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Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.

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eine tiefer in der Reihe stehende Formation auf einer höher stehenden
aufgelagert findet, so daß man mit Sicherheit annehmen kann, daß
sie in dieser Ordnung nach einander sich gebildet haben. -- Von
diesen Formationen faßt man nun mehrere zusammen und bildet daraus
größere Bildungsperioden, gleichsam Altersstufen der Erde,
nach denen ich dann auch im Folgenden kurz die allmälige Entwick-
lung des Pflanzenreichs schildern will.

Ehe ich aber dazu übergehe muß ich noch einmal auf den ur-
sprünglichen Zustand der Atmosphäre unserer Erde, auf den clima-
tischen Zustand derselben und seine allmäligen Veränderungen zurück-
gehen. Die Temperatur unseres Erdkörpers hat eine doppelte Quelle,
nämlich die eigne ihm inwohnende Wärme und die, welche er durch
die Strahlen der Sonne erhält. Von der Wärme aber, die er hat
oder erhält, giebt er beständig eine gewisse Menge an den kalten
Weltraum ab. Abkühlung und Erwärmung von der Sonne her stehen
jetzt in dem Verhältniß zu einander, daß sie sich vollkommen das
Gleichgewicht halten und daß wenigstens seit fast 3000 Jahren die
Temperatur der Erde sich nicht um den zehnten Theil eines Grades
verändert haben kann. Dafür haben wir zwei Beweise, einen astro-
nomischen, welcher sich auf die Beobachtungen der Mondfinsternisse
des Hipparch stützt, den ich hier übergehe, und einen botanischen,
den der geistreiche Arago zuerst aufgefunden hat. Der Weinstock reift
dort keine Früchte mehr, wo die mittlere Temperatur des Jahres höher
wird als 20 Grad, und umgekehrt gedeiht keine Dattel mehr, wo die
Temperatur unter 20 Grad herabsinkt. Diese Bedingungen treffen
nun gerade in Palästina zusammen und hier fanden die Juden bei
ihrer Einnahme des Landes Datteln und Trauben vereinigt; hätte sich
nun die Temperatur der Erde um ein Geringes seit jener Zeit erhöht
oder erniedrigt, so müßte eine jener Pflanzen in Palästina verschwunden
oder doch unfruchtbar geworden seyn, was jedoch nicht der Fall ist.

Wenn aber die Erde jetzt gerade so viel Wärme von der Sonne
empfängt als sie durch Abkühlung wieder an den Weltenraum ver-
liert, so heißt das mit andern Worten, daß die Sonne jetzt die

eine tiefer in der Reihe ſtehende Formation auf einer höher ſtehenden
aufgelagert findet, ſo daß man mit Sicherheit annehmen kann, daß
ſie in dieſer Ordnung nach einander ſich gebildet haben. — Von
dieſen Formationen faßt man nun mehrere zuſammen und bildet daraus
größere Bildungsperioden, gleichſam Altersſtufen der Erde,
nach denen ich dann auch im Folgenden kurz die allmälige Entwick-
lung des Pflanzenreichs ſchildern will.

