Im J. 1554 entstand eine heftige Aufregung in Constantinopel; die hohe Geistlichkeit bestürmte den Sultan und drohte mit allen Schrecken, welche ihr Amt ihr zu Gebote stellte, und der Grund war der glänzende Erfolg der in demselben Jahre eröffneten ersten Caffee- häuser. Den ganzen Tag waren diese belagert und die Moscheen waren wie verwaist. Der Sultan half sich durch den für ihn vor- theilhaftesten Ausweg; er legte eine hohe Abgabe auf die Caffeehäu- ser, beruhigte dadurch die Muftis, verschaffte sich eine bedeutende Ein- nahme und der Genuß des Caffees breitete sich trotz dem mit einer ungeheuren Schnelligkeit über Europa aus. 1652 eröffnete der Grieche Pasqua in George Yard, Lombard Street (nach M'Culloch in St. Michael's-Alley, Cornhill auf der Stelle, wo jetzt das Virginia- Caffeehaus steht) das erste Londoner Caffeehaus und 1671 entstand das erste in Marseille. Im Ganzen mag die Production jetzt etwa 500 Mill. Pfund betragen, während sie vor etwa 150 Jahren schwer- lich 10 Mill. Pfund überstieg. Im J. 1820 berechnete A. v. Hum- boldt die Consumtion in Europa zu 150 Mill. Pfund im Werthe von 30 Mill. Speciesthaler, während der gegenwärtige Verbrauch von 250 Mill. Pfund vielleicht den Werth von 28 Mill. Speciesthaler noch nicht erreicht. Woher stammt der Gebrauch, Caffee zu trinken, wer entdeckte den köstlichen Stoff? Wir wissen es nicht. Die sichersten Nachrichten darüber finden wir in dem Werke des Scheikh Abd-Alka- der Ebn Mohammed vom J. 1566, welches uns Sylvestrede Sacy in seiner Chrestomathie Arabe mitgetheilt hat, und welches den Titel führt: "Die Stütze der Unschuld in Bezug auf die Gesetz- lichkeit des Caffees."
Danach führte im Anfange des 15. Jahrh. der sehr gelehrte und fromme Scheikh Djemal-eddin-Ebn-Abou-alfaggar das Caffeetrinken in dem in neuerer Zeit politisch so bedeutend gewordenen Aden ein, von wo es sich bald nach Mekka und Medina verbreitete. Er selbst war mit diesem Getränke in Abyssinien bekannt geworden, wo es seit undenklichen Zeiten bekannt war. Die gemeine Meinung, daß der Caffee ursprünglich in Arabien heimisch sey, ist also ganz falsch.
Im J. 1554 entſtand eine heftige Aufregung in Conſtantinopel; die hohe Geiſtlichkeit beſtürmte den Sultan und drohte mit allen Schrecken, welche ihr Amt ihr zu Gebote ſtellte, und der Grund war der glänzende Erfolg der in demſelben Jahre eröffneten erſten Caffee- häuſer. Den ganzen Tag waren dieſe belagert und die Moſcheen waren wie verwaiſt. Der Sultan half ſich durch den für ihn vor- theilhafteſten Ausweg; er legte eine hohe Abgabe auf die Caffeehäu- ſer, beruhigte dadurch die Muftis, verſchaffte ſich eine bedeutende Ein- nahme und der Genuß des Caffees breitete ſich trotz dem mit einer ungeheuren Schnelligkeit über Europa aus. 1652 eröffnete der Grieche Pasqua in George Yard, Lombard Street (nach M'Culloch in St. Michael's-Alley, Cornhill auf der Stelle, wo jetzt das Virginia- Caffeehaus ſteht) das erſte Londoner Caffeehaus und 1671 entſtand das erſte in Marſeille. Im Ganzen mag die Production jetzt etwa 500 Mill. Pfund betragen, während ſie vor etwa 150 Jahren ſchwer- lich 10 Mill. Pfund überſtieg. Im J. 1820 berechnete A. v. Hum- boldt die Conſumtion in Europa zu 150 Mill. Pfund im Werthe von 30 Mill. Speciesthaler, während