brauch desselben kommt es darauf an, daß die Behandlung der Sprachelemente die richtige, ja ob sie die meinige sei. Ist sie die meinige nicht, so muß ich mich in die des Lexikons hineindenken, weil ich sonst sein Urtheil über den einzelnen Fall nicht abschäzen kann. Dieß führt auf die Theorie der Wörterbücher. Ein Wör- terbuch soll den ganzen Sprachschaz, die einzelnen Elemente des- selben und deren Werth zur Darstellung bringen. Es giebt nun zwei verschiedene Arten der Abfassung eines Wörterbuches, die alphabetische und die etymologische. Bei der etymologischen Art liegt die Idee zum Grunde, die einzelnen Elemente nicht in ihrer Einzelheit, sondern in Gruppen zu sammeln in Beziehung auf die Sprachgeseze der Ableitung. Sonst könnte man sie auch nach den Begriffen classificiren, wie Pollux wollte. Die etymologische Art giebt aber offenbar ein deutlicheres Bild der Sprache, da sie die Ausdrücke auf einen Punkt zurückführt. Die alphabetische hat einen ganz äußerlichen Bestimmungsgrund, die Bequemlichkeit der Gebrauchenden. Der wissenschaftliche Gebrauch beider Arten ist der, daß man in dem alphabetischen Lexikon das Wort und die Andeutung seines Stammes sucht, diesen aber nachher im etymologischen aufsucht, wo die ganze Sippschaft angegeben ist. -- Die Aufgabe des Lexikographen ist die Einheit der Bedeutungen eines Wortes in seinem mannigfaltigen Vorkommen aufzufinden und gruppenweise Ähnliches und Unähnliches zusammenzustellen. Bei diesen Gruppirungen muß das Verfahren der Entgegen- sezung mit dem des Übergehns in einander verbunden werden, wie bei jeder richtigen Naturproduktanschauung. Die Ent- gegensezung der Bedeutungen gehört mehr der sprachlichen, das Nachweisen der Übergänge mehr der hermeneutischen Aufgabe an. Die gewöhnlichste Entgegensezung ist die der eigent- lichen und uneigentlichen Bedeutung. Für die Aufgabe des Auf- findens der Einheit muß man bei diesem Gegensaze bei der ei- gentlichen Bedeutung stehen bleiben. Denn die uneigentliche ent- steht außerhalb des Kreises der Elemente des Wortes. Aber wie kam man dazu, eine Anwendung von einem Worte außer seinem
Hermeneutik u. Kritik. 4
brauch deſſelben kommt es darauf an, daß die Behandlung der Sprachelemente die richtige, ja ob ſie die meinige ſei. Iſt ſie die meinige nicht, ſo muß ich mich in die des Lexikons hineindenken, weil ich ſonſt ſein Urtheil uͤber den einzelnen Fall nicht abſchaͤzen kann. Dieß fuͤhrt auf die Theorie der Woͤrterbuͤcher. Ein Woͤr- terbuch ſoll den ganzen Sprachſchaz, die einzelnen Elemente deſ- ſelben und deren Werth zur Darſtellung bringen. Es giebt nun zwei verſchiedene Arten der Abfaſſung eines Woͤrterbuches, die alphabetiſche und die etymologiſche. Bei der etymologiſchen Art liegt die Idee zum Grunde, die einzelnen Elemente nicht in ihrer Einzelheit, ſondern in Gruppen zu ſammeln in Beziehung auf die Sprachgeſeze der Ableitung. Sonſt koͤnnte man ſie auch nach den Begriffen claſſificiren, wie Pollux wollte. Die etymologiſche Art giebt aber offenbar ein deutlicheres Bild der Sprache, da ſie die Ausdruͤcke auf einen Punkt zuruͤckfuͤhrt. Die alphabetiſche hat einen ganz aͤußerlichen Beſtimmungsgrund, die Bequemlichkeit der Gebrauchenden. Der wiſſenſchaftliche Gebrauch beider Arten iſt der, daß man in dem alphabetiſchen Lexikon das Wort und die Andeutung ſeines