Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.Secundäres suffix -ja. Lit., Altbulg. §. 223.vorschlag von d vor j geworden sei, wie sich diß nicht seltenin den sprachen ein stelt, z. b. mittellat. madius für älteres majus; griech. zugon, d. i. *djugon, altind. und grundf. jugam; auß diser form *-an-dja müste dann j geschwunden sein, etwa wie in minus für minius, -bus, suffix des dat. ablat. plur., für -bius (s. unten die declination), so daß also z. b. coquendo (co- quendus) für *coquen-djo, *coquen-jo, grundf. kakan-ja = altind. pakaneija wäre. Dise vermutung sprach einst G. Curtius ge- gen mich auß. Umbrisches -eno, nach vocalischen stämmen -no, z. b. an- Litauisch. -ja als secundäres suffix ist häufig im litaui- Das suffix -in-ja ist im litauischen (wo häufig die -ja-stäm- Anm. Die function eines participii necessitatis übt im litauischen eine form auf ti-na, deren grundform wol als -ta-na an zu setzen ist, z. b. suk-tina (vertendus), wurz. suk (vertere) u. s, f. Altbulgarisch. Auch hier ist ja als secundäres suffix Secundäres suffix -ja. Lit., Altbulg. §. 223.vorschlag von d vor j geworden sei, wie sich diß nicht seltenin den sprachen ein stelt, z. b. mittellat. madius für älteres majus; griech. ζυγόν, d. i. *δϳυγον, altind. und grundf. jugám; auß diser form *-an-dja müste dann j geschwunden sein, etwa wie in minus für minius, -bus, suffix des dat. ablat. plur., für -bius (s. unten die declination), so daß also z. b. coquendo (co- quendus) für *coquen-djo, *coquen-jo, grundf. kakan-ja = altind. paḱanîja wäre. Dise vermutung sprach einst G. Curtius ge- gen mich auß. Umbrisches -eno, nach vocalischen stämmen -no, z. b. an- Litauisch. -ja als secundäres suffix ist häufig im litaui- Das suffix -in-ja ist im litauischen (wo häufig die -ja-stäm- Anm. Die function eines participii necessitatis übt im litauischen eine form auf ti-na, deren grundform wol als -ta-na an zu setzen ist, z. b. sùk-tina (vertendus), wurz. suk (vertere) u. s, f. Altbulgarisch. Auch hier ist ja als secundäres suffix <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0078" n="352"/><fw place="top" type="header">Secundäres suffix <hi rendition="#i">-ja</hi>. Lit., Altbulg.</fw><lb/><note place="left">§. 223.</note>vorschlag von <hi rendition="#i">d</hi> vor <hi rendition="#i">j</hi> geworden sei, wie sich diß nicht selten<lb/> in den sprachen ein stelt, z. b. mittellat. <hi rendition="#i">madius</hi> für älteres<lb/><hi rendition="#i">majus;</hi> griech. <hi rendition="#i">ζυγόν</hi>, d. i. *<hi rendition="#i">δϳυγον,</hi> altind. und grundf. <hi rendition="#i">jugám;</hi><lb/> auß diser form *<hi rendition="#i">-an-dja</hi> müste dann <hi rendition="#i">j</hi> geschwunden sein, etwa<lb/> wie in <hi rendition="#i">minus</hi> für <hi rendition="#i">minius</hi>, <hi rendition="#i">-bus</hi>, suffix des dat. ablat. plur., für<lb/><hi rendition="#i">-bius</hi> (s. unten die declination), so daß also z. b. <hi rendition="#i">coquendo</hi> (co-<lb/> quendus) für *<hi rendition="#i">coquen-djo</hi>, *<hi rendition="#i">coquen-jo</hi>, grundf. <hi rendition="#i">kakan-ja</hi> = altind.<lb/><hi rendition="#i">paḱanîja</hi> wäre. 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Secundäres suffix -ja. Lit., Altbulg.
vorschlag von d vor j geworden sei, wie sich diß nicht selten
in den sprachen ein stelt, z. b. mittellat. madius für älteres
majus; griech. ζυγόν, d. i. *δϳυγον, altind. und grundf. jugám;
auß diser form *-an-dja müste dann j geschwunden sein, etwa
wie in minus für minius, -bus, suffix des dat. ablat. plur., für
-bius (s. unten die declination), so daß also z. b. coquendo (co-
quendus) für *coquen-djo, *coquen-jo, grundf. kakan-ja = altind.
paḱanîja wäre. Dise vermutung sprach einst G. Curtius ge-
gen mich auß.
§. 223.
Umbrisches -eno, nach vocalischen stämmen -no, z. b. an-
ferener = lat. *am-ferendi (circumferendi); peiha-ner = lat.
piandi, und die entsprechenden oskischen formen, z. b. u̇psan-
nam = lat. operandam, brauchten wir dann nicht auf die la-
teinischen formen mit -nd zurück zu füren, sondern nn (umbr.
n) könte dann direct auß nj entstanden sein.
Litauisch. -ja als secundäres suffix ist häufig im litaui-
schen, z. b. stamm sén-ja (msc. senex, nom. sg. séni-s, §. 100,
3) von stamm séna (séna-s vetus), wie ja auch in andern spra-
chen der stammaußlaut a vor -ja schwindet; jů́d-ja (msc. equus
niger) von jů́da (niger); ìlg-ja (masc. longitudo) von ìlga (lon-
gus); áugszt-ja (msc. altitudo) von áugszta (altus) u. s. f.
Das suffix -in-ja ist im litauischen (wo häufig die -ja-stäm-
me den a-stämmen nahe stehen) dem suffixe -ina nahe ver-
want und als eine weiterbildung des selben zu betrachten. Es
entspricht also das litauische -inja ursprünglichem -an-ja, one
jedoch die function, welche diß suffix in der form -anîja im
altind. hat, zu üben, z. b. mėz-in-ja (masc., nom. sg. mėżiný-s
acervus stercoris), vgl. mė́ż-ti (stercorare); rad-inja (msc., nom.
sg. radiný-s res reperta), vgl. ràs-ti für *rad-ti (reperire) u. a.
Anm. Die function eines participii necessitatis übt im litauischen
eine form auf ti-na, deren grundform wol als -ta-na an zu setzen
ist, z. b. sùk-tina (vertendus), wurz. suk (vertere) u. s, f.
Altbulgarisch. Auch hier ist ja als secundäres suffix
vilfach im gebrauche, z. b. suffix ĭ = jŭ, d. i. ja, wie in orĭl-ĭ
(aquilae) von orĭlŭ (aquila); proroč-ĭ für prorok-jŭ (prophetae)
von prorokŭ u. s. f. Darneben findet sich, wie im altindischen,
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