der gegenwärtige Verbrauch von 250 Mill. Pfund vielleicht den Werth von 28 Mill. Speciesthaler noch nicht erreicht. Woher ſtammt der Gebrauch, Caffee zu trinken, wer entdeckte den köſtlichen Stoff? Wir wiſſen es nicht. Die ſicherſten Nachrichten darüber finden wir in dem Werke des Scheikh Abd-Alka- der Ebn Mohammed vom J. 1566, welches uns Sylveſtrede Sacy in ſeiner Chrestomathie Arabe mitgetheilt hat, und welches den Titel führt: „Die Stütze der Unſchuld in Bezug auf die Geſetz- lichkeit des Caffees.“
Danach führte im Anfange des 15. Jahrh. der ſehr gelehrte und fromme Scheikh Djemal-eddin-Ebn-Abou-alfaggar das Caffeetrinken in dem in neuerer Zeit politiſch ſo bedeutend gewordenen Aden ein, von wo es ſich bald nach Mekka und Medina verbreitete. Er ſelbſt war mit dieſem Getränke in Abyſſinien bekannt geworden, wo es ſeit undenklichen Zeiten bekannt war. Die gemeine Meinung, daß der Caffee urſprünglich in Arabien heimiſch ſey, iſt alſo ganz falſch.
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Im J. 1554 entſtand eine heftige Aufregung in Conſtantinopel;
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Schrecken, welche ihr Amt ihr zu Gebote ſtellte, und der Grund war
der glänzende Erfolg der in demſelben Jahre eröffneten erſten Caffee-
häuſer. Den ganzen Tag waren dieſe belagert und die Moſcheen
waren wie verwaiſt. Der Sultan half ſich durch den für ihn vor-
theilhafteſten Ausweg; er legte eine hohe Abgabe auf die Caffeehäu-
ſer, beruhigte dadurch die Muftis, verſchaffte ſich eine bedeutende Ein-
nahme und der Genuß des Caffees breitete ſich trotz dem mit einer
ungeheuren Schnelligkeit über Europa aus. 1652 eröffnete der Grieche
Pasqua in George Yard, Lombard Street (nach M'Culloch in
St. Michael's-Alley, Cornhill auf der Stelle, wo jetzt das Virginia-
Caffeehaus ſteht) das erſte Londoner Caffeehaus und 1671 entſtand
das erſte in Marſeille. Im Ganzen mag die Production jetzt etwa
500 Mill. Pfund betragen, während ſie vor etwa 150 Jahren ſchwer-
lich 10 Mill. Pfund überſtieg. Im J. 1820 berechnete A. v. Hum-
boldt die Conſumtion in Europa zu 150 Mill. Pfund im Werthe von
30 Mill. Speciesthaler, während der gegenwärtige Verbrauch von
250 Mill. Pfund vielleicht den Werth von 28 Mill. Speciesthaler
noch nicht erreicht. Woher ſtammt der Gebrauch, Caffee zu trinken,
wer entdeckte den köſtlichen Stoff? Wir wiſſen es nicht. Die ſicherſten
Nachrichten darüber finden wir in dem Werke des Scheikh Abd-Alka-
der Ebn Mohammed vom J. 1566, welches uns Sylveſtrede
Sacy in ſeiner Chrestomathie Arabe mitgetheilt hat, und welches
den Titel führt: „Die Stütze der Unſchuld in Bezug auf die Geſetz-
lichkeit des Caffees.“
Danach führte im Anfange des 15. Jahrh. der ſehr gelehrte
und fromme Scheikh Djemal-eddin-Ebn-Abou-alfaggar das
Caffeetrinken in dem in neuerer Zeit politiſch ſo bedeutend gewordenen
Aden ein, von wo es ſich bald nach Mekka und Medina verbreitete.
Er ſelbſt war mit dieſem Getränke in Abyſſinien bekannt geworden,
wo es ſeit undenklichen Zeiten bekannt war. Die gemeine Meinung,
daß der Caffee urſprünglich in Arabien heimiſch ſey, iſt alſo ganz falſch.
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/149>, abgerufen am 24.11.2024.
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