Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.alcalische Salze stets die Galle begleiten, welche nach Liebigs An- Die Naturwissenschaft darf aber bei solchen teleologischen Be- Es ist leicht einzusehen, daß dieser Grundsatz, auf den Land- Schleiden, Pflanze. 11
alcaliſche Salze ſtets die Galle begleiten, welche nach Liebigs An- Die Naturwiſſenſchaft darf aber bei ſolchen teleologiſchen Be- Es iſt leicht einzuſehen, daß dieſer Grundſatz, auf den Land- Schleiden, Pflanze. 11
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0177" n="161"/> alcaliſche Salze ſtets die Galle begleiten, welche nach Liebigs An-<lb/> ſichten eine bedeutende Rolle in dem Athmungs- und Verbren-<lb/> nungsproceß ſpielt, durch welchen die thieriſche Wärme unterhalten<lb/> wird, ſo muß es uns natürlich überraſchen, bei den Pflanzen ganz<lb/> conſtant die ſtickſtoffhaltigen Nahrungsmittel von phosphorſauren<lb/> Salzen, die ſtickſtofffreien Reſpirationsmittel von Alcalien begleitet<lb/> zu finden. So hat die weiſe Fürſorge der Natur ſogleich in der<lb/> Pflanze vereint, was gerade in dieſer gewiſſen Verbindung ander-<lb/> weitig im Thiere nützlich werden ſoll.</p><lb/> <p>Die Naturwiſſenſchaft darf aber bei ſolchen teleologiſchen Be-<lb/> trachtungen nicht ſtehen bleiben und unſere Aufgabe wird zunächſt<lb/> ſeyn, nachzuweiſen, daß für die Pflanze ſelbſt jene unorganiſchen<lb/> Salze ganz beſtimmte Bedeutung haben. Ja ſelbſt wenn wir die-<lb/> ſen Nachweis noch nicht zu liefern im Stande ſind, ſo müſſen wir<lb/> doch aus dem conſtanten Vorkommen beſtimmter Mineralbeſtand-<lb/> theile in beſtimmten Pflanzen auf die Nothwendigkeit derſelben für<lb/> das Beſtehen und Gedeihen der Pflanze ſchließen, wie zuerſt <hi rendition="#g">Th</hi>.<lb/> de <hi rendition="#g">Sauſſure</hi> in ſeinen unſterblichen <hi rendition="#aq">Recherches sur la végétation</hi><lb/> gethan hat. Auf dieſe Anſicht geſtützt ſprach nun Liebig aus: da die<lb/> organiſchen Nahrungsmittel allen Pflanzen überall in gleichem<lb/> Maße zu Gebote ſtehen, ſo kann in ihnen die Urſache der großen<lb/> Verſchiedenheit der Vegetation nicht geſucht werden, folglich muß<lb/> dieſelbe in den unorganiſchen Beſtandtheilen liegen, und wenn wir<lb/> den Dünger auf den Acker bringen, ſo iſt es im Weſentlichen ganz<lb/> daſſelbe, wenn wir ihn erſt verbrennen und nur die Aſche auf den<lb/> Boden ſtreuen, denn nur in den Aſchenbeſtandtheilen kann ſeine<lb/> Wirkſamkeit begründet ſeyn.</p><lb/> <p>Es iſt leicht einzuſehen, daß dieſer Grundſatz, auf den Land-<lb/> bau angewendet, über alle Erſcheinungen, um deren Erklärung<lb/> man ſich bisher vergebens abmühte, plötzlich ein neues helles Licht<lb/> ausgießt. Nun können wir es leicht begreifen, warum eine Rieſel-<lb/> wieſe jährlich ohne Düngung die großen Mengen von Heu liefern<lb/> kann, wenn ihr im Quellwaſſer die nöthigen Quantitäten von<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Schleiden</hi>, Pflanze. 11</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [161/0177]
alcaliſche Salze ſtets die Galle begleiten, welche nach Liebigs An-
ſichten eine bedeutende Rolle in dem Athmungs- und Verbren-
nungsproceß ſpielt, durch welchen die thieriſche Wärme unterhalten
wird, ſo muß es uns natürlich überraſchen, bei den Pflanzen ganz
conſtant die ſtickſtoffhaltigen Nahrungsmittel von phosphorſauren
Salzen, die ſtickſtofffreien Reſpirationsmittel von Alcalien begleitet
zu finden. So hat die weiſe Fürſorge der Natur ſogleich in der
Pflanze vereint, was gerade in dieſer gewiſſen Verbindung ander-
weitig im Thiere nützlich werden ſoll.
Die Naturwiſſenſchaft darf aber bei ſolchen teleologiſchen Be-
trachtungen nicht ſtehen bleiben und unſere Aufgabe wird zunächſt
ſeyn, nachzuweiſen, daß für die Pflanze ſelbſt jene unorganiſchen
Salze ganz beſtimmte Bedeutung haben. Ja ſelbſt wenn wir die-
ſen Nachweis noch nicht zu liefern im Stande ſind, ſo müſſen wir
doch aus dem conſtanten Vorkommen beſtimmter Mineralbeſtand-
theile in beſtimmten Pflanzen auf die Nothwendigkeit derſelben für
das Beſtehen und Gedeihen der Pflanze ſchließen, wie zuerſt Th.
de Sauſſure in ſeinen unſterblichen Recherches sur la végétation
gethan hat. Auf dieſe Anſicht geſtützt ſprach nun Liebig aus: da die
organiſchen Nahrungsmittel allen Pflanzen überall in gleichem
Maße zu Gebote ſtehen, ſo kann in ihnen die Urſache der großen
Verſchiedenheit der Vegetation nicht geſucht werden, folglich muß
dieſelbe in den unorganiſchen Beſtandtheilen liegen, und wenn wir
den Dünger auf den Acker bringen, ſo iſt es im Weſentlichen ganz
daſſelbe, wenn wir ihn erſt verbrennen und nur die Aſche auf den
Boden ſtreuen, denn nur in den Aſchenbeſtandtheilen kann ſeine
Wirkſamkeit begründet ſeyn.
Es iſt leicht einzuſehen, daß dieſer Grundſatz, auf den Land-
bau angewendet, über alle Erſcheinungen, um deren Erklärung
man ſich bisher vergebens abmühte, plötzlich ein neues helles Licht
ausgießt. Nun können wir es leicht begreifen, warum eine Rieſel-
wieſe jährlich ohne Düngung die großen Mengen von Heu liefern
kann, wenn ihr im Quellwaſſer die nöthigen Quantitäten von
Schleiden, Pflanze. 11
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