Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.widerlegung der ansicht des herrn nikolaides. Schlachtordnung aufstellte. Ich verstehe vorstehendeVerse aber durchaus nicht so, dass der Hügel Batieia gross und geräumig war, noch dass 50000 Mann sich auf demselben in Schlachtordnung aufgestellt hätten. Im Gegentheil, wenn Homer das Wort "aipus" für An- höhen gebraucht, dann versteht er immer "steil und hoch", und auf einem steilen und hohen Hügel konnten sich unmöglich 50000 Trojaner aufstellen. Auch sagt ja der Dichter ausdrücklich, dass der steile Hügel von den Göttern das Grab der gewandten Myrine genannt wird, während der dem Hügel von den Menschen gege- bene Name "Batieia" auch nur soviel heissen kann als: "Grab der Batieia". Nach Apollodor (III, 12) war näm- lich Batieia die Tochter des trojanischen Königs Teukros, die den von Samothrakien eingewanderten Dardanos hei- rathete, welcher später König und der Erbauer von Troja wurde (Ilias, XX, 215--218). Die Myrine war eine der Amazonen, welche den Feldzug gegen Troja unternom- men hatten (Herodot, I, 27; Ilias, III, 189--190; Strabo, XIII, 3). Nie kann Homer haben glauben machen wollen, dass sich 50000 Krieger auf einem hohen und steilen Grabe aufstellten, auf dessen Spitze kaum zehn Mann stehen können; er hat nur den Ort angeben wollen, wo sich das trojanische Heer aufstellte; dasselbe stellte sich also um das Grab herum, oder neben dem- selben auf. Herr Nikolaides sagt weiter, dass sich ein solcher Hügel auch jetzt noch vor Bunarbaschi befinde, während vor Neu-Ilium durchaus kein Hügel oder eine Anhöhe sei. Ich antworte darauf, dass vor den Anhöhen von Bunarbaschi keines jener "sema" von Homer be- nannten, kegelförmigen Heldengräber ist, dass aber ein widerlegung der ansicht des herrn nikolaïdes. Schlachtordnung aufstellte. Ich verstehe vorstehendeVerse aber durchaus nicht so, dass der Hügel Batieia gross und geräumig war, noch dass 50000 Mann sich auf demselben in Schlachtordnung aufgestellt hätten. Im Gegentheil, wenn Homer das Wort «αἰπύς» für An- höhen gebraucht, dann versteht er immer «steil und hoch», und auf einem steilen und hohen Hügel konnten sich unmöglich 50000 Trojaner aufstellen. Auch sagt ja der Dichter ausdrücklich, dass der steile Hügel von den Göttern das Grab der gewandten Myrine genannt wird, während der dem Hügel von den Menschen gege- bene Name «Batieia» auch nur soviel heissen kann als: »Grab der Batieia». Nach Apollodor (III, 12) war näm- lich Batieia die Tochter des trojanischen Königs Teukros, die den von Samothrakien eingewanderten Dardanos hei- rathete, welcher später König und der Erbauer von Troja wurde (Ilias, XX, 215—218). Die Myrine war eine der Amazonen, welche den Feldzug gegen Troja unternom- men hatten (Herodot, I, 27; Ilias, III, 189—190; Strabo, XIII, 3). Nie kann Homer haben glauben machen wollen, dass sich 50000 Krieger auf einem hohen und steilen Grabe aufstellten, auf dessen Spitze kaum zehn Mann stehen können; er hat nur den Ort angeben wollen, wo sich das trojanische Heer aufstellte; dasselbe stellte sich also um das Grab herum, oder neben dem- selben auf. Herr Nikolaïdes sagt weiter, dass sich ein solcher Hügel auch jetzt noch vor Bunarbaschi befinde, während vor Neu-Ilium durchaus kein Hügel oder eine Anhöhe sei. Ich antworte darauf, dass vor den Anhöhen von Bunarbaschi keines jener «σῆμα» von Homer be- nannten, kegelförmigen Heldengräber ist, dass aber ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0199" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">widerlegung der ansicht des herrn nikolaïdes.</hi></fw><lb/> Schlachtordnung aufstellte. Ich verstehe vorstehende<lb/> Verse aber durchaus nicht so, dass der Hügel Batieia<lb/> gross und geräumig war, noch dass 50000 Mann sich<lb/> auf demselben in Schlachtordnung aufgestellt hätten.<lb/> Im Gegentheil, wenn Homer das Wort «αἰπύς» für An-<lb/> höhen gebraucht, dann versteht er immer «steil und<lb/> hoch», und auf einem steilen und hohen Hügel konnten<lb/> sich unmöglich 50000 Trojaner aufstellen. 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widerlegung der ansicht des herrn nikolaïdes.
Schlachtordnung aufstellte. Ich verstehe vorstehende
Verse aber durchaus nicht so, dass der Hügel Batieia
gross und geräumig war, noch dass 50000 Mann sich
auf demselben in Schlachtordnung aufgestellt hätten.
Im Gegentheil, wenn Homer das Wort «αἰπύς» für An-
höhen gebraucht, dann versteht er immer «steil und
hoch», und auf einem steilen und hohen Hügel konnten
sich unmöglich 50000 Trojaner aufstellen. Auch sagt ja
der Dichter ausdrücklich, dass der steile Hügel von
den Göttern das Grab der gewandten Myrine genannt
wird, während der dem Hügel von den Menschen gege-
bene Name «Batieia» auch nur soviel heissen kann als:
»Grab der Batieia». Nach Apollodor (III, 12) war näm-
lich Batieia die Tochter des trojanischen Königs Teukros,
die den von Samothrakien eingewanderten Dardanos hei-
rathete, welcher später König und der Erbauer von Troja
wurde (Ilias, XX, 215—218). Die Myrine war eine der
Amazonen, welche den Feldzug gegen Troja unternom-
men hatten (Herodot, I, 27; Ilias, III, 189—190; Strabo,
XIII, 3). Nie kann Homer haben glauben machen
wollen, dass sich 50000 Krieger auf einem hohen und
steilen Grabe aufstellten, auf dessen Spitze kaum
zehn Mann stehen können; er hat nur den Ort angeben
wollen, wo sich das trojanische Heer aufstellte; dasselbe
stellte sich also um das Grab herum, oder neben dem-
selben auf. Herr Nikolaïdes sagt weiter, dass sich ein
solcher Hügel auch jetzt noch vor Bunarbaschi befinde,
während vor Neu-Ilium durchaus kein Hügel oder eine
Anhöhe sei. Ich antworte darauf, dass vor den Anhöhen
von Bunarbaschi keines jener «σῆμα» von Homer be-
nannten, kegelförmigen Heldengräber ist, dass aber ein
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