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Schleiden, Matthias Jacob: Das Alter des Menschengeschlechts, die Entstehung der Arten und die Stellung des Menschen in der Natur. Leipzig, 1863.

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Das Alter des Menschengeschlechts.
haben in ihrer Sprache das Wort für Erz aus derselben Wurzel wie in
alten Indogermanischen Sprachen abgeleitet. Bei den Basken (Ibe¬
rern) findet sich "urraida", bei den Iren, Wallisern u. s. w. (Kel¬
ten) "jaran, "hajarn", "houarn" u. s. w.-- Die Iberische und Keltische
Zeit charakterisiren sich in jenen Resten durch eine rohere und eine fei¬
nere, zierlichere Bearbeitung der Broncewaffen, worauf denn endlich
die Stämme mit Eisenwaffen, wohl die ältesten Teutonischen folg¬
ten. Auch in der Lebensart und den Nahrungsmitteln giebt sich ein
solcher periodischer Fortschritt vom roheren zum civilisirteren Zustande
zu erkennen.

Eine weitere interessante Entdeckung wurde durch die von Hor¬
ner
, dem Präsidenten der geologischen Gesellschaft in London, veran¬
laßten systematischen Bohrungen im Nilthal herbeigeführt. Dieselben
brachten aus Tiefen von 60 und 72 Fuß Bruchstücke von Aegyptischem
Töpfergeschirr herauf. Da wir nun durch Girard's und Rociere's
gründliche Untersuchungen belehrt die fäculare Erhöhung des Bodens
durch den jährlich abgelagerten Nilschlamm im Mittel zu etwa 51/2 Zoll
annehmen dürfen, so haben wir hier einen Beweis, daß die Aegyptische
Cultur im Nilthal schon wenigstens 24,000 Jahre alt ist, daß also die
immer für fabelhaft angesehenen Angaben Manetho's über das Zeit¬
alter der ersten Dynastieen vielleicht nichts weniger als übertrieben sind.

Noch weiter in der Zeit zurück weiden wir aber durch die inter¬
essanten Bohrungen im Delta des Mississippi geführt, von denen uns
Dr. Bennet-Dowler in seinem Werke über New-Orleans aus¬
führliche Nachrichten mitgetheilt hat. Nach den sehr umsichtigen Unter¬
suchungen dieses Forschers, der alle auf die Bildung des Mississippi¬
delta's von Einfluß seienden Verhältnisse sorgfältig erwogen hat, ist
zur Bildung dieses Delta's ein Zeitraum von mindestens 258,000 Jah¬
ren erforderlich gewesen und die Menschenknochen, die man aus einer
sehr bedeutenden Tiefe heraufbrachte, dürfen ein Alter von wenigstens
57,000 Jahren beanspruchen.

Endlich erwähne ich noch der beim Graben des Södertelge¬

Schleiden, Vorlesungen. 2

Das Alter des Menſchengeſchlechts.
haben in ihrer Sprache das Wort für Erz aus derſelben Wurzel wie in
alten Indogermaniſchen Sprachen abgeleitet. Bei den Basken (Ibe¬
rern) findet ſich »urraida«, bei den Iren, Walliſern u. ſ. w. (Kel¬
ten) »jaran, »hajarn», »houarn« u. ſ. w.— Die Iberiſche und Keltiſche
Zeit charakteriſiren ſich in jenen Reſten durch eine rohere und eine fei¬
nere, zierlichere Bearbeitung der Broncewaffen, worauf denn endlich
die Stämme mit Eiſenwaffen, wohl die älteſten Teutoniſchen folg¬
ten. Auch in der Lebensart und den Nahrungsmitteln giebt ſich ein
ſolcher periodiſcher Fortſchritt vom roheren zum civiliſirteren Zuſtande
zu erkennen.

Eine weitere intereſſante Entdeckung wurde durch die von Hor¬
ner
, dem Präſidenten der geologiſchen Geſellſchaft in London, veran¬
laßten ſyſtematiſchen Bohrungen im Nilthal herbeigeführt. Dieſelben
brachten aus Tiefen von 60 und 72 Fuß Bruchſtücke von Aegyptiſchem
Töpfergeſchirr herauf. Da wir nun durch Girard's und Rocière's
gründliche Unterſuchungen belehrt die fäculare Erhöhung des Bodens
durch den jährlich abgelagerten Nilſchlamm im Mittel zu etwa 5½ Zoll
annehmen dürfen, ſo haben wir hier einen Beweis, daß die Aegyptiſche
Cultur im Nilthal ſchon wenigſtens 24,000 Jahre alt iſt, daß alſo die
immer für fabelhaft angeſehenen Angaben Manetho's über das Zeit¬
alter der erſten Dynaſtieen vielleicht nichts weniger als übertrieben ſind.

