lans, U. crenulata Roxb.) in Ostindien hervorrufen. Eine leise Be- rührung genügt, um den Arm unter den furchtbarsten Schmerzen an- schwellen zu lassen, und Wochen lang dauern die Leiden, ja eine auf Timor wachsende Art (Urtica urentissima Blume) wird von den Ein- geborenen Daoun Setan (Teufelsblatt) genannt, weil die Schmerzen Jahre lang anhalten und oft nur die Amputation des verletzten Glie- des vor dem Tode schützen kann.
Zwar finden sich viele der heftigeren Gifte in dieser Familie und selbst einige Feigenarten (Ficus toxicaria L.) gehören zu den gefähr- lichsten Pflanzen, doch lohnt es nicht bei diesen Minderbedeutenden zu verweilen. Aber fast einer düsteren, unheimlichen Sage gleich ziehen sich die Erzählungen vom Upas und vom Giftthal durch die Kenntniß des ostindischen Insellandes. Die Krone der holländischen Colonieen, Java, durch ihre günstige Lage so wie durch den unerschöpflichen Reichthum ihrer Producte dazu berufen, mit der Zeit der Mittelpunkt des großen indischen Archipelagus zu werden, hat von jeher auch die Aufmerksamkeit der Naturforscher in hohem Maße auf sich gezogen. Holland hat stets den Ruhm gehabt, daß es in keiner Zeit und in keiner seiner Colonieen vergaß, auf die Kenntniß der natürlichen Pro- ducte der erworbenen Länder sein Augenmerk zu richten und die Na- turwissenschaften in ihren Bestrebungen aufzumuntern, zu unterstützen und zu belohnen. Swammerdamm, Leuwenhoek, Rheedetot Drakensteen, Rumph und Andere, der Lebenden nicht zu gedenken, werden stets mit unsterblichen Namen in den Annalen der Wissenschaft glänzen. Auch über die berüchtigten Giftbäume haben wir die Auf- klärungen, in deren Besitz wir jetzt sind, den Ermunterungen und Förderungen zu danken, welche die holländische Regierung den Natur- forschern angedeihen ließ, insbesondere den noch lebenden Dr.Blume und Dr.Horsfield, welcher Letztere, wenn auch ein Engländer von Geburt, doch schon 1802, also 8 Jahre vor der kurzen englischen Besitznahme, unter dem Schutze der holländischen Regierung seine Forschungen begann.
Schon im 16. Jahrhundert verbreiteten sich die Nachrichten über
lans, U. crenulata Roxb.) in Oſtindien hervorrufen. Eine leiſe Be- rührung genügt, um den Arm unter den furchtbarſten Schmerzen an- ſchwellen zu laſſen, und Wochen lang dauern die Leiden, ja eine auf Timor wachſende Art (Urtica urentissima Blume) wird von den Ein- geborenen Daoun Setan (Teufelsblatt) genannt, weil die Schmerzen Jahre lang anhalten und oft nur die Amputation des verletzten Glie- des vor dem Tode ſchützen kann.
Zwar finden ſich viele der heftigeren Gifte in dieſer Familie und ſelbſt einige Feigenarten (Ficus toxicaria L.) gehören zu den gefähr- lichſten Pflanzen, doch lohnt es nicht bei dieſen Minderbedeutenden zu verweilen. Aber faſt einer düſteren, unheimlichen Sage gleich ziehen ſich die Erzählungen vom Upas und vom Giftthal durch die Kenntniß des oſtindiſchen Inſellandes. Die Krone der holländiſchen Colonieen, Java, durch ihre günſtige Lage ſo wie durch den unerſchöpflichen Reichthum ihrer Producte dazu berufen, mit der Zeit der Mittelpunkt des großen indiſchen Archipelagus zu werden, hat von jeher auch die Aufmerkſamkeit der Naturforſcher in hohem Maße auf ſich gezogen. Holland hat ſtets den Ruhm gehabt, daß es in keiner Zeit und in keiner ſeiner Colonieen vergaß, auf die Kenntniß der natürlichen Pro- ducte der erworbenen Länder ſein Augenmerk zu richten und die Na- turwiſſenſchaften in ihren Beſtrebungen aufzumuntern, zu unterſtützen und zu belohnen. Swammerdamm, Leuwenhoek, Rheedetot Drakenſteen, Rumph und Andere, der Lebenden nicht zu gedenken, werden ſtets mit unſterblichen Namen in den Annalen der Wiſſenſchaft glänzen. Auch über die berüchtigten Giftbäume haben wir die Auf- klärungen, in deren Beſitz wir jetzt ſind, den Ermunterungen und Förderungen zu danken, welche die holländiſche Regierung den Natur- forſchern angedeihen ließ, insbeſondere den noch lebenden Dr.Blume und Dr.Horsfield, welcher Letztere, wenn auch ein Engländer von Geburt, doch ſchon 1802, alſo 8 Jahre vor der kurzen engliſchen Beſitznahme, unter dem Schutze der holländiſchen Regierung ſeine Forſchungen begann.
Schon im 16. Jahrhundert verbreiteten ſich die Nachrichten über
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ſchwellen zu laſſen, und Wochen lang dauern die Leiden, ja eine auf
Timor wachſende Art (Urtica urentissima Blume) wird von den Ein-
geborenen Daoun Setan (Teufelsblatt) genannt, weil die Schmerzen
Jahre lang anhalten und oft nur die Amputation des verletzten Glie-
des vor dem Tode ſchützen kann.
Zwar finden ſich viele der heftigeren Gifte in dieſer Familie und
ſelbſt einige Feigenarten (Ficus toxicaria L.) gehören zu den gefähr-
lichſten Pflanzen, doch lohnt es nicht bei dieſen Minderbedeutenden zu
verweilen. Aber faſt einer düſteren, unheimlichen Sage gleich ziehen ſich
die Erzählungen vom Upas und vom Giftthal durch die Kenntniß
des oſtindiſchen Inſellandes. Die Krone der holländiſchen Colonieen,
Java, durch ihre günſtige Lage ſo wie durch den unerſchöpflichen
Reichthum ihrer Producte dazu berufen, mit der Zeit der Mittelpunkt
des großen indiſchen Archipelagus zu werden, hat von jeher auch die
Aufmerkſamkeit der Naturforſcher in hohem Maße auf ſich gezogen.
Holland hat ſtets den Ruhm gehabt, daß es in keiner Zeit und in
keiner ſeiner Colonieen vergaß, auf die Kenntniß der natürlichen Pro-
ducte der erworbenen Länder ſein Augenmerk zu richten und die Na-
turwiſſenſchaften in ihren Beſtrebungen aufzumuntern, zu unterſtützen
und zu belohnen. Swammerdamm, Leuwenhoek, Rheedetot
Drakenſteen, Rumph und Andere, der Lebenden nicht zu gedenken,
werden ſtets mit unſterblichen Namen in den Annalen der Wiſſenſchaft
glänzen. Auch über die berüchtigten Giftbäume haben wir die Auf-
klärungen, in deren Beſitz wir jetzt ſind, den Ermunterungen und
Förderungen zu danken, welche die holländiſche Regierung den Natur-
forſchern angedeihen ließ, insbeſondere den noch lebenden Dr. Blume
und Dr. Horsfield, welcher Letztere, wenn auch ein Engländer
von Geburt, doch ſchon 1802, alſo 8 Jahre vor der kurzen engliſchen
Beſitznahme, unter dem Schutze der holländiſchen Regierung ſeine
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/202>, abgerufen am 22.11.2024.
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