Schleiden, Matthias Jacob: Die Pflanze und ihr Leben. Leipzig, 1848.gen Stämmen tropischer Waldbäume sich ansiedelnd, den Uebergang Wenn in allen diesen zuletzt genannten Formen die Blattbil- *) Das Titelblatt zeigt einige kleinere Formen, zumal in der Mitte des ganzen
Bildes ein Feston einer prachtvoll blühenden Trichterwinde. gen Stämmen tropiſcher Waldbäume ſich anſiedelnd, den Uebergang Wenn in allen dieſen zuletzt genannten Formen die Blattbil- *) Das Titelblatt zeigt einige kleinere Formen, zumal in der Mitte des ganzen
Bildes ein Feſton einer prachtvoll blühenden Trichterwinde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0319" n="303"/> gen Stämmen tropiſcher Waldbäume ſich anſiedelnd, den Uebergang<lb/> zu den <hi rendition="#g">Orchideen</hi> andeuten.</p><lb/> <p>Wenn in allen dieſen zuletzt genannten Formen die <hi rendition="#g">Blattbil-<lb/> dung</hi> übermäßig hervortrat, ſo ſetzen wir ihnen jetzt einige Formen<lb/> entgegen, welche vielmehr eine <hi rendition="#g">bevorzugte Entwickelung des<lb/> Stengels</hi> zeigen. Zunächſt möchte ich dahin die <hi rendition="#g">Haiden-Form</hi><lb/> rechnen; niedres, vieläſtiges, holziges Geſträuch, deſſen kleine matt-<lb/> grüne oder graue Blätter ſo dicht gedrängt ſtehen, daß ſie faſt nur<lb/> als Rauhigkeiten der Zweige erſcheinen und ſelbſt die oft ſchöne Farbe<lb/> der trockenen Blüthen den traurigen Eindruck nicht verwiſcht, den die<lb/> Pflanzen überall hervorrufen, wo ſie die Phyſiognomie der Land-<lb/> ſchaft beſtimmen. — Eine Nebengruppe könnte man hier für die <hi rendition="#g">Ca-<lb/> ſuarinen</hi> beſtimmen und ſie <hi rendition="#g">baumartige Haideform</hi> nennen,<lb/> die in Auſtralien die unheimlichen blatt- und ſchattenloſen Wälder bil-<lb/> den. — Noch auffallender iſt aber die Stammbildung begünſtigt in den<lb/><hi rendition="#g">ſtachlichen Cacteen</hi>, die nur aus fleiſchigen, wunderlich geform-<lb/> ten Stämmen und Aeſten beſtehen, welche <hi rendition="#g">Cactusform</hi> noch in<lb/> manchen andern Familien, z. B. bei den <hi rendition="#g">Wolfsmilcharten</hi>,<lb/> bei den <hi rendition="#g">Stapelien</hi>, und wenn auch allerdings mit bedeutenderer<lb/> Blattentwickelung, doch mit gleich phyſiognomiſchem Ausdrucke in<lb/> den meiſten <hi rendition="#g">Fettpflanzen, Aloen</hi> und <hi rendition="#g">Meſembryanthemen</hi><lb/> wiederkehrt. — Zwar nicht bezüglich ihrer wirklichen Organiſation,<lb/> aber doch mit Berückſichtigung der eigenthümlichen Art und Weiſe,<lb/> wie ſie Theil nehmen an der Zuſammenſetzung eines Pflanzengemäl-<lb/> des, müſſen wir hierher zu den blattloſen oder vielmehr nur durch<lb/> ihre Stengel wirkenden Pflanzen alle diejenigen rechnen, die wir mit<lb/> den ſpaniſchen Anſiedlern in Amerika als <hi rendition="#g">Llanen</hi> oder <hi rendition="#g">Lianen-<lb/> form</hi> <note place="foot" n="*)">Das Titelblatt zeigt einige kleinere Formen, zumal in der Mitte des ganzen<lb/> Bildes ein Feſton einer prachtvoll blühenden Trichterwinde.</note> zuſammenfaſſen. Wie ſtarke Schiffstaue gedreht oder<lb/> ſchlangenförmig hin- und hergebogen, bald Schnüren gleich, bald<lb/> flach und bandartig, bald abwechſelnd rechts und links mit flachen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [303/0319]
gen Stämmen tropiſcher Waldbäume ſich anſiedelnd, den Uebergang
zu den Orchideen andeuten.
Wenn in allen dieſen zuletzt genannten Formen die Blattbil-
dung übermäßig hervortrat, ſo ſetzen wir ihnen jetzt einige Formen
entgegen, welche vielmehr eine bevorzugte Entwickelung des
Stengels zeigen. Zunächſt möchte ich dahin die Haiden-Form
rechnen; niedres, vieläſtiges, holziges Geſträuch, deſſen kleine matt-
grüne oder graue Blätter ſo dicht gedrängt ſtehen, daß ſie faſt nur
als Rauhigkeiten der Zweige erſcheinen und ſelbſt die oft ſchöne Farbe
der trockenen Blüthen den traurigen Eindruck nicht verwiſcht, den die
Pflanzen überall hervorrufen, wo ſie die Phyſiognomie der Land-
ſchaft beſtimmen. — Eine Nebengruppe könnte man hier für die Ca-
ſuarinen beſtimmen und ſie baumartige Haideform nennen,
die in Auſtralien die unheimlichen blatt- und ſchattenloſen Wälder bil-
den. — Noch auffallender iſt aber die Stammbildung begünſtigt in den
ſtachlichen Cacteen, die nur aus fleiſchigen, wunderlich geform-
ten Stämmen und Aeſten beſtehen, welche Cactusform noch in
manchen andern Familien, z. B. bei den Wolfsmilcharten,
bei den Stapelien, und wenn auch allerdings mit bedeutenderer
Blattentwickelung, doch mit gleich phyſiognomiſchem Ausdrucke in
den meiſten Fettpflanzen, Aloen und Meſembryanthemen
wiederkehrt. — Zwar nicht bezüglich ihrer wirklichen Organiſation,
aber doch mit Berückſichtigung der eigenthümlichen Art und Weiſe,
wie ſie Theil nehmen an der Zuſammenſetzung eines Pflanzengemäl-
des, müſſen wir hierher zu den blattloſen oder vielmehr nur durch
ihre Stengel wirkenden Pflanzen alle diejenigen rechnen, die wir mit
den ſpaniſchen Anſiedlern in Amerika als Llanen oder Lianen-
form *) zuſammenfaſſen. Wie ſtarke Schiffstaue gedreht oder
ſchlangenförmig hin- und hergebogen, bald Schnüren gleich, bald
flach und bandartig, bald abwechſelnd rechts und links mit flachen
*) Das Titelblatt zeigt einige kleinere Formen, zumal in der Mitte des ganzen
Bildes ein Feſton einer prachtvoll blühenden Trichterwinde.
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