schiedene Mengen und Arten von unorganischen Stoffen zu ihrer Vegetation in Anspruch nehmen. Wenn wir finden, daß die Aschen der Lucerne, des Tabaks, des Klee's über 60 Procent Kalk und Talksalze enthalten, so kann es uns unmöglich Wunder nehmen, wenn wir dieselben auf einem reinen Sandboden, der kaum Spuren von Kalk enthält, nicht antreffen, aber falsch ist es, daraus zu schließen, daß gerade der Muschelkalk, oder der Keuperkalk, oder der Jurakalk, oder irgend eine andere Kalkschicht einer bestimmten Formation gerade der eigentliche Boden für diese Pflanzen wäre. Daß eine Pflanze wie der große Zuckertang*), der so reich ist an Natron, Jod und Brom nur im Meere nicht im süßen Wasser sich findet, wo ihm Natron höchst spärlich, Jod und Brom gar nicht zu- gemessen sind, ist wohl leicht begreiflich. Gleichwohl giebt es doch, wenn wir den Boden im Großen nach den geognostischen Grundlagen beurtheilen wollen, nur sehr wenig Pflanzen, welche für gewisse Bodenbestandtheile characteristisch sind und zwar ist auch dies Ver- hältniß wieder sehr natürlich und nothwendig. Nahebei kann man behaupten, daß alle Pflanzen in ihrer Asche dieselben Bestandtheile enthalten, aber in sehrverschiedenen Verhältnissen. Auf einem Boden, der daher ganz rein aus einer Erdart, z. B. Kalk, Kiesel, Gyps bestände, würde also gar keine Pflanze gedeihen können. Jeder Boden der Pflanzen trägt, enthält auch alle von allen Pflanzen ge- forderten Stoffe in seiner Mischung, nur sind die Verhältnisse ver- schieden und das Vorwalten von Kieselerde, Kalkerde, Kochsalz muß auch vorzugsweise das Wachsthum der Grasgewächse, der Hülsen- pflanzen, der Strandpflanzen begünstigen, obwohl dieselben keines- wegs ausschließlich auf den eigentlichen Sandboden, Kalkboden, oder auf den Strand beschränkt sind. Ich wüßte in dieser Beziehung wahrlich keine andern Pflanzen als kohlensaure Kalk-, Gyps- und Salzpflanzen als wirklich zu rechtfertigende Benennungen hinzustellen.
Es kommt zu diesem chemischen Verhältniß aber noch ein
*)Laminaria saccharina.
ſchiedene Mengen und Arten von unorganiſchen Stoffen zu ihrer Vegetation in Anſpruch nehmen. Wenn wir finden, daß die Aſchen der Lucerne, des Tabaks, des Klee's über 60 Procent Kalk und Talkſalze enthalten, ſo kann es uns unmöglich Wunder nehmen, wenn wir dieſelben auf einem reinen Sandboden, der kaum Spuren von Kalk enthält, nicht antreffen, aber falſch iſt es, daraus zu ſchließen, daß gerade der Muſchelkalk, oder der Keuperkalk, oder der Jurakalk, oder irgend eine andere Kalkſchicht einer beſtimmten Formation gerade der eigentliche Boden für dieſe Pflanzen wäre. Daß eine Pflanze wie der große Zuckertang*), der ſo reich iſt an Natron, Jod und Brom nur im Meere nicht im ſüßen Waſſer ſich findet, wo ihm Natron höchſt ſpärlich, Jod und Brom gar nicht zu- gemeſſen ſind, iſt wohl leicht begreiflich. Gleichwohl giebt es doch, wenn wir den Boden im Großen nach den geognoſtiſchen Grundlagen beurtheilen wollen, nur ſehr wenig Pflanzen, welche für gewiſſe Bodenbeſtandtheile characteriſtiſch ſind und zwar iſt auch dies Ver- hältniß wieder ſehr natürlich und nothwendig. Nahebei kann man behaupten, daß alle Pflanzen in ihrer Aſche dieſelben Beſtandtheile enthalten, aber in ſehrverſchiedenen Verhältniſſen. Auf einem Boden, der daher ganz rein aus einer Erdart, z. B. Kalk, Kieſel, Gyps beſtände, würde alſo gar keine Pflanze gedeihen können. Jeder Boden der Pflanzen trägt, enthält auch alle von allen Pflanzen ge- forderten Stoffe in ſeiner Miſchung, nur ſind die Verhältniſſe ver- ſchieden und das Vorwalten von Kieſelerde, Kalkerde, Kochſalz muß auch vorzugsweiſe das Wachsthum der Grasgewächſe, der Hülſen- pflanzen, der Strandpflanzen begünſtigen, obwohl dieſelben keines- wegs ausſchließlich auf den eigentlichen Sandboden, Kalkboden, oder auf den Strand beſchränkt ſind. Ich wüßte in dieſer Beziehung wahrlich keine andern Pflanzen als kohlenſaure Kalk-, Gyps- und Salzpflanzen als wirklich zu rechtfertigende Benennungen hinzuſtellen.
