Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.ten, die er Lebenssaft nennt, zu entwickeln, welche die besonnene Alle jene drei großen Familien, welche sich durch den Gehalt Es wird wohl nicht uninteressant seyn, diese drei Familien et- Die bedeutendste ist in Bezug auf den Kaoutschouckgehalt die Gruppe ten, die er Lebensſaft nennt, zu entwickeln, welche die beſonnene Alle jene drei großen Familien, welche ſich durch den Gehalt Es wird wohl nicht unintereſſant ſeyn, dieſe drei Familien et- Die bedeutendſte iſt in Bezug auf den Kaoutſchouckgehalt die Gruppe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0192" n="176"/> ten, die er Lebensſaft nennt, zu entwickeln, welche die beſonnene<lb/> Wiſſenſchaft leider gezwungen war, ſogleich bei ihrer Bekannt-<lb/> machung, die um ſo größeres Aufſehen machte, als ſie in einer von<lb/> der Pariſer Akademie mit dem Monthyonſchen Preiſe beehrten<lb/> Schrift erſchien, für ein bloßes Hirngeſpinnſt der Phantaſie zu er-<lb/> klären. In jenen Röhren befindet ſich ein trüber Saft von der Con-<lb/> ſiſtenz einer recht fetten Milch, der deshalb auch <hi rendition="#g">Milchſaft</hi> genannt<lb/> wird. Seine Farbe iſt gewöhnlich milchweiß, doch kommen auch<lb/> gelbe, rothe und ſehr ſelten blaue Milchſäfte vor, noch häufiger aber<lb/> ſind ganz farbloſe. Aehnlich der thieriſchen Milch beſteht dieſer Saft<lb/> aus einer waſſerhellen Flüſſigkeit und kleinen Kügelchen. Den Ge-<lb/> halte nach finden wir die verſchiedenartigſten Stoffe in demſelben,<lb/> und auf der verſchiedenartigen Menge und Miſchung dieſer Stoffe<lb/> beruht die große Verſchiedenheit dieſes Saftes. In allen iſt in grö-<lb/> ßerer oder geringerer Menge Kaoutſchouck enthalten, welches in Ge-<lb/> ſtalt kleiner Kügelchen vorhanden iſt. Dieſe werden auf ähnliche<lb/> Weiſe wie die Butterkügelchen der Milch durch eine eiweißartige<lb/> Subſtanz am Zuſammenfließen gehindert. Gerade wie bei der Milch<lb/> der Rahm (die Butter), ſo ſteigen aus dem Milchſafte der Pflanzen<lb/> die Kaoutſchouckkügelchen beim längeren Stehen an die Oberfläche,<lb/> bilden hier einen Rahm und fließen zuſammen, und können eben ſo<lb/> wenig wie die Butter wieder in ihre getrennten Kügelchen zurück-<lb/> geführt werden.</p><lb/> <p>Alle jene drei großen Familien, welche ſich durch den Gehalt<lb/> an Milchſaft auszeichnen, obwohl ſie botaniſch ſehr weit von einan-<lb/> der verſchieden ſind, zeigen doch gerade durch die Natur ihres Milch-<lb/> ſaftes einige höchſt merkwürdige Uebereinſtimmungen.</p><lb/> <p>Es wird wohl nicht unintereſſant ſeyn, dieſe drei Familien et-<lb/> was näher kennen zu lernen und beſonders die wichtigern Pflanzen<lb/> derſelben zu erwähnen.</p><lb/> <p>Die bedeutendſte iſt in Bezug auf den Kaoutſchouckgehalt die Gruppe<lb/> der <hi rendition="#g">Wolfsmilcharten</hi> oder <hi rendition="#g">Euphorbiaceen</hi>. Aus dem Hafen<lb/> von Para in Südamerika, aus der Guyana und den benachbarten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [176/0192]
ten, die er Lebensſaft nennt, zu entwickeln, welche die beſonnene
Wiſſenſchaft leider gezwungen war, ſogleich bei ihrer Bekannt-
machung, die um ſo größeres Aufſehen machte, als ſie in einer von
der Pariſer Akademie mit dem Monthyonſchen Preiſe beehrten
Schrift erſchien, für ein bloßes Hirngeſpinnſt der Phantaſie zu er-
klären. In jenen Röhren befindet ſich ein trüber Saft von der Con-
ſiſtenz einer recht fetten Milch, der deshalb auch Milchſaft genannt
wird. Seine Farbe iſt gewöhnlich milchweiß, doch kommen auch
gelbe, rothe und ſehr ſelten blaue Milchſäfte vor, noch häufiger aber
ſind ganz farbloſe. Aehnlich der thieriſchen Milch beſteht dieſer Saft
aus einer waſſerhellen Flüſſigkeit und kleinen Kügelchen. Den Ge-
halte nach finden wir die verſchiedenartigſten Stoffe in demſelben,
und auf der verſchiedenartigen Menge und Miſchung dieſer Stoffe
beruht die große Verſchiedenheit dieſes Saftes. In allen iſt in grö-
ßerer oder geringerer Menge Kaoutſchouck enthalten, welches in Ge-
ſtalt kleiner Kügelchen vorhanden iſt. Dieſe werden auf ähnliche
Weiſe wie die Butterkügelchen der Milch durch eine eiweißartige
Subſtanz am Zuſammenfließen gehindert. Gerade wie bei der Milch
der Rahm (die Butter), ſo ſteigen aus dem Milchſafte der Pflanzen
die Kaoutſchouckkügelchen beim längeren Stehen an die Oberfläche,
bilden hier einen Rahm und fließen zuſammen, und können eben ſo
wenig wie die Butter wieder in ihre getrennten Kügelchen zurück-
geführt werden.
Alle jene drei großen Familien, welche ſich durch den Gehalt
an Milchſaft auszeichnen, obwohl ſie botaniſch ſehr weit von einan-
der verſchieden ſind, zeigen doch gerade durch die Natur ihres Milch-
ſaftes einige höchſt merkwürdige Uebereinſtimmungen.
Es wird wohl nicht unintereſſant ſeyn, dieſe drei Familien et-
was näher kennen zu lernen und beſonders die wichtigern Pflanzen
derſelben zu erwähnen.
Die bedeutendſte iſt in Bezug auf den Kaoutſchouckgehalt die Gruppe
der Wolfsmilcharten oder Euphorbiaceen. Aus dem Hafen
von Para in Südamerika, aus der Guyana und den benachbarten
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