Substanz, welche zwischen Pflanzen- und Thierreich circulirt, das absterbende Thier dient der Pflanze als Nahrung, und die entwickelte Pflanze wieder dem Thiere."
Das könnte nun auch ganz gut der Fall seyn, wenn der Ver- wesungsproceß nicht dazwischenträte, durch welchen doch ohne Frage fortwährend mindestens ein Theil der organischen Substanz dem an- geblichen Kreislaufe entzogen, und als unorganische Verbindung, als Kohlensäure und Ammoniak, in die Atmosphäre verflüchtigt wird. Im Verlaufe der Jahrtausende müßte aber auf diese Weise sämmt- liche angeblich mit der Erde zugleich geschaffene organische Substanz längst verbraucht seyn. Wir finden aber gerade das Gegentheil. So- wohl im Verlaufe der großen geognostischen Perioden als auch im Verlaufe der mit dem Menschen beginnenden Geschichte der Erde zeigt sich uns dort von Periode zu Periode, hier von Jahrhundert zu Jahrhundert eine immer größere Fülle des organischen Lebens, eine fortwährende Vermehrung der Thier- und Pflanzenwelt. Woher stammt diese, wenn es nicht einen Proceß giebt, durch welchen die unorganische Substanz übergeführt wird in den Kreislauf des Orga- nischen? Auf der andern Seite können wir leicht überschlagen, welche ungeheure Mengen von Ammoniak und Kohlensäure sich durch Ath- mung und Verbrennungsprocesse, aus der Verwesung so vieler Mil- liarden von Thier- und Pflanzenkörpern und durch die fortwährenden Ausströmungen der großen Vulcane in der Luft seit Jahrtausenden müßte angehäuft haben, während in der That das Ammoniak in ver- schwindend kleinen Mengen, die Kohlensäure in einem bestimmbaren, aber sehr geringen Antheil in der Atmosphäre sich befindet. Es muß also ein ganz gesetzmäßiger Abfluß Statt finden, durch welchen ebenso der Atmosphäre jene Stoffe wieder entzogen und der organischen Welt wieder einverleibt werden. Und wie im Großen können wir dasselbe im Kleinen an Welttheilen und immer kleinern Gebietsgrößen nachweisen.
Die Pampas von Südamerica hatten zur Zeit ihrer Besitz- nahme durch die Spanier dieselbe dürftige Steppenvegetation, wie noch jetzt, soweit sie nicht in der nächsten Nähe der Städte und durch
Subſtanz, welche zwiſchen Pflanzen- und Thierreich circulirt, das abſterbende Thier dient der Pflanze als Nahrung, und die entwickelte Pflanze wieder dem Thiere.“
Das könnte nun auch ganz gut der Fall ſeyn, wenn der Ver- weſungsproceß nicht dazwiſchenträte, durch welchen doch ohne Frage fortwährend mindeſtens ein Theil der organiſchen Subſtanz dem an- geblichen Kreislaufe entzogen, und als unorganiſche Verbindung, als Kohlenſäure und Ammoniak, in die Atmoſphäre verflüchtigt wird. Im Verlaufe der Jahrtauſende müßte aber auf dieſe Weiſe ſämmt- liche angeblich mit der Erde zugleich geſchaffene organiſche Subſtanz längſt verbraucht ſeyn. Wir finden aber gerade das Gegentheil. So- wohl im Verlaufe der großen geognoſtiſchen Perioden als auch im Verlaufe der mit dem Menſchen beginnenden Geſchichte der Erde zeigt ſich uns dort von Periode zu Periode, hier von Jahrhundert zu Jahrhundert eine immer größere Fülle des organiſchen Lebens, eine fortwährende Vermehrung der Thier- und Pflanzenwelt. Woher ſtammt dieſe, wenn es nicht einen Proceß giebt, durch welchen die unorganiſche Subſtanz übergeführt wird in den Kreislauf des Orga- niſchen? Auf der andern Seite können wir leicht überſchlagen, welche ungeheure Mengen von Ammoniak und Kohlenſäure ſich durch Ath- mung und Verbrennungsproceſſe, aus der Verweſung ſo vieler Mil- liarden von Thier- und Pflanzenkörpern und durch die fortwährenden Ausſtrömungen der großen Vulcane in der Luft ſeit Jahrtauſenden müßte angehäuft haben, während in der That das Ammoniak in ver- ſchwindend kleinen Mengen, die Kohlenſäure in einem beſtimmbaren, aber ſehr geringen Antheil in der Atmoſphäre ſich befindet. Es muß alſo ein ganz geſetzmäßiger Abfluß Statt finden, durch welchen ebenſo der Atmoſphäre jene Stoffe wieder entzogen und der organiſchen Welt wieder einverleibt werden. Und wie im Großen können wir daſſelbe im Kleinen an Welttheilen und immer kleinern Gebietsgrößen nachweiſen.
