Schleiden, Matthias Jacob: Das Alter des Menschengeschlechts, die Entstehung der Arten und die Stellung des Menschen in der Natur. Leipzig, 1863.Eine der wichtigsten Fragen, welche gegenwärtig die Naturwissen¬ Die Frage, um die es sich hier zunächst handeln wird, ist die: Wie Eine der wichtigſten Fragen, welche gegenwärtig die Naturwiſſen¬ Die Frage, um die es ſich hier zunächſt handeln wird, iſt die: Wie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0015" n="[5]"/> <p><hi rendition="#in">E</hi>ine der wichtigſten Fragen, welche gegenwärtig die Naturwiſſen¬<lb/> ſchaft beſchäftigt, iſt ohne Zweifel die nach dem Urſprung und dem<lb/> Alter des Menſchengeſchlechts auf der Erde. Zwei Werke, die beide<lb/> einen ſchon früher angeregten, aber immer wieder bei Seite geſchobe¬<lb/> nen Gedanken behandeln, haben in neuerer Zeit erſt vermocht der An¬<lb/> gelegenheit einen ſolchen Anstoß zu geben, daß ſie vollſtändig in den<lb/> Vorgrund der Unterſuchungen getreten iſt und von Keinem, der in den<lb/> Naturwiſſenſchaften lebt, noch wieder vernachläſſigt und mit Still¬<lb/> ſchweigen übergangen werden kann. Es ſind dies die beiden Arbeiten<lb/> von <hi rendition="#g">Darwin</hi> über die Entſtehung der Arten und von <hi rendition="#g">Lyell</hi> über das<lb/> Alter der Menſchen auf der Erde.</p><lb/> <p>Die Frage, um die es ſich hier zunächſt handeln wird, iſt die: Wie<lb/> lange giebt es Menſchen auf der Erde?; eine Frage, für deren Beant¬<lb/> wortung allerdings ſchon frühe Thatſachen ſich dargeboten haben, die<lb/> man aber immer zurückſchob und unbeachtet liegen ließ, weil Vorur¬<lb/> theile der mannichfachſten Art damit in Streit kamen. Das Eine der¬<lb/> ſelben muß ich hier kurz berühren. Es iſt das Vorurtheil, welches aus<lb/> unſerem Jugendunterrichte entſpringt und lange Zeit auch die Geologen<lb/> verhindert hat, ihre eignen glänzenden Entdeckungen richtig zu verwer¬<lb/> then. — Die Meinung, als ſei die Zeitrechnung, welche man gewöhn¬<lb/> lich den Erzählungen des alten Teſtamentes unterlegt, wirklich in dem¬<lb/> ſelben enthalten und habe ſomit nicht nur wiſſenſchaftliche, ſondern ge¬<lb/> radezu heilige Autorität zu beanſpruchen, hat lange Zeit ſelbſt die<lb/> Männer der Wiſſenſchaft verwirrt, und zu falſchen Beurtheilungen der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0015]
Eine der wichtigſten Fragen, welche gegenwärtig die Naturwiſſen¬
ſchaft beſchäftigt, iſt ohne Zweifel die nach dem Urſprung und dem
Alter des Menſchengeſchlechts auf der Erde. Zwei Werke, die beide
einen ſchon früher angeregten, aber immer wieder bei Seite geſchobe¬
nen Gedanken behandeln, haben in neuerer Zeit erſt vermocht der An¬
gelegenheit einen ſolchen Anstoß zu geben, daß ſie vollſtändig in den
Vorgrund der Unterſuchungen getreten iſt und von Keinem, der in den
Naturwiſſenſchaften lebt, noch wieder vernachläſſigt und mit Still¬
ſchweigen übergangen werden kann. Es ſind dies die beiden Arbeiten
von Darwin über die Entſtehung der Arten und von Lyell über das
Alter der Menſchen auf der Erde.
Die Frage, um die es ſich hier zunächſt handeln wird, iſt die: Wie
lange giebt es Menſchen auf der Erde?; eine Frage, für deren Beant¬
wortung allerdings ſchon frühe Thatſachen ſich dargeboten haben, die
man aber immer zurückſchob und unbeachtet liegen ließ, weil Vorur¬
theile der mannichfachſten Art damit in Streit kamen. Das Eine der¬
ſelben muß ich hier kurz berühren. Es iſt das Vorurtheil, welches aus
unſerem Jugendunterrichte entſpringt und lange Zeit auch die Geologen
verhindert hat, ihre eignen glänzenden Entdeckungen richtig zu verwer¬
then. — Die Meinung, als ſei die Zeitrechnung, welche man gewöhn¬
lich den Erzählungen des alten Teſtamentes unterlegt, wirklich in dem¬
ſelben enthalten und habe ſomit nicht nur wiſſenſchaftliche, ſondern ge¬
radezu heilige Autorität zu beanſpruchen, hat lange Zeit ſelbſt die
Männer der Wiſſenſchaft verwirrt, und zu falſchen Beurtheilungen der
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