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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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kupferwaffen; ausgrabung a. d. südostecke d. pergamos.
haben ein durchgehendes Loch; bei vielen sieht
man nur eine 1/2 bis 1 Centimeter tiefe Höhlung auf
beiden Seiten.

Von Metallen kam nur Kupfer vor; eine 14 Centi-
meter lange kupferne Sichel wurde heute gefunden;
von kupfernen Waffen wurden seit dem 1. v. M. nur erst
zwei Lanzen in 7 und ein Pfeil in 4 Meter Tiefe gefun-
den. Lange dünne kupferne Nägel mit rundem Kopf
oder nur gebogener Spitze kommen in Menge vor, und
finde ich deren jetzt auch mehrfach in 5 und 6 Meter
Tiefe, wo ich bis dahin seit Anfang meiner Ausgrabun-
gen im Jahre 1871 erst zwei Nägel gefunden hatte.

Den an der Südostecke der Pergamos angelegten
Einschnitt zur Blosslegung des östlichen Theils des
grossen Thurms habe ich jetzt bis zu meinem vorjähri-
gen Einschnitt in einer Länge von 96 Meter und in
einer Breite von 20 bis 24 Meter auf einmal in An-
griff genommen, und geht die Arbeit sehr rasch, da
diese Ausgrabung nahe am südlichen Bergabhange
und daher der Schutt nicht weit zu karren ist. Ich
habe acht Seitenwege zur Fortschaffung desselben an-
gelegt. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es weit
vortheilhafter ist, keine besondern Leute zum Beladen
der Schiebkarren zu halten und jeden Arbeiter selbst seine
Karre vollschaufeln zu lassen. Ebenso hat mir die
Praxis gezeigt, dass beim Abbrechen der Erdwände
mit den langen eisernen Hebeln mittels eines "Bocks"
sehr viel kostbare Zeit verloren geht und dass es viel
vortheilhafter und für die Arbeiter weniger gefahrvoll
ist, die Erdwände immer unter einem Winkel von
55 Grad zu halten, nach Mass des Bedarfs abzugra-

kupferwaffen; ausgrabung a. d. südostecke d. pergamos.
haben ein durchgehendes Loch; bei vielen sieht
man nur eine ½ bis 1 Centimeter tiefe Höhlung auf
beiden Seiten.

Von Metallen kam nur Kupfer vor; eine 14 Centi-
meter lange kupferne Sichel wurde heute gefunden;
von kupfernen Waffen wurden seit dem 1. v. M. nur erst
zwei Lanzen in 7 und ein Pfeil in 4 Meter Tiefe gefun-
den. Lange dünne kupferne Nägel mit rundem Kopf
oder nur gebogener Spitze kommen in Menge vor, und
finde ich deren jetzt auch mehrfach in 5 und 6 Meter
Tiefe, wo ich bis dahin seit Anfang meiner Ausgrabun-
gen im Jahre 1871 erst zwei Nägel gefunden hatte.

Den an der Südostecke der Pergamos angelegten
Einschnitt zur Blosslegung des östlichen Theils des
grossen Thurms habe ich jetzt bis zu meinem vorjähri-
gen Einschnitt in einer Länge von 96 Meter und in
einer Breite von 20 bis 24 Meter auf einmal in An-
griff genommen, und geht die Arbeit sehr rasch, da
diese Ausgrabung nahe am südlichen Bergabhange
und daher der Schutt nicht weit zu karren ist. Ich
habe acht Seitenwege zur Fortschaffung desselben an-
gelegt. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es weit
vortheilhafter ist, keine besondern Leute zum Beladen
der Schiebkarren zu halten und jeden Arbeiter selbst seine
Karre vollschaufeln zu lassen. Ebenso hat mir die
Praxis gezeigt, dass beim Abbrechen der Erdwände
mit den langen eisernen Hebeln mittels eines „Bocks“
sehr viel kostbare Zeit verloren geht und dass es viel
vortheilhafter und für die Arbeiter weniger gefahrvoll
ist, die Erdwände immer unter einem Winkel von
55 Grad zu halten, nach Mass des Bedarfs abzugra-

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[199/0265] kupferwaffen; ausgrabung a. d. südostecke d. pergamos. haben ein durchgehendes Loch; bei vielen sieht man nur eine ½ bis 1 Centimeter tiefe Höhlung auf beiden Seiten. Von Metallen kam nur Kupfer vor; eine 14 Centi- meter lange kupferne Sichel wurde heute gefunden; von kupfernen Waffen wurden seit dem 1. v. M. nur erst zwei Lanzen in 7 und ein Pfeil in 4 Meter Tiefe gefun- den. Lange dünne kupferne Nägel mit rundem Kopf oder nur gebogener Spitze kommen in Menge vor, und finde ich deren jetzt auch mehrfach in 5 und 6 Meter Tiefe, wo ich bis dahin seit Anfang meiner Ausgrabun- gen im Jahre 1871 erst zwei Nägel gefunden hatte. Den an der Südostecke der Pergamos angelegten Einschnitt zur Blosslegung des östlichen Theils des grossen Thurms habe ich jetzt bis zu meinem vorjähri- gen Einschnitt in einer Länge von 96 Meter und in einer Breite von 20 bis 24 Meter auf einmal in An- griff genommen, und geht die Arbeit sehr rasch, da diese Ausgrabung nahe am südlichen Bergabhange und daher der Schutt nicht weit zu karren ist. Ich habe acht Seitenwege zur Fortschaffung desselben an- gelegt. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es weit vortheilhafter ist, keine besondern Leute zum Beladen der Schiebkarren zu halten und jeden Arbeiter selbst seine Karre vollschaufeln zu lassen. Ebenso hat mir die Praxis gezeigt, dass beim Abbrechen der Erdwände mit den langen eisernen Hebeln mittels eines „Bocks“ sehr viel kostbare Zeit verloren geht und dass es viel vortheilhafter und für die Arbeiter weniger gefahrvoll ist, die Erdwände immer unter einem Winkel von 55 Grad zu halten, nach Mass des Bedarfs abzugra-

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/265>, abgerufen am 24.11.2024.