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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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Brunnen. Behutsam fing ich daher an, an den äussersten
Enden des griechischen Ilium Brunnen zu graben, die aber
bis zum Urboden nur Hauswände oder Mauern, sowie
Bruchstücke von Töpferwaare aus griechischer Zeit, und
keine Spur von den Trümmern der vorhergehenden Völker
zum Vorschein brachten. Ich rückte daher dieser ver-
meinten Pergamos mit dem Graben von Brunnen all-
mählich näher, ohne bessern Erfolg, und da nun endlich
gar sieben Brunnen, die ich unmittelbar am Fusse dieses
Berges bis zum Felsen grub, nur griechisches Mauerwerk
und nur griechische Topfscherben zum Vorschein brach-
ten, so trete ich jetzt aufs entschiedenste mit der Be-
hauptung hervor: dass sich Troja auf die kleine Fläche
dieses Berges beschränkt hat, dass seine Baustelle genau
angegeben ist durch seine von mir auf vielen Stellen
blossgelegte grosse Ringmauer; dass die Stadt keine
Akropolis hatte und die Pergamos eine reine Erfindung
Homer's ist; ferner dass Trojas Baustelle in posttroja-
nischer Zeit bis zur griechischen Ansiedelung nur um
so viel zugenommen hat, als der Berg durch den hinun-
tergeworfenen Schutt gewachsen ist, dass aber dem
Ilium der griechischen Colonie sogleich bei dessen
Gründung eine grosse Ausdehnung gegeben wurde.

Wenn man sich aber einerseits hinsichtlich der
Grösse Trojas getäuscht sieht, so muss man doch ande-
rerseits eine hohe Genugthuung in der nunmehr erlang-
ten Gewissheit empfinden, dass es wirklich ein Troja
gab, dass dies Troja dem grössten Theile nach von mir
ans Licht gebracht ist, und dass die Ilias -- wenn auch
in übertriebenem Massstabe -- diese Stadt und die That-
sache ihres tragischen Endes besingt. Homer ist aber

einleitung.
Brunnen. Behutsam fing ich daher an, an den äussersten
Enden des griechischen Ilium Brunnen zu graben, die aber
bis zum Urboden nur Hauswände oder Mauern, sowie
Bruchstücke von Töpferwaare aus griechischer Zeit, und
keine Spur von den Trümmern der vorhergehenden Völker
zum Vorschein brachten. Ich rückte daher dieser ver-
meinten Pergamos mit dem Graben von Brunnen all-
mählich näher, ohne bessern Erfolg, und da nun endlich
gar sieben Brunnen, die ich unmittelbar am Fusse dieses
Berges bis zum Felsen grub, nur griechisches Mauerwerk
und nur griechische Topfscherben zum Vorschein brach-
ten, so trete ich jetzt aufs entschiedenste mit der Be-
hauptung hervor: dass sich Troja auf die kleine Fläche
dieses Berges beschränkt hat, dass seine Baustelle genau
angegeben ist durch seine von mir auf vielen Stellen
blossgelegte grosse Ringmauer; dass die Stadt keine
Akropolis hatte und die Pergamos eine reine Erfindung
Homer’s ist; ferner dass Trojas Baustelle in posttroja-
nischer Zeit bis zur griechischen Ansiedelung nur um
so viel zugenommen hat, als der Berg durch den hinun-
tergeworfenen Schutt gewachsen ist, dass aber dem
Ilium der griechischen Colonie sogleich bei dessen
Gründung eine grosse Ausdehnung gegeben wurde.

Wenn man sich aber einerseits hinsichtlich der
Grösse Trojas getäuscht sieht, so muss man doch ande-
rerseits eine hohe Genugthuung in der nunmehr erlang-
ten Gewissheit empfinden, dass es wirklich ein Troja
gab, dass dies Troja dem grössten Theile nach von mir
ans Licht gebracht ist, und dass die Ilias — wenn auch
in übertriebenem Massstabe — diese Stadt und die That-
sache ihres tragischen Endes besingt. Homer ist aber

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[XII/0018] einleitung. Brunnen. Behutsam fing ich daher an, an den äussersten Enden des griechischen Ilium Brunnen zu graben, die aber bis zum Urboden nur Hauswände oder Mauern, sowie Bruchstücke von Töpferwaare aus griechischer Zeit, und keine Spur von den Trümmern der vorhergehenden Völker zum Vorschein brachten. Ich rückte daher dieser ver- meinten Pergamos mit dem Graben von Brunnen all- mählich näher, ohne bessern Erfolg, und da nun endlich gar sieben Brunnen, die ich unmittelbar am Fusse dieses Berges bis zum Felsen grub, nur griechisches Mauerwerk und nur griechische Topfscherben zum Vorschein brach- ten, so trete ich jetzt aufs entschiedenste mit der Be- hauptung hervor: dass sich Troja auf die kleine Fläche dieses Berges beschränkt hat, dass seine Baustelle genau angegeben ist durch seine von mir auf vielen Stellen blossgelegte grosse Ringmauer; dass die Stadt keine Akropolis hatte und die Pergamos eine reine Erfindung Homer’s ist; ferner dass Trojas Baustelle in posttroja- nischer Zeit bis zur griechischen Ansiedelung nur um so viel zugenommen hat, als der Berg durch den hinun- tergeworfenen Schutt gewachsen ist, dass aber dem Ilium der griechischen Colonie sogleich bei dessen Gründung eine grosse Ausdehnung gegeben wurde. Wenn man sich aber einerseits hinsichtlich der Grösse Trojas getäuscht sieht, so muss man doch ande- rerseits eine hohe Genugthuung in der nunmehr erlang- ten Gewissheit empfinden, dass es wirklich ein Troja gab, dass dies Troja dem grössten Theile nach von mir ans Licht gebracht ist, und dass die Ilias — wenn auch in übertriebenem Massstabe — diese Stadt und die That- sache ihres tragischen Endes besingt. Homer ist aber

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/18>, abgerufen am 21.11.2024.