land, und nehmen wir an, daß dieser Ort gerade in der Richtung des Polarstromes liegt. Es weht ein Nordwind, die Luft ist kalt, der Himmel heiter und bleibt so, während der Wind nach und nach ab- weicht und zuletzt als reiner Ostwind erscheint, dessen trockene sauer- stoffreiche Polarluft dem Brustkranken so gefährlich ist. Dieser Ost- wind weht so lange, bis ihn ein anderer Wind ablöst, nun giebt es aber keinen andern als den Aequatorialstrom, der stets als Südwind beginnt und das Zusammentreffen dieses Südwindes mit dem Ost- winde bringt zunächst mittlere Richtungen, südöstliche Winde hervor, in denen die feuchte, warme Luft des Aequatorialstromes durch den kalten Polarstrom abgekühlt und gezwungen wird, einen Theil ihres aufgelösten Wassers als Wolken, als Schnee oder Regen niederzu- schlagen. Allmälig wird der Aequatorialstrom herrschend, es wird bei Südwind hell und warm und bleibt so, bis allmälig der Aequa- torialstrom mehr und mehr nach Westen abweicht. Ihn kann wiederum nur der nördliche Polarstrom ablösen, dessen Vermischung mit der feuchten Luft abermals im Nordwestwinde häufige atmosphärische Niederschläge hervorruft. Es sind dies die kalten feuchten Tage, welche so schwer von denen ertragen werden, welche an Nervenschwäche leiden. So geht es fort, stets in derselben Ordnung, die man jetzt, nach dem, der zuerst wissenschaftlich diese längst bekannte Thatsache auffaßte, das Dove'sche Gesetz der Drehung der Winde genannt hat, und wir können mit großer Sicherheit das Wetter auch in diesen Regionen vorhersagen, nur nicht für bestimmte Zeiträume, da uns die Beding- ungen unbekannt sind, an welche die Dauer des einen oder des an- dern Stromes oder ihres Kampfes im Südost- und Nordwestqua- dranten geknüpft ist.
Merkwürdiger Weise umfaßt diese Zone des Veränderlichen, welche man als die ungünstigste für die Entwicklung des Menschenge schlechtes ansehen möchte, fast ganz das mittlere Asien, die Nordküste von Afrika, Europa und Nordamerika, also den ganzen Schauplatz, auf welchem sich die Geschichte der Menschheit und ihre allmälige geistige Entwicklung bewegt. Vielleicht hängt diese Erscheinung damit
land, und nehmen wir an, daß dieſer Ort gerade in der Richtung des Polarſtromes liegt. Es weht ein Nordwind, die Luft iſt kalt, der Himmel heiter und bleibt ſo, während der Wind nach und nach ab- weicht und zuletzt als reiner Oſtwind erſcheint, deſſen trockene ſauer- ſtoffreiche Polarluft dem Bruſtkranken ſo gefährlich iſt. Dieſer Oſt- wind weht ſo lange, bis ihn ein anderer Wind ablöſt, nun giebt es aber keinen andern als den Aequatorialſtrom, der ſtets als Südwind beginnt und das Zuſammentreffen dieſes Südwindes mit dem Oſt- winde bringt zunächſt mittlere Richtungen, ſüdöſtliche Winde hervor, in denen die feuchte, warme Luft des Aequatorialſtromes durch den kalten Polarſtrom abgekühlt und gezwungen wird, einen Theil ihres aufgelöſten Waſſers als Wolken, als Schnee oder Regen niederzu- ſchlagen. Allmälig wird der Aequatorialſtrom herrſchend, es wird bei Südwind hell und warm und bleibt ſo, bis allmälig der Aequa- torialſtrom mehr und mehr nach Weſten abweicht. Ihn kann wiederum nur der nördliche Polarſtrom ablöſen, deſſen Vermiſchung mit der feuchten Luft abermals im Nordweſtwinde häufige atmosphäriſche Niederſchläge hervorruft. Es ſind dies die kalten feuchten Tage, welche ſo ſchwer von denen ertragen werden, welche an Nervenſchwäche leiden. So geht es fort, ſtets in derſelben Ordnung, die man jetzt, nach dem, der zuerſt wiſſenſchaftlich dieſe längſt bekannte Thatſache auffaßte, das Dove'ſche Geſetz der Drehung der Winde genannt hat, und wir können mit großer Sicherheit das Wetter auch in dieſen Regionen vorherſagen, nur nicht für beſtimmte Zeiträume, da uns die Beding- ungen unbekannt ſind, an welche die Dauer des einen oder des an- dern Stromes oder ihres Kampfes im Südoſt- und Nordweſtqua- dranten geknüpft iſt.