Die Pampas von Südamerica hatten zur Zeit ihrer Beſitz- nahme durch die Spanier dieſelbe dürftige Steppenvegetation, wie noch jetzt, ſoweit ſie nicht in der nächſten Nähe der Städte und durch
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Subſtanz, welche zwiſchen Pflanzen- und Thierreich circulirt, das
abſterbende Thier dient der Pflanze als Nahrung, und die entwickelte
Pflanze wieder dem Thiere.“
Das könnte nun auch ganz gut der Fall ſeyn, wenn der Ver-
weſungsproceß nicht dazwiſchenträte, durch welchen doch ohne Frage
fortwährend mindeſtens ein Theil der organiſchen Subſtanz dem an-
geblichen Kreislaufe entzogen, und als unorganiſche Verbindung, als
Kohlenſäure und Ammoniak, in die Atmoſphäre verflüchtigt wird.
Im Verlaufe der Jahrtauſende müßte aber auf dieſe Weiſe ſämmt-
liche angeblich mit der Erde zugleich geſchaffene organiſche Subſtanz
längſt verbraucht ſeyn. Wir finden aber gerade das Gegentheil. So-
wohl im Verlaufe der großen geognoſtiſchen Perioden als auch im
Verlaufe der mit dem Menſchen beginnenden Geſchichte der Erde
zeigt ſich uns dort von Periode zu Periode, hier von Jahrhundert zu
Jahrhundert eine immer größere Fülle des organiſchen Lebens, eine
fortwährende Vermehrung der Thier- und Pflanzenwelt. Woher
ſtammt dieſe, wenn es nicht einen Proceß giebt, durch welchen die
unorganiſche Subſtanz übergeführt wird in den Kreislauf des Orga-
niſchen? Auf der andern Seite können wir leicht überſchlagen, welche
ungeheure Mengen von Ammoniak und Kohlenſäure ſich durch Ath-
mung und Verbrennungsproceſſe, aus der Verweſung ſo vieler Mil-
liarden von Thier- und Pflanzenkörpern und durch die fortwährenden
Ausſtrömungen der großen Vulcane in der Luft ſeit Jahrtauſenden
müßte angehäuft haben, während in der That das Ammoniak in ver-
ſchwindend kleinen Mengen, die Kohlenſäure in einem beſtimmbaren,
aber ſehr geringen Antheil in der Atmoſphäre ſich befindet. Es muß
alſo ein ganz geſetzmäßiger Abfluß Statt finden, durch welchen ebenſo
der Atmoſphäre jene Stoffe wieder entzogen und der organiſchen Welt
wieder einverleibt werden. Und wie im Großen können wir daſſelbe im
Kleinen an Welttheilen und immer kleinern Gebietsgrößen nachweiſen.
Die Pampas von Südamerica hatten zur Zeit ihrer Beſitz-
nahme durch die Spanier dieſelbe dürftige Steppenvegetation, wie
noch jetzt, ſoweit ſie nicht in der nächſten Nähe der Städte und durch
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/157>, abgerufen am 21.11.2024.
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