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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Futurum; Griech., Latein., Osk.
§. 298.z. b. pheuxoumai, d. i. *pheug-seo-mai für *pheug-sjo-mai, grundf.
bhaug-sja-mai; pleu-sou-mai; es-sei-tai (wo also es mit sich
selbst zusammen gesezt ist) u. a.

3. j fält auß (§. 145, 1, e), die gewönliche form, z. b.
ste-so für *ste-sjo, grundf. sta-sja-mi, wurzel sta; do-so,
grundf. da-sja-mi, wurzel do, urspr. da; leipso, d. i. *leip-so,
wurzel lip (dise mit steigerung des wurzelvocals); tupso, d. i.
*tup-so (one steigerung) u. s. f.

Anm. Auß essomai, essetai ward esomai, esetai, estai. War-
scheinlich sind dise formen jedoch nicht zusammen gesezt, son-
dern, wie im lateinischen ero für *esjo, grundform asjami steht,
so steht auch essomai nicht für as-sja-mai, sondern für as-
ja-mai (ss
= sj, §. 148, 1, b; vgl. ptisso für *ptis-jo),
also ist es praesens der form V mit futurbeziehung. Die erhal-
tung diser form *es-jo im griechischen und lateinischen ist be-
deutsam für das verhältnis diser beiden sprachen.

4. An wurzeln, die auf nasale oder auf r, l auß lauten,
tritt nicht *sjo sondern *esjo an; das e ist entweder hilfs-
vocal (da die verbindungen ms, ns, rs, ls im griechischen
nicht beliebt sind) oder das e der wurz. es in *esjo, *esjomai.
Seltner findet diß bei andern wurzeln statt. Den lautgesetzen
zu folge schwindet nun s zwischen den zwei vocalen (§. 145,
2, c); so ward auß *ten-esjo, *ten-eso, tene-o, teno, wurz.
ten; auß *phan-eso, phano; auß *ed-eso-mai edoumai, wrz. ed;
auß *makh-eso-mai, makhoumai u. s. f.

Sämtliche futura werden natürlich auch im griechischen
völlig wie das praesens ab gewandelt, da ja der lezte bestand-
teil des futurs ein praesens ist.

Italisch. Lateinisch. Futurformen wie capso, faxo
u. s. f., sehen zwar den griechischen völlig gleich, da sie aber
die function des futurum exactum haben, so sind sie wol für
*cecap-so, *fefac-so zu faßen (s. u. die neubildungen). Sicher-
lich beweisen sie aber, daß das latein. ursprünglich die selbe
futurform besaß, wie das griechische, altindische u. s. w.

Oskisch. 3. sing. didest (dabit), herest (volet), deiva-st
(jurabit), censa-zet (censebunt) u. a. sind deutlich mittels

Futurum; Griech., Latein., Osk.
§. 298.z. b. φευξοῦμαι, d. i. *φευγ-σεο-μαι für *φευγ-σϳο-μαι, grundf.
bhaug-sja-mai; πλευ-σοῦ-μαι; ἐσ-σεῖ-ται (wo also ἐσ mit sich
selbst zusammen gesezt ist) u. a.

3. j fält auß (§. 145, 1, e), die gewönliche form, z. b.
στή-σω für *στη-σϳω, grundf. stâ-sjâ-mi, wurzel στα; δώ-σω,
grundf. dâ-sjâ-mi, wurzel δο, urspr. da; λείψω, d. i. *λειπ-σω,
wurzel λιπ (dise mit steigerung des wurzelvocals); τύψω, d. i.
*τυπ-σω (one steigerung) u. s. f.

Anm. Auß ἔσσομαι, ἔσσεται ward ἔσομαι, ἔσεται, ἔσται. War-
scheinlich sind dise formen jedoch nicht zusammen gesezt, son-
dern, wie im lateinischen ero für *esjo, grundform asjâmi steht,
so steht auch ἔσσομαι nicht für as-sjâ-mai, sondern für as-
jâ-mai (σσ
= σϳ, §. 148, 1, b; vgl. πτίσσω für *πτισ-ϳω),
also ist es praesens der form V mit futurbeziehung. Die erhal-
tung diser form *es-jô im griechischen und lateinischen ist be-
deutsam für das verhältnis diser beiden sprachen.