Stammes ſucht, dieſen aber nachher im etymologiſchen aufſucht, wo die ganze Sippſchaft angegeben iſt. — Die Aufgabe des Lexikographen iſt die Einheit der Bedeutungen eines Wortes in ſeinem mannigfaltigen Vorkommen aufzufinden und gruppenweiſe Ähnliches und Unaͤhnliches zuſammenzuſtellen. Bei dieſen Gruppirungen muß das Verfahren der Entgegen- ſezung mit dem des Übergehns in einander verbunden werden, wie bei jeder richtigen Naturproduktanſchauung. Die Ent- gegenſezung der Bedeutungen gehoͤrt mehr der ſprachlichen, das Nachweiſen der Übergaͤnge mehr der hermeneutiſchen Aufgabe an. Die gewoͤhnlichſte Entgegenſezung iſt die der eigent- lichen und uneigentlichen Bedeutung. Fuͤr die Aufgabe des Auf- findens der Einheit muß man bei dieſem Gegenſaze bei der ei- gentlichen Bedeutung ſtehen bleiben. Denn die uneigentliche ent- ſteht außerhalb des Kreiſes der Elemente des Wortes. Aber wie kam man dazu, eine Anwendung von einem Worte außer ſeinem
Hermeneutik u. Kritik. 4
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brauch deſſelben kommt es darauf an, daß die Behandlung der
Sprachelemente die richtige, ja ob ſie die meinige ſei. Iſt ſie die
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weil ich ſonſt ſein Urtheil uͤber den einzelnen Fall nicht abſchaͤzen
kann. Dieß fuͤhrt auf die Theorie der Woͤrterbuͤcher. Ein Woͤr-
terbuch ſoll den ganzen Sprachſchaz, die einzelnen Elemente deſ-
ſelben und deren Werth zur Darſtellung bringen. Es giebt nun
zwei verſchiedene Arten der Abfaſſung eines Woͤrterbuches, die
alphabetiſche und die etymologiſche. Bei der etymologiſchen Art
liegt die Idee zum Grunde, die einzelnen Elemente nicht in ihrer
Einzelheit, ſondern in Gruppen zu ſammeln in Beziehung auf
die Sprachgeſeze der Ableitung. Sonſt koͤnnte man ſie auch nach
den Begriffen claſſificiren, wie Pollux wollte. Die etymologiſche
Art giebt aber offenbar ein deutlicheres Bild der Sprache, da ſie
die Ausdruͤcke auf einen Punkt zuruͤckfuͤhrt. Die alphabetiſche
hat einen ganz aͤußerlichen Beſtimmungsgrund, die Bequemlichkeit
der Gebrauchenden. Der wiſſenſchaftliche Gebrauch beider Arten
iſt der, daß man in dem alphabetiſchen Lexikon das Wort und
die Andeutung ſeines Stammes ſucht, dieſen aber nachher im
etymologiſchen aufſucht, wo die ganze Sippſchaft angegeben iſt. —
Die Aufgabe des Lexikographen iſt die Einheit der Bedeutungen
eines Wortes in ſeinem mannigfaltigen Vorkommen aufzufinden
und gruppenweiſe Ähnliches und Unaͤhnliches zuſammenzuſtellen.
Bei dieſen Gruppirungen muß das Verfahren der Entgegen-
ſezung mit dem des Übergehns in einander verbunden
werden, wie bei jeder richtigen Naturproduktanſchauung. Die Ent-
gegenſezung der Bedeutungen gehoͤrt mehr der ſprachlichen,
das Nachweiſen der Übergaͤnge mehr der hermeneutiſchen
Aufgabe an. Die gewoͤhnlichſte Entgegenſezung iſt die der eigent-
lichen und uneigentlichen Bedeutung. Fuͤr die Aufgabe des Auf-
findens der Einheit muß man bei dieſem Gegenſaze bei der ei-
gentlichen Bedeutung ſtehen bleiben. Denn die uneigentliche ent-
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Schleiermacher, Friedrich: Hermeneutik und Kritik. Berlin, 1838, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleiermacher_hermeneutik_1838/73>, abgerufen am 04.12.2024.
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