Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.lung bauen einige daneben noch die Tarroo-Wurzel *), die Tacca- Und wir, die wir uns schmeicheln große Landwirthe zu seyn, die *) Arum esculentum. **) Tacca pinnatifida. ***) Aerostichum furca-
tum, Pteris esculenta u. a. lung bauen einige daneben noch die Tarroo-Wurzel *), die Tacca- Und wir, die wir uns ſchmeicheln große Landwirthe zu ſeyn, die *) Arum esculentum. **) Tacca pinnatifida. ***) Aerostichum furca-
tum, Pteris esculenta u. a. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0264" n="248"/> lung bauen einige daneben noch die <hi rendition="#g">Tarroo-Wurzel</hi> <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Arum esculentum.</hi></note>, die <hi rendition="#g">Tacca-<lb/> knollen</hi> <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#aq">Tacca pinnatifida.</hi></note>, oder einige <hi rendition="#g">Farnkräuter</hi> <note place="foot" n="***)"><hi rendition="#aq">Aerostichum furca-<lb/> tum, Pteris esculenta</hi> u. a.</note>, deren mehlreiche Blatt-<lb/> ſtiele zur wohlſchmeckenden Speiſe dienen. Soll ich endlich noch die<lb/><hi rendition="#g">Kartoffel</hi> erwähnen, die ſich von den Gebirgen der neuen Welt<lb/> mit ſolcher Schnelligkeit über die ganze Erde verbreitet hat, daß ſie<lb/> an manchen Orten nicht eben zum Vortheil der Menſchen jede andere<lb/> Cultur zu verdrängen droht. Nur ein Theil ihres Vaterlandes ſelbſt,<lb/> nämlich <hi rendition="#g">Mexico</hi>, iſt freigeblieben und baut nur in neueſter Zeit<lb/> wenige ſchlechte Knollen an den Küſtenorten, um den verwöhnten euro-<lb/> päiſchen Gäſten ihre, man kann mit ſeltſamer Verkehrung der Begriffe<lb/> ſagen, vaterländiſche Speiſe vorzuſetzen. Wozu bedurfte auch ein Land<lb/> der Kartoffel, in welchem die vielleicht tauſendjährige Cultur den<lb/> Boden ſo wenig erſchöpft hat, daß nach weniger Arbeit eine ſchlechte<lb/> Maiserndte 200fältigen Ertrag liefert, der ſich in guten Jahren auf<lb/> das 600fache ſteigert.</p><lb/> <p>Und wir, die wir uns ſchmeicheln große Landwirthe zu ſeyn, die<lb/> wir ackern, düngen und ſäen mit den ſinnreichſten Maſchinen, bilden<lb/> uns ein, Großes gewirkt zu haben, wenn wir ein zwölffaches Korn<lb/> erndten. Selbſt dieſes verdanken wir nicht unſerer Kunſt, der wir<lb/> es ſo gern zuſchreiben möchten. Der am ſchlechteſten beſtellte Boden<lb/> bringt in einem günſtigen Jahre reichere Erndte, als wir dem beſten<lb/> Boden mit allem Culturfleiß in dem ungünſtigſten Jahre abzwingen<lb/> können. Wahrlich, nur wer mit beſchränktem Blick an der Scholle<lb/> kleben bleibt, die ſein Pflug aufgeworfen, kann noch das Gefühl der<lb/> Bedeutſamkeit menſchlicher Thätigkeit in ſeiner Bruſt bewahren. Wer<lb/> den freien Blick über das Rund der Erde ſchweifen läßt, und im<lb/> Großen das Spiel der wirkenden Kräfte überblickt, der lächelt des<lb/> grabenden, ſchleppenden, geſchäftigen, keuchenden Ameiſenhaufens,<lb/> den wir Menſchheit nennen und der mit aller ſeiner eingebildeten Weis-<lb/> heit nicht im Stande iſt, die kleinſte Wirkung der Geſetze zu ändern,<lb/> welche die tyranniſche Rieſin Natur ihren Sclaven vorgeſchrieben.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [248/0264]
lung bauen einige daneben noch die Tarroo-Wurzel *), die Tacca-
knollen **), oder einige Farnkräuter ***), deren mehlreiche Blatt-
ſtiele zur wohlſchmeckenden Speiſe dienen. Soll ich endlich noch die
Kartoffel erwähnen, die ſich von den Gebirgen der neuen Welt
mit ſolcher Schnelligkeit über die ganze Erde verbreitet hat, daß ſie
an manchen Orten nicht eben zum Vortheil der Menſchen jede andere
Cultur zu verdrängen droht. Nur ein Theil ihres Vaterlandes ſelbſt,
nämlich Mexico, iſt freigeblieben und baut nur in neueſter Zeit
wenige ſchlechte Knollen an den Küſtenorten, um den verwöhnten euro-
päiſchen Gäſten ihre, man kann mit ſeltſamer Verkehrung der Begriffe
ſagen, vaterländiſche Speiſe vorzuſetzen. Wozu bedurfte auch ein Land
der Kartoffel, in welchem die vielleicht tauſendjährige Cultur den
Boden ſo wenig erſchöpft hat, daß nach weniger Arbeit eine ſchlechte
Maiserndte 200fältigen Ertrag liefert, der ſich in guten Jahren auf
das 600fache ſteigert.
Und wir, die wir uns ſchmeicheln große Landwirthe zu ſeyn, die
wir ackern, düngen und ſäen mit den ſinnreichſten Maſchinen, bilden
uns ein, Großes gewirkt zu haben, wenn wir ein zwölffaches Korn
erndten. Selbſt dieſes verdanken wir nicht unſerer Kunſt, der wir
es ſo gern zuſchreiben möchten. Der am ſchlechteſten beſtellte Boden
bringt in einem günſtigen Jahre reichere Erndte, als wir dem beſten
Boden mit allem Culturfleiß in dem ungünſtigſten Jahre abzwingen
können. Wahrlich, nur wer mit beſchränktem Blick an der Scholle
kleben bleibt, die ſein Pflug aufgeworfen, kann noch das Gefühl der
Bedeutſamkeit menſchlicher Thätigkeit in ſeiner Bruſt bewahren. Wer
den freien Blick über das Rund der Erde ſchweifen läßt, und im
Großen das Spiel der wirkenden Kräfte überblickt, der lächelt des
grabenden, ſchleppenden, geſchäftigen, keuchenden Ameiſenhaufens,
den wir Menſchheit nennen und der mit aller ſeiner eingebildeten Weis-
heit nicht im Stande iſt, die kleinſte Wirkung der Geſetze zu ändern,
welche die tyranniſche Rieſin Natur ihren Sclaven vorgeſchrieben.
*) Arum esculentum.
**) Tacca pinnatifida.
***) Aerostichum furca-
tum, Pteris esculenta u. a.
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