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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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die quellen an der nordseite iliums.
aber bei dem fortwährenden Wechsel der Arbeiter wird
die Fälschung doch noch immer von Zeit zu Zeit
versucht.

Da ich bei meinen vielen Arbeiten nicht die Namen
aller meiner Arbeiter im Gedächtniss behalten kann, so
nenne ich sie je nach ihrem mehr oder weniger gottesfürch-
tigen, militärischen oder gelehrten Aussehen: Derwisch,
Mönch, Pilgrim, Corporal, Doctor, Schulmeister u. s. w.
und kaum habe ich einen solchen Namen gegeben, so
wird der gute Mann von allen bei demselben so genannt,
solange er bei mir ist. Auf diese Weise habe ich viele
Doctoren, von denen keiner lesen oder schreiben kann.

Gestern fand ich wieder in 13 Meter oder 431/2 Fuss
Tiefe, zwischen den Steinen des alten Troja, zwei
Kröten, welche davonhüpften, sobald sie sich in Freiheit
sahen.

Die Zahl der an der Nordseite von Ilium befind-
lichen Quellen habe ich in meinem letzten Berichte
noch nicht ganz genau angegeben. Ich habe jetzt alle
Quellen selbst besucht, ihre Entfernung von meinen
Ausgrabungen gemessen und kann Nachstehendes darü-
ber mittheilen: Die erste gerade unter den Trümmern
der alten Stadtmauer befindliche Quelle ist genau 365
Meter von meinen Ausgrabungen entfernt; ihr Wasser
hat eine Temperatur von 16 Grad Celsius oder 12 4/5 Grad
Reaumur; sie hat eine 2 Meter hohe und 2 Meter
80 Centimeter breite Einfassung von mit Cement ver-
bundenen grossen Steinen, und vor ihr stehen zwei
steinerne Tröge zum Tränken des Viehes. Die zweite,
ebenfalls noch unter den Ruinen der alten Stadtmauer
befindliche Quelle ist genau 725 Meter von meinen Aus-

die quellen an der nordseite iliums.
aber bei dem fortwährenden Wechsel der Arbeiter wird
die Fälschung doch noch immer von Zeit zu Zeit
versucht.

Da ich bei meinen vielen Arbeiten nicht die Namen
aller meiner Arbeiter im Gedächtniss behalten kann, so
nenne ich sie je nach ihrem mehr oder weniger gottesfürch-
tigen, militärischen oder gelehrten Aussehen: Derwisch,
Mönch, Pilgrim, Corporal, Doctor, Schulmeister u. s. w.
und kaum habe ich einen solchen Namen gegeben, so
wird der gute Mann von allen bei demselben so genannt,
solange er bei mir ist. Auf diese Weise habe ich viele
Doctoren, von denen keiner lesen oder schreiben kann.

Gestern fand ich wieder in 13 Meter oder 43½ Fuss
Tiefe, zwischen den Steinen des alten Troja, zwei
Kröten, welche davonhüpften, sobald sie sich in Freiheit
sahen.

Die Zahl der an der Nordseite von Ilium befind-
lichen Quellen habe ich in meinem letzten Berichte
noch nicht ganz genau angegeben. Ich habe jetzt alle
Quellen selbst besucht, ihre Entfernung von meinen
Ausgrabungen gemessen und kann Nachstehendes darü-
ber mittheilen: Die erste gerade unter den Trümmern
der alten Stadtmauer befindliche Quelle ist genau 365
Meter von meinen Ausgrabungen entfernt; ihr Wasser
hat eine Temperatur von 16 Grad Celsius oder 12⅘ Grad
Réaumur; sie hat eine 2 Meter hohe und 2 Meter
80 Centimeter breite Einfassung von mit Cement ver-
bundenen grossen Steinen, und vor ihr stehen zwei
steinerne Tröge zum Tränken des Viehes. Die zweite,
ebenfalls noch unter den Ruinen der alten Stadtmauer
befindliche Quelle ist genau 725 Meter von meinen Aus-

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[150/0216] die quellen an der nordseite iliums. aber bei dem fortwährenden Wechsel der Arbeiter wird die Fälschung doch noch immer von Zeit zu Zeit versucht. Da ich bei meinen vielen Arbeiten nicht die Namen aller meiner Arbeiter im Gedächtniss behalten kann, so nenne ich sie je nach ihrem mehr oder weniger gottesfürch- tigen, militärischen oder gelehrten Aussehen: Derwisch, Mönch, Pilgrim, Corporal, Doctor, Schulmeister u. s. w. und kaum habe ich einen solchen Namen gegeben, so wird der gute Mann von allen bei demselben so genannt, solange er bei mir ist. Auf diese Weise habe ich viele Doctoren, von denen keiner lesen oder schreiben kann. Gestern fand ich wieder in 13 Meter oder 43½ Fuss Tiefe, zwischen den Steinen des alten Troja, zwei Kröten, welche davonhüpften, sobald sie sich in Freiheit sahen. Die Zahl der an der Nordseite von Ilium befind- lichen Quellen habe ich in meinem letzten Berichte noch nicht ganz genau angegeben. Ich habe jetzt alle Quellen selbst besucht, ihre Entfernung von meinen Ausgrabungen gemessen und kann Nachstehendes darü- ber mittheilen: Die erste gerade unter den Trümmern der alten Stadtmauer befindliche Quelle ist genau 365 Meter von meinen Ausgrabungen entfernt; ihr Wasser hat eine Temperatur von 16 Grad Celsius oder 12⅘ Grad Réaumur; sie hat eine 2 Meter hohe und 2 Meter 80 Centimeter breite Einfassung von mit Cement ver- bundenen grossen Steinen, und vor ihr stehen zwei steinerne Tröge zum Tränken des Viehes. Die zweite, ebenfalls noch unter den Ruinen der alten Stadtmauer befindliche Quelle ist genau 725 Meter von meinen Aus-

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/216>, abgerufen am 26.11.2024.