Merkwürdiger Weiſe umfaßt dieſe Zone des Veränderlichen, welche man als die ungünſtigſte für die Entwicklung des Menſchenge ſchlechtes anſehen möchte, faſt ganz das mittlere Aſien, die Nordküſte von Afrika, Europa und Nordamerika, alſo den ganzen Schauplatz, auf welchem ſich die Geſchichte der Menſchheit und ihre allmälige geiſtige Entwicklung bewegt. Vielleicht hängt dieſe Erſcheinung damit
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land, und nehmen wir an, daß dieſer Ort gerade in der Richtung
des Polarſtromes liegt. Es weht ein Nordwind, die Luft iſt kalt, der
Himmel heiter und bleibt ſo, während der Wind nach und nach ab-
weicht und zuletzt als reiner Oſtwind erſcheint, deſſen trockene ſauer-
ſtoffreiche Polarluft dem Bruſtkranken ſo gefährlich iſt. Dieſer Oſt-
wind weht ſo lange, bis ihn ein anderer Wind ablöſt, nun giebt es
aber keinen andern als den Aequatorialſtrom, der ſtets als Südwind
beginnt und das Zuſammentreffen dieſes Südwindes mit dem Oſt-
winde bringt zunächſt mittlere Richtungen, ſüdöſtliche Winde hervor,
in denen die feuchte, warme Luft des Aequatorialſtromes durch den
kalten Polarſtrom abgekühlt und gezwungen wird, einen Theil ihres
aufgelöſten Waſſers als Wolken, als Schnee oder Regen niederzu-
ſchlagen. Allmälig wird der Aequatorialſtrom herrſchend, es wird
bei Südwind hell und warm und bleibt ſo, bis allmälig der Aequa-
torialſtrom mehr und mehr nach Weſten abweicht. Ihn kann wiederum
nur der nördliche Polarſtrom ablöſen, deſſen Vermiſchung mit der
feuchten Luft abermals im Nordweſtwinde häufige atmosphäriſche
Niederſchläge hervorruft. Es ſind dies die kalten feuchten Tage, welche
ſo ſchwer von denen ertragen werden, welche an Nervenſchwäche leiden.
So geht es fort, ſtets in derſelben Ordnung, die man jetzt, nach dem,
der zuerſt wiſſenſchaftlich dieſe längſt bekannte Thatſache auffaßte,
das Dove'ſche Geſetz der Drehung der Winde genannt hat, und wir
können mit großer Sicherheit das Wetter auch in dieſen Regionen
vorherſagen, nur nicht für beſtimmte Zeiträume, da uns die Beding-
ungen unbekannt ſind, an welche die Dauer des einen oder des an-
dern Stromes oder ihres Kampfes im Südoſt- und Nordweſtqua-
dranten geknüpft iſt.
Merkwürdiger Weiſe umfaßt dieſe Zone des Veränderlichen,
welche man als die ungünſtigſte für die Entwicklung des Menſchenge
ſchlechtes anſehen möchte, faſt ganz das mittlere Aſien, die Nordküſte
von Afrika, Europa und Nordamerika, alſo den ganzen Schauplatz,
auf welchem ſich die Geſchichte der Menſchheit und ihre allmälige
geiſtige Entwicklung bewegt. Vielleicht hängt dieſe Erſcheinung damit
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/133>, abgerufen am 21.11.2024.
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