθύω für *μεθυίω, grundform
madhujâmi. Der schwund des j ist lautgesezlich, wie in moneo,
grundform mânajâmi, vgl. §. 154, 1.
VI. Das suffix urspr. ska ist im latein. von häufiger an-
wendung, z. b. gna-sco-r, wurz. gna (gna-tus); mit hilfsvocal i,
ap-i-scor, wurz. ap (ap-tus); pac-i-scor, wurz. pac; re-viv-i-sco
(re-vic-si, §. 152, 1), wurzel viv, *vigv u. s. f.; dagegen
disco auß *dic-sco (vgl. didici); escit für *es-scit, wurzel es
(dise praesensform hat futurbeziehung wie er-it, V.); das
suffix ist fest gewachsen in posco auß *porc-sco (vergleiche
prec-or, proc-ax).
nanc-i-scor, wurzel nac (nac-tus), hat zugleich nasalinfix
(IV, c.); con-qui-ni-sco (con-quec-si), steht wol für *con-quic
ni-sco, hat also nasalsuffix (IV, b) und -sco, wie fru-ni-scor
(frunî-tus wird dazu an gefürt; diß ist nach art ab geleiteter
verba gebildet).
Oft werden von ab geleiteten verbalstämmen solche prae-
sensstämme auf urspr. ska gebildet, z. b. in-vetera-sco, stamm
veterâ (inveterâ-vi, inveterâ-tum); mature-sco, stamm maturê;
ob-dormi-sco, stamm dormî u. s. f.
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