Es kommt zu dieſem chemiſchen Verhältniß aber noch ein
*)Laminaria saccharina.
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ſchiedene Mengen und Arten von unorganiſchen Stoffen zu ihrer
Vegetation in Anſpruch nehmen. Wenn wir finden, daß die Aſchen
der Lucerne, des Tabaks, des Klee's über 60 Procent Kalk
und Talkſalze enthalten, ſo kann es uns unmöglich Wunder
nehmen, wenn wir dieſelben auf einem reinen Sandboden, der kaum
Spuren von Kalk enthält, nicht antreffen, aber falſch iſt es, daraus
zu ſchließen, daß gerade der Muſchelkalk, oder der Keuperkalk, oder
der Jurakalk, oder irgend eine andere Kalkſchicht einer beſtimmten
Formation gerade der eigentliche Boden für dieſe Pflanzen wäre.
Daß eine Pflanze wie der große Zuckertang *), der ſo reich iſt an
Natron, Jod und Brom nur im Meere nicht im ſüßen Waſſer ſich
findet, wo ihm Natron höchſt ſpärlich, Jod und Brom gar nicht zu-
gemeſſen ſind, iſt wohl leicht begreiflich. Gleichwohl giebt es doch,
wenn wir den Boden im Großen nach den geognoſtiſchen Grundlagen
beurtheilen wollen, nur ſehr wenig Pflanzen, welche für gewiſſe
Bodenbeſtandtheile characteriſtiſch ſind und zwar iſt auch dies Ver-
hältniß wieder ſehr natürlich und nothwendig. Nahebei kann man
behaupten, daß alle Pflanzen in ihrer Aſche dieſelben Beſtandtheile
enthalten, aber in ſehrverſchiedenen Verhältniſſen. Auf einem Boden,
der daher ganz rein aus einer Erdart, z. B. Kalk, Kieſel, Gyps
beſtände, würde alſo gar keine Pflanze gedeihen können. Jeder
Boden der Pflanzen trägt, enthält auch alle von allen Pflanzen ge-
forderten Stoffe in ſeiner Miſchung, nur ſind die Verhältniſſe ver-
ſchieden und das Vorwalten von Kieſelerde, Kalkerde, Kochſalz muß
auch vorzugsweiſe das Wachsthum der Grasgewächſe, der Hülſen-
pflanzen, der Strandpflanzen begünſtigen, obwohl dieſelben keines-
wegs ausſchließlich auf den eigentlichen Sandboden, Kalkboden,
oder auf den Strand beſchränkt ſind. Ich wüßte in dieſer Beziehung
wahrlich keine andern Pflanzen als kohlenſaure Kalk-, Gyps- und
Salzpflanzen als wirklich zu rechtfertigende Benennungen hinzuſtellen.
Es kommt zu dieſem chemiſchen Verhältniß aber noch ein
*) Laminaria saccharina.
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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/251>, abgerufen am 21.11.2024.
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