4. An wurzeln, die auf nasale oder auf ρ, λ auß lauten,
tritt nicht *σϳω sondern *εσϳω an; das ε ist entweder hilfs-
vocal (da die verbindungen μσ, νσ, ρσ, λσ im griechischen
nicht beliebt sind) oder das ε der wurz. ἐσ in *ἐσϳω, *ἐσϳομαι.
Seltner findet diß bei andern wurzeln statt. Den lautgesetzen
zu folge schwindet nun σ zwischen den zwei vocalen (§. 145,
2, c); so ward auß *τεν-έσϳω, *τεν-έσω, τενέ-ω, τενῶ, wurz.
τεν; auß *φαν-έσω, φανῶ; auß *ἑδ-έσο-μαι ἑδοῦμαι, wrz. ἑδ;
auß *μαχ-έσο-μαι, μαχοῦμαι u. s. f.

Sämtliche futura werden natürlich auch im griechischen
völlig wie das praesens ab gewandelt, da ja der lezte bestand-
teil des futurs ein praesens ist.

Italisch. Lateinisch. Futurformen wie capso, faxo
u. s. f., sehen zwar den griechischen völlig gleich, da sie aber
die function des futurum exactum haben, so sind sie wol für
*cecap-so, *fefac-so zu faßen (s. u. die neubildungen). Sicher-
lich beweisen sie aber, daß das latein. ursprünglich die selbe
futurform besaß, wie das griechische, altindische u. s. w.

Oskisch. 3. sing. didest (dabit), herest (volet), deiva-st
(jurabit), censa-zet (censebunt) u. a. sind deutlich mittels

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[618/0344] Futurum; Griech., Latein., Osk. z. b. φευξοῦμαι, d. i. *φευγ-σεο-μαι für *φευγ-σϳο-μαι, grundf. bhaug-sja-mai; πλευ-σοῦ-μαι; ἐσ-σεῖ-ται (wo also ἐσ mit sich selbst zusammen gesezt ist) u. a. §. 298. 3. j fält auß (§. 145, 1, e), die gewönliche form, z. b. στή-σω für *στη-σϳω, grundf. stâ-sjâ-mi, wurzel στα; δώ-σω, grundf. dâ-sjâ-mi, wurzel δο, urspr. da; λείψω, d. i. *λειπ-σω, wurzel λιπ (dise mit steigerung des wurzelvocals); τύψω, d. i. *τυπ-σω (one steigerung) u. s. f. Anm. Auß ἔσσομαι, ἔσσεται ward ἔσομαι, ἔσεται, ἔσται. War- scheinlich sind dise formen jedoch nicht zusammen gesezt, son- dern, wie im lateinischen ero für *esjo, grundform asjâmi steht, so steht auch ἔσσομαι nicht für as-sjâ-mai, sondern für as- jâ-mai (σσ = σϳ, §. 148, 1, b; vgl. πτίσσω für *πτισ-ϳω), also ist es praesens der form V mit futurbeziehung. Die erhal- tung diser form *es-jô im griechischen und lateinischen ist be- deutsam für das verhältnis diser beiden sprachen. 4. An wurzeln, die auf nasale oder auf ρ, λ auß lauten, tritt nicht *σϳω sondern *εσϳω an; das ε ist entweder hilfs- vocal (da die verbindungen μσ, νσ, ρσ, λσ im griechischen nicht beliebt sind) oder das ε der wurz. ἐσ in *ἐσϳω, *ἐσϳομαι. Seltner findet diß bei andern wurzeln statt. Den lautgesetzen zu folge schwindet nun σ zwischen den zwei vocalen (§. 145, 2, c); so ward auß *τεν-έσϳω, *τεν-έσω, τενέ-ω, τενῶ, wurz. τεν; auß *φαν-έσω, φανῶ; auß *ἑδ-έσο-μαι ἑδοῦμαι, wrz. ἑδ; auß *μαχ-έσο-μαι, μαχοῦμαι u. s. f. Sämtliche futura werden natürlich auch im griechischen völlig wie das praesens ab gewandelt, da ja der lezte bestand- teil des futurs ein praesens ist. Italisch. Lateinisch. Futurformen wie capso, faxo u. s. f., sehen zwar den griechischen völlig gleich, da sie aber die function des futurum exactum haben, so sind sie wol für *cecap-so, *fefac-so zu faßen (s. u. die neubildungen). Sicher- lich beweisen sie aber, daß das latein. ursprünglich die selbe futurform besaß, wie das griechische, altindische u. s. w. Oskisch. 3. sing. didest (dabit), herest (volet), deiva-st (jurabit), censa-zet (censebunt) u. a. sind deutlich mittels

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/344>, abgerufen am 22.11.2024.