Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

schlangenhörner; vasen, steinwerkzeuge.
wandeln und dergleichen mehr. Wegen der vielen heil-
samen und nützlichen Wirkungen, die man den Schlangen-
hörnern beilegt, schreibt man ihnen einen ungeheuern
Werth zu, und wurde bei meiner Rückkunft hier, Ende
Januar, einer meiner vorjährigen Arbeiter von seinen
neidischen Kameraden beschuldigt, er habe im vorigen
Jahre in einer Urne in 16 Meter Tiefe ein paar Schlan-
genhörner gefunden und entwendet. Alle meine Ver-
sicherungen, dass es keine Schlangenhörner gebe, ver-
mochten nicht, die guten Arbeiter zu überzeugen, und
sie glauben heute noch, ihr Kamerad habe mir einen
grossen Schatz gestohlen. Die nicht mit Hörnern ver-
zierten Schlangenköpfe stellen meistentheils die giftige
Aspis dar; sie haben über dem Maule eine Menge
Punkte, und Kopf und Rücken sind durch Querstriche
in Fächer abgetheilt, und diese sind mit Punkten ge-
schmückt. Auf der entgegengesetzten Seite haben diese
flachen Schlangenköpfe der Länge nach laufende,
Frauenhaaren ähnliche Striche. Es kommen auch 4 Centi-
meter hohe Kegel von Terracotta vor, welche drei nicht
durchgehende Löcher haben. Von Terracotta-Vasen ohne
Eulengesicht, aber mit zwei Frauenbrüsten und grossem
Bauchnabel, sowie mit zwei kleinen aufrecht stehen-
den Griffen in Form von Armen wurden dieser Tage
noch mehrere in 1 und 2 Meter Tiefe gefunden. Werk-
zeuge von Diorit und Wurfscheiben von Granit, auch
mitunter von hartem Kalkstein kommen in allen Schutt-
schichten unterhalb 4 Meter Tiefe in Menge vor. Häm-
mer und Keile kommen sowol von Diorit als von grü-
nem Steine vor und sind in den meisten Fällen sehr
hübsch gearbeitet. Nicht alle steinernen Hämmer

schlangenhörner; vasen, steinwerkzeuge.
wandeln und dergleichen mehr. Wegen der vielen heil-
samen und nützlichen Wirkungen, die man den Schlangen-
hörnern beilegt, schreibt man ihnen einen ungeheuern
Werth zu, und wurde bei meiner Rückkunft hier, Ende
Januar, einer meiner vorjährigen Arbeiter von seinen
neidischen Kameraden beschuldigt, er habe im vorigen
Jahre in einer Urne in 16 Meter Tiefe ein paar Schlan-
genhörner gefunden und entwendet. Alle meine Ver-
sicherungen, dass es keine Schlangenhörner gebe, ver-
mochten nicht, die guten Arbeiter zu überzeugen, und
sie glauben heute noch, ihr Kamerad habe mir einen
grossen Schatz gestohlen. Die nicht mit Hörnern ver-
zierten Schlangenköpfe stellen meistentheils die giftige
Aspis dar; sie haben über dem Maule eine Menge
Punkte, und Kopf und Rücken sind durch Querstriche
in Fächer abgetheilt, und diese sind mit Punkten ge-
schmückt. Auf der entgegengesetzten Seite haben diese
flachen Schlangenköpfe der Länge nach laufende,
Frauenhaaren ähnliche Striche. Es kommen auch 4 Centi-
meter hohe Kegel von Terracotta vor, welche drei nicht
durchgehende Löcher haben. Von Terracotta-Vasen ohne
Eulengesicht, aber mit zwei Frauenbrüsten und grossem
Bauchnabel, sowie mit zwei kleinen aufrecht stehen-
den Griffen in Form von Armen wurden dieser Tage
noch mehrere in 1 und 2 Meter Tiefe gefunden. Werk-
zeuge von Diorit und Wurfscheiben von Granit, auch
mitunter von hartem Kalkstein kommen in allen Schutt-
schichten unterhalb 4 Meter Tiefe in Menge vor. Häm-
mer und Keile kommen sowol von Diorit als von grü-
nem Steine vor und sind in den meisten Fällen sehr
hübsch gearbeitet. Nicht alle steinernen Hämmer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0264" n="198"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">schlangenhörner; vasen, steinwerkzeuge</hi>.</fw><lb/>
wandeln und dergleichen mehr. Wegen der vielen heil-<lb/>