Ehe ich aber dazu übergehe muß ich noch einmal auf den ur-
ſprünglichen Zuſtand der Atmoſphäre unſerer Erde, auf den clima-
tiſchen Zuſtand derſelben und ſeine allmäligen Veränderungen zurück-
gehen. Die Temperatur unſeres Erdkörpers hat eine doppelte Quelle,
nämlich die eigne ihm inwohnende Wärme und die, welche er durch
die Strahlen der Sonne erhält. Von der Wärme aber, die er hat
oder erhält, giebt er beſtändig eine gewiſſe Menge an den kalten
Weltraum ab. Abkühlung und Erwärmung von der Sonne her ſtehen
jetzt in dem Verhältniß zu einander, daß ſie ſich vollkommen das
Gleichgewicht halten und daß wenigſtens ſeit faſt 3000 Jahren die
Temperatur der Erde ſich nicht um den zehnten Theil eines Grades
verändert haben kann. Dafür haben wir zwei Beweiſe, einen aſtro-
nomiſchen, welcher ſich auf die Beobachtungen der Mondfinſterniſſe
des Hipparch ſtützt, den ich hier übergehe, und einen botaniſchen,
den der geiſtreiche Arago zuerſt aufgefunden hat. Der Weinſtock reift
dort keine Früchte mehr, wo die mittlere Temperatur des Jahres höher
wird als 20 Grad, und umgekehrt gedeiht keine Dattel mehr, wo die
Temperatur unter 20 Grad herabſinkt. Dieſe Bedingungen treffen
nun gerade in Paläſtina zuſammen und hier fanden die Juden bei
ihrer Einnahme des Landes Datteln und Trauben vereinigt; hätte ſich
nun die Temperatur der Erde um ein Geringes ſeit jener Zeit erhöht
oder erniedrigt, ſo müßte eine jener Pflanzen in Paläſtina verſchwunden
oder doch unfruchtbar geworden ſeyn, was jedoch nicht der Fall iſt.

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[258/0274] eine tiefer in der Reihe ſtehende Formation auf einer höher ſtehenden aufgelagert findet, ſo daß man mit Sicherheit annehmen kann, daß ſie in dieſer Ordnung nach einander ſich gebildet haben. — Von dieſen Formationen faßt man nun mehrere zuſammen und bildet daraus größere Bildungsperioden, gleichſam Altersſtufen der Erde, nach denen ich dann auch im Folgenden kurz die allmälige Entwick- lung des Pflanzenreichs ſchildern will. Ehe ich aber dazu übergehe muß ich noch einmal auf den ur- ſprünglichen Zuſtand der Atmoſphäre unſerer Erde, auf den clima- tiſchen Zuſtand derſelben und ſeine allmäligen Veränderungen zurück- gehen. Die Temperatur unſeres Erdkörpers hat eine doppelte Quelle, nämlich die eigne ihm inwohnende Wärme und die, welche er durch die Strahlen der Sonne erhält. Von der Wärme aber, die er hat oder erhält, giebt er beſtändig eine gewiſſe Menge an den kalten Weltraum ab. Abkühlung und Erwärmung von der Sonne her ſtehen jetzt in dem Verhältniß zu einander, daß ſie ſich vollkommen das Gleichgewicht halten und daß wenigſtens ſeit faſt 3000 Jahren die Temperatur der Erde ſich nicht um den zehnten Theil eines Grades verändert haben kann. Dafür haben wir zwei Beweiſe, einen aſtro- nomiſchen, welcher ſich auf die Beobachtungen der Mondfinſterniſſe des Hipparch ſtützt, den ich hier übergehe, und einen botaniſchen, den der geiſtreiche Arago zuerſt aufgefunden hat. Der Weinſtock reift dort keine Früchte mehr, wo die mittlere Temperatur des Jahres höher wird als 20 Grad, und umgekehrt gedeiht keine Dattel mehr, wo die Temperatur unter 20 Grad herabſinkt. Dieſe Bedingungen treffen nun gerade in Paläſtina zuſammen und hier fanden die Juden bei ihrer Einnahme des Landes Datteln und Trauben vereinigt; hätte ſich nun die Temperatur der Erde um ein Geringes ſeit jener Zeit erhöht oder erniedrigt, ſo müßte eine jener Pflanzen in Paläſtina verſchwunden oder doch unfruchtbar geworden ſeyn, was jedoch nicht der Fall iſt. Wenn aber die Erde jetzt gerade ſo viel Wärme von der Sonne empfängt als ſie durch Abkühlung wieder an den Weltenraum ver- liert, ſo heißt das mit andern Worten, daß die Sonne jetzt die

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Zitationshilfe: Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiden_pflanze_1848/274>, abgerufen am 21.11.2024.