die Region des beständigen Wetters und in die Region des veränder- lichen. So weit sich der Einfluß der Passatwinde an beiden Seiten der Tropenregion erstreckt, kann man fast auf Tag und Stunde das Wetter auf viele Jahre vorhersagen. Die mittlere Zone (vom 2°--4° n. B.) ist die, in welcher ohne Unterbrechung durch das ganze Jahr hindurch mit großer Hitze und Windstille nächtliche Platzregen und Gewitterstürme wechseln. Zu beiden Seiten nach Norden und Süden folgt eine Zone (vom 4°--10° n. Br.), wo die so eben genannten Erscheinungen nur im Sommer eintreten, im Winter dagegen der Passatwind einen regenlosen Himmel bedingt. Sodann folgt eine Zone (vom 10°--20° n. Br.), wo im Winter und Sommer der un- ausgesetzt wehende Passat keine Trübung des ewig blauen Himmels duldet und oft viele Jahre vergehen, ehe ein kurzer schnell vorüber- ziehender Regen die dürstende Erde erquicket. Endlich bildet gegen Norden und Süden noch eine Zone (vom 20°--30° n. Br.) die Grenze des beständigen Wetters, in welcher die Passate einen regenlosen Sommer bedingen, der Winter aber einen warmen, jedoch nicht ganz beständigen Regen bringt. Die ungefähre Angabe der Breiten bezieht sich nur auf die nördliche Halbkugel und den atlantischen Ocean, den einzigen Ort, für welchen wir genügend genaue Beobachtungen besitzen. Nun folgt aber eine Breitenzone von etwa 24 Breitengraden, in welcher ein beständiges Kämpfen der Polarströmungen mit den zurückkehrenden Aequatorialströmen ein durchaus veränderliches Klima erzeugt, welches uns eben deshalb so launenhaft und zufällig erscheint, weil die Bedingungen, von welchen das Vorherrschen des einen oder des andern Stromes in einer gegebenen Localität abhängt, so com- plicirt sind, daß wir das Gesetz für die Veränderungen noch nicht haben aus den verschiedenen Beobachtungen ableiten können. Gehen wir der Sache genauer nach, so zeigt sich uns nämlich Folgendes. Nach dem so eben Angeführten giebt es nur zwei Windströme auf der Erde, den von den Polen zum Aequator wehenden und den von dort zu den Polen zurückkehrenden. Denken wir uns irgend einen Ort in der Region des sogenannten veränderlichen Wetters, etwa in Deutsch-
die Region des beſtändigen Wetters und in die Region des veränder- lichen. So weit ſich der Einfluß der Paſſatwinde an beiden Seiten der Tropenregion erſtreckt, kann man faſt auf Tag und Stunde das Wetter auf viele Jahre vorherſagen. Die mittlere Zone (vom 2°—4° n. B.) iſt die, in welcher ohne Unterbrechung durch das ganze Jahr hindurch mit großer Hitze und Windſtille nächtliche Platzregen und Gewitterſtürme wechſeln. Zu beiden Seiten nach Norden und Süden folgt eine Zone (vom 4°—10° n. Br.), wo die ſo eben genannten Erſcheinungen nur im Sommer eintreten, im Winter dagegen der Paſſatwind einen regenloſen Himmel bedingt. Sodann folgt eine Zone (vom 10°—20° n. Br.), wo im Winter und Sommer der un- ausgeſetzt wehende Paſſat keine Trübung des ewig blauen Himmels duldet und oft viele Jahre vergehen, ehe ein kurzer ſchnell vorüber- ziehender Regen die dürſtende Erde erquicket. Endlich bildet gegen Norden und Süden noch eine Zone (vom 20°—30° n. Br.) die Grenze des beſtändigen Wetters, in welcher die Paſſate einen regenloſen Sommer bedingen, der Winter aber einen warmen, jedoch nicht ganz beſtändigen Regen bringt. Die ungefähre Angabe der Breiten bezieht ſich nur auf die nördliche Halbkugel und den atlantiſchen Ocean, den einzigen Ort, für welchen wir genügend genaue Beobachtungen beſitzen. Nun folgt aber eine Breitenzone von etwa 24 Breitengraden, in welcher ein beſtändiges Kämpfen der Polarſtrömungen mit den zurückkehrenden Aequatorialſtrömen ein durchaus veränderliches Klima erzeugt, welches uns eben deshalb ſo launenhaft und zufällig erſcheint, weil die Bedingungen, von welchen das Vorherrſchen des einen oder des andern Stromes in einer gegebenen Localität abhängt, ſo com- plicirt ſind, daß wir das Geſetz für die Veränderungen noch nicht haben aus den verſchiedenen Beobachtungen ableiten können. Gehen wir der Sache genauer nach, ſo zeigt ſich uns nämlich Folgendes. Nach dem ſo eben Angeführten giebt es nur zwei Windſtröme auf der Erde, den von den Polen zum Aequator wehenden und den von dort zu den Polen zurückkehrenden. Denken wir uns irgend einen Ort in der Region des ſogenannten veränderlichen Wetters, etwa in Deutſch-
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die Region des beſtändigen Wetters und in die Region des veränder-
lichen. So weit ſich der Einfluß der Paſſatwinde an beiden Seiten
der Tropenregion erſtreckt, kann man faſt auf Tag und Stunde das
Wetter auf viele Jahre vorherſagen. Die mittlere Zone (vom 2°—4°
n. B.) iſt die, in welcher ohne Unterbrechung durch das ganze Jahr
hindurch mit großer Hitze und Windſtille nächtliche Platzregen und
Gewitterſtürme wechſeln. Zu beiden Seiten nach Norden und Süden
folgt eine Zone (vom 4°—10° n. Br.), wo die ſo eben genannten
Erſcheinungen nur im Sommer eintreten, im Winter dagegen der
Paſſatwind einen regenloſen Himmel bedingt. Sodann folgt eine
Zone (vom 10°—20° n. Br.), wo im Winter und Sommer der un-
ausgeſetzt wehende Paſſat keine Trübung des ewig blauen Himmels
duldet und oft viele Jahre vergehen, ehe ein kurzer ſchnell vorüber-
ziehender Regen die dürſtende Erde erquicket. Endlich bildet gegen
Norden und Süden noch eine Zone (vom 20°—30° n. Br.) die
Grenze des beſtändigen Wetters, in welcher die Paſſate einen regenloſen
Sommer bedingen, der Winter aber einen warmen, jedoch nicht ganz
beſtändigen Regen bringt. Die ungefähre Angabe der Breiten bezieht
ſich nur auf die nördliche Halbkugel und den atlantiſchen Ocean,
den einzigen Ort, für welchen wir genügend genaue Beobachtungen
beſitzen. Nun folgt aber eine Breitenzone von etwa 24 Breitengraden,
in welcher ein beſtändiges Kämpfen der Polarſtrömungen mit den
zurückkehrenden Aequatorialſtrömen ein durchaus veränderliches Klima
erzeugt, welches uns eben deshalb ſo launenhaft und zufällig erſcheint,
weil die Bedingungen, von welchen das Vorherrſchen des einen oder
des andern Stromes in einer gegebenen Localität abhängt, ſo com-
plicirt ſind, daß wir das Geſetz für die Veränderungen noch nicht
haben aus den verſchiedenen Beobachtungen ableiten können. Gehen
wir der Sache genauer nach, ſo zeigt ſich uns nämlich Folgendes.
Nach dem ſo eben Angeführten giebt es nur zwei Windſtröme auf der
Erde, den von den Polen zum Aequator wehenden und den von dort
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/132>, abgerufen am 21.11.2024.
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