samen und nützlichen Wirkungen, die man den Schlangen-<lb/>
hörnern beilegt, schreibt man ihnen einen ungeheuern<lb/>
Werth zu, und wurde bei meiner Rückkunft hier, Ende<lb/>
Januar, einer meiner vorjährigen Arbeiter von seinen<lb/>
neidischen Kameraden beschuldigt, er habe im vorigen<lb/>
Jahre in einer Urne in 16 Meter Tiefe ein paar Schlan-<lb/>
genhörner gefunden und entwendet. Alle meine Ver-<lb/>
sicherungen, dass es keine Schlangenhörner gebe, ver-<lb/>
mochten nicht, die guten Arbeiter zu überzeugen, und<lb/>
sie glauben heute noch, ihr Kamerad habe mir einen<lb/>
grossen Schatz gestohlen. Die nicht mit Hörnern ver-<lb/>
zierten Schlangenköpfe stellen meistentheils die giftige<lb/>
Aspis dar; sie haben über dem Maule eine Menge<lb/>
Punkte, und Kopf und Rücken sind durch Querstriche<lb/>
in Fächer abgetheilt, und diese sind mit Punkten ge-<lb/>
schmückt. Auf der entgegengesetzten Seite haben diese<lb/>
flachen Schlangenköpfe der Länge nach laufende,<lb/>
Frauenhaaren ähnliche Striche. Es kommen auch 4 Centi-<lb/>
meter hohe Kegel von Terracotta vor, welche drei nicht<lb/>
durchgehende Löcher haben. Von Terracotta-Vasen ohne<lb/>
Eulengesicht, aber mit zwei Frauenbrüsten und grossem<lb/>
Bauchnabel, sowie mit zwei kleinen aufrecht stehen-<lb/>
den Griffen in Form von Armen wurden dieser Tage<lb/>
noch mehrere in 1 und 2 Meter Tiefe gefunden. Werk-<lb/>
zeuge von Diorit und Wurfscheiben von Granit, auch<lb/>
mitunter von hartem Kalkstein kommen in allen Schutt-<lb/>
schichten unterhalb 4 Meter Tiefe in Menge vor. Häm-<lb/>
mer und Keile kommen sowol von Diorit als von grü-<lb/>
nem Steine vor und sind in den meisten Fällen sehr<lb/>
hübsch gearbeitet. Nicht alle steinernen Hämmer<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0264] schlangenhörner; vasen, steinwerkzeuge. wandeln und dergleichen mehr. Wegen der vielen heil- samen und nützlichen Wirkungen, die man den Schlangen- hörnern beilegt, schreibt man ihnen einen ungeheuern Werth zu, und wurde bei meiner Rückkunft hier, Ende Januar, einer meiner vorjährigen Arbeiter von seinen neidischen Kameraden beschuldigt, er habe im vorigen Jahre in einer Urne in 16 Meter Tiefe ein paar Schlan- genhörner gefunden und entwendet. Alle meine Ver- sicherungen, dass es keine Schlangenhörner gebe, ver- mochten nicht, die guten Arbeiter zu überzeugen, und sie glauben heute noch, ihr Kamerad habe mir einen grossen Schatz gestohlen. Die nicht mit Hörnern ver- zierten Schlangenköpfe stellen meistentheils die giftige Aspis dar; sie haben über dem Maule eine Menge Punkte, und Kopf und Rücken sind durch Querstriche in Fächer abgetheilt, und diese sind mit Punkten ge- schmückt. Auf der entgegengesetzten Seite haben diese flachen Schlangenköpfe der Länge nach laufende, Frauenhaaren ähnliche Striche. Es kommen auch 4 Centi- meter hohe Kegel von Terracotta vor, welche drei nicht durchgehende Löcher haben. Von Terracotta-Vasen ohne Eulengesicht, aber mit zwei Frauenbrüsten und grossem Bauchnabel, sowie mit zwei kleinen aufrecht stehen- den Griffen in Form von Armen wurden dieser Tage noch mehrere in 1 und 2 Meter Tiefe gefunden. Werk- zeuge von Diorit und Wurfscheiben von Granit, auch mitunter von hartem Kalkstein kommen in allen Schutt- schichten unterhalb 4 Meter Tiefe in Menge vor. Häm- mer und Keile kommen sowol von Diorit als von grü- nem Steine vor und sind in den meisten Fällen sehr hübsch gearbeitet. Nicht alle steinernen Hämmer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/264
Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/264>, abgerufen am 24.11.2024.