Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.die schwierigkeiten der ausgrabungen. und die Thürschwellen aus grossen Steinen, die Haus-wände dagegen aus ungebrannten und nur an der Sonne getrockneten Ziegelsteinen. In 10 Meter Tiefe finde ich wiederum die Bauart aus Steinen, aber in kolossalen Verhältnissen; die meisten Steine sind sehr gross, viele behauen, und es kommen sehr viele gewaltige Blöcke vor. Es scheint mir, dass ich in dieser Tiefe schon meh- rere Wände ans Licht gebracht habe, aber es ist mir leider bisjetzt noch nicht gelungen, zur Einsicht zu kom- men, wie dieselben eigentlich gebaut waren und welche Dicke sie hatten. Die Steine der Wände scheinen mir wie durch ein heftiges Erdbeben von einander getrennt; von einem Verbindungsmittel -- wie Lehm oder Kalk -- sehe ich bisjetzt keine Spur zwischen denselben. Wie furchtbar die Schwierigkeiten der Ausgrabungen Aber die Schwierigkeiten vermehren nur mein Ver- die schwierigkeiten der ausgrabungen. und die Thürschwellen aus grossen Steinen, die Haus-wände dagegen aus ungebrannten und nur an der Sonne getrockneten Ziegelsteinen. In 10 Meter Tiefe finde ich wiederum die Bauart aus Steinen, aber in kolossalen Verhältnissen; die meisten Steine sind sehr gross, viele behauen, und es kommen sehr viele gewaltige Blöcke vor. Es scheint mir, dass ich in dieser Tiefe schon meh- rere Wände ans Licht gebracht habe, aber es ist mir leider bisjetzt noch nicht gelungen, zur Einsicht zu kom- men, wie dieselben eigentlich gebaut waren und welche Dicke sie hatten. Die Steine der Wände scheinen mir wie durch ein heftiges Erdbeben von einander getrennt; von einem Verbindungsmittel — wie Lehm oder Kalk — sehe ich bisjetzt keine Spur zwischen denselben. Wie furchtbar die Schwierigkeiten der Ausgrabungen Aber die Schwierigkeiten vermehren nur mein Ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0109" n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">die schwierigkeiten der ausgrabungen</hi>.</fw><lb/> und die Thürschwellen aus grossen Steinen, die Haus-<lb/> wände dagegen aus ungebrannten und nur an der Sonne<lb/> getrockneten Ziegelsteinen. In 10 Meter Tiefe finde ich<lb/> wiederum die Bauart aus Steinen, aber in kolossalen<lb/> Verhältnissen; die meisten Steine sind sehr gross, viele<lb/> behauen, und es kommen sehr viele gewaltige Blöcke<lb/> vor. Es scheint mir, dass ich in dieser Tiefe schon meh-<lb/> rere Wände ans Licht gebracht habe, aber es ist mir<lb/> leider bisjetzt noch nicht gelungen, zur Einsicht zu kom-<lb/> men, wie dieselben eigentlich gebaut waren und welche<lb/> Dicke sie hatten. Die Steine der Wände scheinen mir<lb/> wie durch ein heftiges Erdbeben von einander getrennt;<lb/> von einem Verbindungsmittel — wie Lehm oder Kalk —<lb/> sehe ich bisjetzt keine Spur zwischen denselben.</p><lb/> <p>Wie furchtbar die Schwierigkeiten der Ausgrabungen<lb/> bei solchen Steinmassen sind, davon kann sich nur der<lb/> einen Begriff machen, welcher der Sache mit beigewohnt<lb/> und mit angesehen hat, wie lange es dauert und wie<lb/> mühsam es ist — besonders bei jetzigem Regenwetter —<lb/> erst um einen der vielen ungeheuern Blöcke herum die<lb/> kleinern Steine herauszunehmen, darauf den Block zu<lb/> untergraben, den „Bock“ darunter zu bringen, ihn in die<lb/> Höhe zu winden und durch den Schlamm des Ausgangs-<lb/> kanals bis an den steilen Abhang zu wälzen!</p><lb/> <p>Aber die Schwierigkeiten vermehren nur mein Ver-<lb/> langen, das jetzt — nach so vielen Täuschungen — end-<lb/> lich vor mir liegende grosse Ziel zu erreichen und zu<lb/> beweisen, dass die Ilias auf Thatsachen beruht und dass<lb/> der grossen griechischen Nation diese Krone ihres Ruhmes<lb/> nicht genommen werden darf. Keine Mühe will ich sparen,<lb/> keine Kosten will ich scheuen, dahin zu kommen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [43/0109]
die schwierigkeiten der ausgrabungen.
und die Thürschwellen aus grossen Steinen, die Haus-
wände dagegen aus ungebrannten und nur an der Sonne
getrockneten Ziegelsteinen. In 10 Meter Tiefe finde ich
wiederum die Bauart aus Steinen, aber in kolossalen
Verhältnissen; die meisten Steine sind sehr gross, viele
behauen, und es kommen sehr viele gewaltige Blöcke
vor. Es scheint mir, dass ich in dieser Tiefe schon meh-
rere Wände ans Licht gebracht habe, aber es ist mir
leider bisjetzt noch nicht gelungen, zur Einsicht zu kom-
men, wie dieselben eigentlich gebaut waren und welche
Dicke sie hatten. Die Steine der Wände scheinen mir
wie durch ein heftiges Erdbeben von einander getrennt;
von einem Verbindungsmittel — wie Lehm oder Kalk —
sehe ich bisjetzt keine Spur zwischen denselben.
Wie furchtbar die Schwierigkeiten der Ausgrabungen
bei solchen Steinmassen sind, davon kann sich nur der
einen Begriff machen, welcher der Sache mit beigewohnt
und mit angesehen hat, wie lange es dauert und wie
mühsam es ist — besonders bei jetzigem Regenwetter —
erst um einen der vielen ungeheuern Blöcke herum die
kleinern Steine herauszunehmen, darauf den Block zu
untergraben, den „Bock“ darunter zu bringen, ihn in die
Höhe zu winden und durch den Schlamm des Ausgangs-
kanals bis an den steilen Abhang zu wälzen!
Aber die Schwierigkeiten vermehren nur mein Ver-
langen, das jetzt — nach so vielen Täuschungen — end-
lich vor mir liegende grosse Ziel zu erreichen und zu
beweisen, dass die Ilias auf Thatsachen beruht und dass
der grossen griechischen Nation diese Krone ihres Ruhmes
nicht genommen werden darf. Keine Mühe will ich sparen,
keine Kosten will ich scheuen, dahin zu kommen.
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