Noch weiter in der Zeit zurück weiden wir aber durch die inter¬
eſſanten Bohrungen im Delta des Miſſiſſippi geführt, von denen uns
Dr. Bennet-Dowler in ſeinem Werke über New-Orleans aus¬
führliche Nachrichten mitgetheilt hat. Nach den ſehr umſichtigen Unter¬
ſuchungen dieſes Forſchers, der alle auf die Bildung des Miſſiſſippi¬
delta's von Einfluß ſeienden Verhältniſſe ſorgfältig erwogen hat, iſt
zur Bildung dieſes Delta's ein Zeitraum von mindeſtens 258,000 Jah¬
ren erforderlich geweſen und die Menſchenknochen, die man aus einer
ſehr bedeutenden Tiefe heraufbrachte, dürfen ein Alter von wenigſtens
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[15/0025] Das Alter des Menſchengeſchlechts. haben in ihrer Sprache das Wort für Erz aus derſelben Wurzel wie in alten Indogermaniſchen Sprachen abgeleitet. Bei den Basken (Ibe¬ rern) findet ſich »urraida«, bei den Iren, Walliſern u. ſ. w. (Kel¬ ten) »jaran, »hajarn», »houarn« u. ſ. w.— Die Iberiſche und Keltiſche Zeit charakteriſiren ſich in jenen Reſten durch eine rohere und eine fei¬ nere, zierlichere Bearbeitung der Broncewaffen, worauf denn endlich die Stämme mit Eiſenwaffen, wohl die älteſten Teutoniſchen folg¬ ten. Auch in der Lebensart und den Nahrungsmitteln giebt ſich ein ſolcher periodiſcher Fortſchritt vom roheren zum civiliſirteren Zuſtande zu erkennen. Eine weitere intereſſante Entdeckung wurde durch die von Hor¬ ner, dem Präſidenten der geologiſchen Geſellſchaft in London, veran¬ laßten ſyſtematiſchen Bohrungen im Nilthal herbeigeführt. Dieſelben brachten aus Tiefen von 60 und 72 Fuß Bruchſtücke von Aegyptiſchem Töpfergeſchirr herauf. Da wir nun durch Girard's und Rocière's gründliche Unterſuchungen belehrt die fäculare Erhöhung des Bodens durch den jährlich abgelagerten Nilſchlamm im Mittel zu etwa 5½ Zoll annehmen dürfen, ſo haben wir hier einen Beweis, daß die Aegyptiſche Cultur im Nilthal ſchon wenigſtens 24,000 Jahre alt iſt, daß alſo die immer für fabelhaft angeſehenen Angaben Manetho's über das Zeit¬ alter der erſten Dynaſtieen vielleicht nichts weniger als übertrieben ſind. Noch weiter in der Zeit zurück weiden wir aber durch die inter¬ eſſanten Bohrungen im Delta des Miſſiſſippi geführt, von denen uns Dr. Bennet-Dowler in ſeinem Werke über New-Orleans aus¬ führliche Nachrichten mitgetheilt hat. Nach den ſehr umſichtigen Unter¬ ſuchungen dieſes Forſchers, der alle auf die Bildung des Miſſiſſippi¬ delta's von Einfluß ſeienden Verhältniſſe ſorgfältig erwogen hat, iſt zur Bildung dieſes Delta's ein Zeitraum von mindeſtens 258,000 Jah¬ ren erforderlich geweſen und die Menſchenknochen, die man aus einer ſehr bedeutenden Tiefe heraufbrachte, dürfen ein Alter von wenigſtens 57,000 Jahren beanſpruchen. Endlich erwähne ich noch der beim Graben des Södertelge¬ Schleiden, Vorleſungen. 2

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Das Alter des Menschengeschlechts, die Entstehung der Arten und die Stellung des Menschen in der Natur. Leipzig, 1863, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_menschengeschlecht_1863/25>, abgerufen am 21.11.2024.